Gisin ändert Ski-Strategie
«Im Slalom bin ich definitiv nicht ready»

An den Slalom in Flachau (Ö) hat Michelle Gisin gute Erinnerungen. Die Chance, dass sie hier erneut brilliert, sind aber klein. Gisin erfindet sich neu.
Publiziert: 13.01.2025 um 20:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.01.2025 um 09:36 Uhr
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Der Frust muss raus: Michelle Gisin war in St. Anton zuletzt hervorragend unterwegs, ehe sie kurz vor dem Ziel patzte – Rang 27.
Foto: AFP

Auf einen Blick

  • Michelle Gisin fokussiert sich auf Speed-Disziplinen und lässt Rennen aus
  • Sie kämpft mit mentaler Erschöpfung und emotionalen Herausforderungen
  • Beste Slalom-Platzierung in vier Rennen: Rang 19. Der WM-Zug ist wohl wohl abgefahren
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Wohin geht Michelle Gisins Reise? Sieben Jahre fuhr sie alle Disziplinen. Pausen gab es keine. «Ich habe permanent Gas gegeben, im Training und im Rennen. Jetzt erst merke ich, wie verrückt das war», sagt die 31-Jährige.

Gisin spürt, dass sich ihre Batterien mehr und mehr leeren. Nicht körperlich, sondern mental. Entsprechend beginnt sie, sich zu fokussieren. Heisst: Rennen auszulassen. Sie verzichtete bereits auf die Technik-Bewerbe am Semmering (Ö). Beim Nacht-Slalom in Flachau (Ö) am Dienstag ist sie wieder dabei. Doch wie viele Zick-Zack-Rennen wird sie danach noch bestreiten?

Fakt ist: Im Slalom ist Gisin in diesem Winter nicht auf der Höhe. Ihre beste Platzierung in vier Rennen: Rang 19. Der WM-Zug in dieser Disziplin ist wohl abgefahren – zumal schon vier Teamkolleginnen (Rast, Holdener, Meillard und Christen) die WM-Richtlinien (einmal Top 7 oder zweimal Top 15) erfüllt haben. «Das ist mir nicht egal, aber es geht in Ordnung. Ich freue mich für alle – es ist wunderbar, wie die jungen Fahrerinnen nach vorne drücken.»

Letztlich sei es einfach, so die Engelbergerin: «Bei der WM sollen jene fahren, die ready sind – und ich bin im Slalom definitiv nicht ready.» In der Disziplinen-Weltcupstartliste, die für die Startnummernvergabe massgebend ist, ist Gisin auf Rang 11 abgerutscht. Das ist noch nicht tragisch, aber die Tendenz ist klar – es geht eher nach hinten als nach vorne.

Tränen in Nordamerika

Gisin wandelt sich von der Allrounderin zur Speed-Fahrerin – nicht langsam, sondern schneller als erwartet. Vor der Saison hatte sie zwar noch davon gesprochen, wie viel Energie sie daraus holen würde, auf allen Hochzeiten zu tanzen. Doch während des Nordamerika-Trips im November und Dezember änderte sich viel.

Nachdem die zwei Riesenslaloms von Mont Tremblant (Ka) abgesagt worden waren, fiel Gisin in ein psychisches Loch. «Ich habe drei Tage lang geheult wie ein Baby», erzählt sie in ihrem Podcast «Heb de Schlitte». Gegenüber Blick erklärt sie: «Ich habe erstmals die Büchse der Pandora geöffnet, alle Emotionen mussten raus.»

Gisin deutete ihr Potenzial an

Vor einem Jahr zeigte sie beim Nachtrennen in Flachau eine ihrer beeindruckendsten Slalom-Leistungen. Nach Platz 6 im ersten Lauf verlor sie im zweiten Durchgang den Stock, er baumelte an der Hand. Erst nach mehreren Sekunden bekam sie ihn zu fassen. Gisin schien dadurch fast noch mehr angestachelt zu sein, sie verbesserte sich sogar auf Rang 4. Die Chance, dass sie dies wiederholt, sind gering.

Dagegen deutete Gisin in diesem Winter an, wozu sie in den schnellen Disziplinen fähig ist. Sie war in Beaver Creek Achte (Abfahrt) und Neunte (Super-G). Zuletzt beim Super-G in St. Anton (Ö) hätte mit etwas Glück sogar ein Podestplatz rausgeschaut. Aber: Gisin patzte kurz vor Schluss – Rang 27. Beim Speed-Wochenende in Cortina bekommt sie die Chance, Verpasstes nachzuholen.

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