Die Fifa kuscht erneut vor Katar
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«One Love»-Binde verboten:Die Fifa kuscht erneut vor Katar

Deutschland spricht zur Bändeli-Eskalation mit der Fifa
«Es fühlt sich schon stark nach Zensur an»

Der Zoff um die «One Love»-Captainbinde bei der WM in Katar ist eskaliert. Die sieben Länder werden die umstrittenen Stoff nicht am Arm tragen. Nun äussert sich der Deutsche Fussball-Bund zum Fall.
Publiziert: 21.11.2022 um 15:30 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2022 um 18:40 Uhr
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DFB-Boss Bernd Neuendorf (r.) und DFB-Manager Oliver Bierhoff am Montag bei einer ad hoc Pressekonferenz in Katar.
Foto: Getty Images

Keine Regenbogen-Captainbändeli an der WM!

Kurz vor Anpfiff des Spiels zwischen England und dem Iran kommts in Katar zum Eklat: Die Fifa verbietet den teilnehmenden Teams, dass deren Captains die «One Love»-Binde aufs Feld tragen. Und droht Konsequenzen im Widerhandlungsfall an!

Diese werden allerdings nicht ausgeführt. Es ist vonseiten der Fifa nur von «sportlichen Konsequenzen» die Rede.

«Eine eindeutige Drohung»

Der Präsident des Deutschen Fussball-Bundes, Bernd Neuendorf (61), erklärt in einer hastig angesetzten Pressekonferenz: «Das ist ein weiterer Tiefschlag. Es war eine eindeutige Drohung, die in unsere Richtung ausgesprochen wurde. Und diese müssen wir sehr ernst nehmen.»

Die Drohung ausführen, kann auch Neuendorf nicht: «Wir wissen ja eben nicht genau, welche Sanktionen letztlich ausgesprochen worden wären. Das ist ja genau das Problem. Die Frage ist dann: Wollen wir unsere Mannschaft, wollen wir unseren Kapitän einem solchen Risiko aussetzen, dass wir sportlich sanktioniert werden?»

Neuendorf weiter: «Und da war unsere Antwort, zusammen mit den Verbänden, die teilnehmen und auch mit jenen, die nicht beim Turnier vertreten sind – wie etwa Norwegen –, dass wir diese ganze Debatte nicht auf dem Rücken der Spieler austragen wollen.»

«Frustration, Eskalation, Zensur»

DFB-Manager Oliver Bierhoff (54) sagt: «Das Verhalten der Fifa ist natürlich frustrierend. Diese Eskalation führt auch dazu, dass es jetzt nicht mehr um Sport geht. Bei den Nationen ist eine grosse Verärgerung da. Es fühlt sich schon stark nach Zensur an. Man kann uns die Binde nehmen, aber die Werte, für die wir stehen, werden wir weiter zum Ausdruck bringen.»

Für den deutschen Captain, Manuel Neuer, sei dies eine «schwierige Situation», so Bierhoff. «Wir sind beide gestern ins Bett gegangen, mit der Überzeugung, dass wir im Spiel die Binde tragen können. Am Montagmorgen kam dann die Information des Präsidenten. Wir haben uns besprochen über die Situation, die sicherlich komplex ist. Und wir sind enttäuscht. Wir können das nicht nachvollziehen.»

«Verhalten der Fifa können wir keineswegs tolerieren»

Neuendorf: «Wenn man so kurz vor dem Turnier – und versetzen Sie sich mal in die Situation der Engländer, die jetzt spielen – mit so einer Situation konfrontiert wird, ist das schon sehr bemerkenswert. Das ist ein Verhalten der Fifa, das wir keineswegs tolerieren können.»

Dass einfach mit «sportlichen Sanktionen» gedroht wurde, habe die Situation «unberechenbar» gemacht. Neuendorf: «Wir haben keine konkreten Aussagen bekommen haben dazu, was passieren kann, wie der Katalog möglicher Sanktionen aussehen könnte. Es wurde ganz allgemein auf sportliche Sanktionen verwiesen. Und das macht es so schwierig zu sagen: Okay, egal. Wir wollen unsere Spieler wie gesagt nicht solchen Situationen aussetzen.»

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