Das erste Interview im Zielraum gibt Lara Gut-Behrami (32) im ORF. Zufall? Nein. Ex-Speed-Ass und Kamerafahrerin Nicole Schmidhofer (34) hat sie mit einer Zimtschnecke gelockt. «Nur darum bin ich schon hier», sagt die Tessinerin lachend. Ihre gute Laune rührt nicht nur vom skandinavischen Süssgebäck her, das sie neben ihrem Vater Pauli Gut geniesst. Natürlich nicht.
Kurz davor hat sie das Ziel beim Super-G in Kvitfjell (No) als Zweite erreicht. Und als das von Nebel-Kapriolen geprägte Rennen nach 41 Fahrerinnen abgebrochen wird, steht definitiv fest: Gut-Behrami führt im Super-G-Weltcup nun so deutlich, dass ihr beim Weltcupfinale in Saalbach (Ö) bereits ein achter Platz zum Gewinn der Kristallkugel reicht – es wäre die fünfte ihrer Karriere. Gut-Behrami, die Super-G-Königin!
«Abgerechnet wird in Saalbach»
Das ist aber längst nicht alles. Gut-Behrami führt auch im Riesenslalom- und Abfahrtsweltcup. Und vor allem: Mit den in Kvitfjell gehamsterten 180 Punkten zementiert sie ihre Pole-Position im Kampf um die grosse Kristallkugel. «Im Ziel schaue ich schon auf die Resultate und Wertungen, klar. Aber abgerechnet wird erst in Saalbach», so Gut-Behrami.
Fakt ist: Nach ihrem 15. Podestplatz der Saison müsste es mit dem Teufel zu- und hergehen, sollte Gut-Behrami nicht zur Ski-Königin des Winters erkoren werden. Immerhin zeigt Federica Brignone an diesem warmen Sonntag in Kvitfjell, dass Gut-Behrami schlagbar ist. Der 33-jährigen Italienerin gelingt eine brillante Fahrt durch die Nebelsuppe, sie riskiert alles und wird belohnt. «Es war nicht einfach, aber ich habe viel Selbstvertrauen», sagt sie danach. Tatsächlich hat Brignone die schlechtesten Bedingungen aller Top-Läuferinnen – umso beeindruckender ihr Auftritt.
Schweizer Trainer bremst Österreicherinnen aus
Gut-Behrami kann mit Platz 2 leben. «Ich habe mich auf den Ski nicht gut gefühlt, bin aber gesund im Ziel. Das ist das Wichtigste.» Von einem gefährlichen Rennen wegen der schlechten Bodensicht will sie nicht sprechen, auch wenn alles am Limit gewesen sei. «Das Tempo war niedrig – das hat geholfen», sagt sie.
Dafür verantwortlich ist nicht nur der weiche Schnee, sondern auch der Schweizer Speed-Trainer Roland Platzer. Er setzt den Super-G und beweist mit seinem Kurs ein goldenes Händchen – Platzer baut im Vergleich zum Vortag mehr Kurven ein und bremst so die Super-Gleiterinnen aus Österreich aus.