Ex-SRF-Experte war Gut-Behramis grösster Kritiker
«Sie mochte mich nicht besonders»

Ist das wirklich die gleiche Athletin? Bei der WM 2019 war Lara Gut-Behrami völlig von der Rolle. Nun ist sie zurück in Are und so stark wie noch nie.
Publiziert: 08.03.2024 um 12:03 Uhr
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Aktualisiert: 08.03.2024 um 13:19 Uhr
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Lara Gut-Behrami bei der WM 2019 in Are. Damals verlor sie im Riesenslalom mehr als 3 (!) Sekunden. Kaum zu glauben.
Foto: Sven Thomann
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Mathias GermannReporter Sport

Es ist eine Kugel, die ihr die Welt bedeutet. Und Lara Gut-Behrami steht kurz davor, sie erstmals zu gewinnen. Die Tessinerin hat im Riesenslalom-Weltcup 135 Punkte Vorsprung auf Federica Brignone (33, It). Zwei Rennen stehen noch aus.

Bereits an diesem Wochenende in Are (Sd) könnte sie die Disziplinen-Kristallkugel klarmachen. Michael Bont (50) zweifelt keine Sekunde daran, dass Gut-Behrami den Sack zumachen wird. «Sie fährt genial, einfach cool», sagt der Bündner.

Das war aber nicht immer so. Rückblick. Bei der WM 2019 ist Gut-Behrami ebenfalls in Are am Start des Riesenslaloms. Aber Favoritin wie heute? Nein, das ist sie da bei weitem nicht. Nach dem ersten Lauf ist sie 19. und am Ende 21. Dabei verliert sie ohne gröberen Patzer 3,07 Sekunden auf die Spitze. Bont analysierte damals als SRF-Experte die Rennen vor Ort. Und meinte: «So kann es im Riesenslalom nicht weitergehen. Da hat Lara gröbere Aufgaben, die sie lösen muss. Sonst verliert sie den Anschluss total.»

«Sie mochte mich nicht besonders»

Tatsächlich gibt es vor drei Jahren nicht wenige, die Gut-Behrami nahelegen, künftig auf den Riesenslalom zu verzichten – für sie ist Hopfen und Malz verloren. «Ich finde es gewaltig von Lara, dass sie die Flinte nicht ins Korn geworfen hat. Es hat sich gelohnt», sagt Bont.

Er selbst hatte ein schwieriges Verhältnis zu Gut-Behrami, gibt der ehemalige Erfolgstrainer von Finnlands Slalom-Heldin Tanja Poutiainen (43) zu. «Sie mochte mich nicht besonders. Aber das ist auch nicht schlimm, sie musste sich keine Ratschläge von Experten annehmen, sondern selbst zur Einsicht kommen, dass sie etwas ändern muss. Und genau das hat Lara getan.»

Fast vier Jahre ohne Riesen-Podestplatz

Gut-Behrami blieb nach der WM 2019 nicht nur am Ball, irgendwann bekam sie auch ihr Timing-Problem und ihre Rutschphasen eingangs der Kurven in den Griff. «Driften ist genial, wenn du es kannst. Aber du darfst es nicht immer tun, sondern es nur situativ einsetzen», so Bont.

Ende Januar 2021 war es dann so weit: Nach einer vierjährigen Durststrecke fuhr Gut-Behrami im Riesenslalom wieder aufs Weltcup-Podest. Kurz darauf krönte sie sich in Cortina (It) zur Riesenslalom-Weltmeisterin.

Auch Niederreiter merkte: So geht es nicht

Wann Gut-Behrami zur Erkenntnis gekommen sei, dass sie etwas an ihrem Fahrstil ändern musste, weiss Bont nicht. Er betont, dass auch andere Sportler irgendwann vor radikalen Änderungen stehen würden.

Der heutige Athletik-Coach des Schweizer NHL-Cracks Nino Niederreiter (31) erklärt: «Als man in den USA wegen Corona fast nichts machen durfte, spielte Nino nicht nur, sondern schaute sich auch viele Spiele im TV an. Erst da wurde ihm bewusst, welchen Speed andere Spieler drauf hatten. Er rief mich an und meinte: ‹Michi, wir müssen etwas ändern. Ich muss auch schneller werden!› Daran haben wir dann zusammen mit einem Skating-Coach gearbeitet und einiges im Athletik-Training umgestellt. Es hat gewirkt.»

Und heute? Da sagt Bont: «Lara hatte den Mut, sich anzupassen. Es ist herrlich, ihr beim Skifahren zuzusehen.»

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