Die Schweiz ist wieder die Nummer 1
Camille Rast vor Wendy Holdener: Das ist nicht nur der erste Schweizer Slalom-Doppelsieg seit Sonja Nef und Marlies Oester vor 28 Jahren. Nein, zusammen mit den Rängen 5 (Mélanie Meillard), 15 (Aline Höpli) und 19 (Michelle Gisin) ergibt das auch die dickste Slalom-Punkteausbeute eines Schweizer Teams seit der Jahrtausendwende. 253 Zähler gehen auf das Konto von Swiss-Ski, womit man erstmals in dieser Saison den Thron im Nationenklassement erklimmt. Die Top 3 (Männer und Frauen)? 1. Schweiz (921), 2. Norwegen (741), 3. USA (604).
Kohler nach Wengen-Albtraum zurück
Swiss-Ski hat das Aufgebot für die Männer-Rennen in Beaver Creek vom kommenden Wochenende bekannt gegeben – insgesamt umfasst es 17 Fahrer. Besonders erfreulich ist, dass auch Marco Kohler (27) in diesem figuriert. Der von Verletzungen geplagte Abfahrer könnte damit sein Weltcup-Comeback geben, nachdem er sich im Januar 2024 bei einem schweren Sturz am Lauberhorn das Kreuzband im rechten Knie gerissen hat. Es war nach einem Totalschaden im linken Knie aus dem Januar 2020 Kohlers zweite schwere Verletzung. In den Wochen vor der neuerlichen Verletzung hatte Kohler seine ersten Top-10-Resultate im Weltcup herausgefahren.
Autounfall verhindert Rückkehr
Die junge Amerikanerin Dasha Romanov (21) hätte zum zweiten Mal in ihrer Karriere bei einem Heimrennen im Weltcup starten dürfen. Aber Killington bringt ihr einfach kein Glück. Letztes Jahr durchkreuzten in der Nacht vor dem Rennen starke Rückenschmerzen ihre Pläne. Sie bestritt zwar die Besichtigung, konnte sich danach aber kaum mehr bewegen. Sie brauchte sogar Hilfe, um die Skischuhe wieder auszuziehen. Wegen eines Bandscheibenvorfalls fiel sie die restliche Saison aus. Nun wollte sie an gleicher Stätte ihr Comeback geben. Und wieder klappts nicht. Auf dem Weg nach Killington wird Romanov in einen Autounfall verwickelt. «Wir hatten grosses Glück und sind alle okay», gibt sie zwar auf Instagram Entwarnung, «aber eine Gehirnerschütterung und ein Schleudertrauma bedeuten, dass ich eine Weile nicht an Rennen teilnehmen kann.» So muss auch der dritte Weltcup-Einsatz – sie bestritt letztes Jahr die beiden Slaloms in Levi (Fi) – warten.
Shiffrins Wunde kann nicht genäht werden
Wie lange wird sie ausfallen? Noch ist nicht abzuschätzen, wann Mikaela Shiffrin nach ihrem heftigen Abflug am Samstag auf die Pisten zurückkehren wird. Gerissen oder gebrochen ist nichts, aber sie hat eine Stichwunde am Bauch, die offenbar wegen Infektionsgefahr nicht genäht werden darf. Zudem habe sie «ein schweres Muskeltrauma», schreibt der US-Verband. Am Sonntagabend sagt Shiffrin zu NBC: «Es geht ein Loch durch den Bauchmuskel. Wir wissen nicht, wie es zur Stichwunde kam.» Im Moment sei sie sehr limitiert in ihren Bewegungen. «Leider werde ich voraussichtlich nicht in Beaver Creek starten können.» In der US-Ski-Station stehen mit einer Abfahrt und einem Super-G am 14. und 15. Dezember die nächsten Frauen-Rennen auf dem Programm.
Das Comeback
«Ratet mal, wer wieder da ist?», schreibt Valérie Grenier (28) am Donnerstag auf Instagram. Die Kanadierin gibt im Riesenslalom ihr Comeback. Und das fast auf den Tag genau zehn Monate nach ihrem fürchterlichen Sturz im Super-G von Cortina d’Ampezzo (It). Die Diagnose damals: Gebrochener linker Oberarm sowie Kreuzbandriss, angerissenes Innenband und verletzter Meniskus im rechten Knie. «Ich werde wieder Gas geben und kann es kaum erwarten», verspricht sie. Und warten muss sie in der Tat nicht lange. Denn Grenier darf das Rennen mit Startnummer 1 eröffnen. Zur Halbzeit ist sie Zwölfte, am Ende schaut Platz 9 heraus. Ein gelungenes Comeback.
US-Team: Zuerst stark, dann desolat
Die amerikanischen Ski-Fans unterstützen während dem Riesenslalom nicht nur ihre Athletinnen, sondern feuern alle Fahrerinnen lautstark an. Aber ihr eigenes Team bereitet ihnen besonders Freude – auch wenn Mikaela Shiffrin mit ihrem Sturz für einen Schreckmoment sorgt. Insgesamt fünf Amerikanerinnen sind im zweiten Lauf dabei. Darunter auch Elisabeth Bocock. Die 19-Jährige bestreitet erst ihr sechstes Weltcuprennen und braust im ersten Lauf mit Startnummer 47 auf den 8. Platz. Diesen kann sie zwar nicht verteidigen, als 23. holt sie aber ihre ersten Weltcuppunkte. Mit Paula Moltzan (30) und Nina O’Brien (27) klassieren sich zwei Teamkolleginnen in den Top 6 und realisieren ihre Karrierebestresultate. Katie Hensien rundet als 13. das trotz Shiffrin-Ausfall starke US-Resultat im Riesenslalom ab. Und am Sonntag? Da dreht der Wind, keine einzige schafft es in die Punkte. So schnell kanns gehen.
Der besondere Award
Clarisse Breche (23) hat gleich doppelt Grund zur Freude. Die französische Technikspezialistin holt dank Platz 16 in ihrem sechsten Weltcup-Riesenslalom die ersten Punkte in dieser Disziplin. Dieses Erfolgserlebnis wird mit einem besonderen Preis versüsst. Breche wird der Bibbo Award des US-Skiteams verliehen. Die Siegerin wird nach folgender Formel ermittelt: Startnummer minus Klassierung gleich Bibbo-Zahl. Die höchste Zahl gewinnt. Da Breche die Startnummer 62 trägt, ist sie die Siegerin. Und bekommt einen Scheck über 5000 US-Dollar. Am Sonntag hätte diesen beinahe eine Schweizerin gewonnen. Aline Höpli (23) holt mit Startnummer 55 als 15. ihre ersten Weltcuppunkte. Für den Bibbo Award reichts nicht ganz. Diesen bekommt die Italienerin Giorgia Collomb (18), die mit Startnummer 59 auf Platz 16 fährt.