Komplettes Chaos beim Fanfestival in Doha
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Fans sind stinksauer:Komplettes Chaos in Doha

Pleiten, Chaos, Pannen zum WM-Auftakt
Polizei sorgt mit Schlagstöcken für Tumulte

Eigentlich dachte man, die Diskussionen über den WM-Gastgeber würden in den Hintergrund rücken, sobald endlich Fussball gespielt wird. Doch das ist nach dem Eröffnungsmatch nicht der Fall. Eine Augenscheinnahme.
Publiziert: 21.11.2022 um 13:32 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2022 um 16:09 Uhr
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Chaos in Doha: Die Polizei schliesst die Fanzone.
Foto: imago/Pixsell
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Alain KunzReporter Fussball

Endlich Fussball. Katar gegen Ecuador. Nicht gerade ein Leckerbissen. Aber immerhin der WM-Auftakt. Doch schon nach drei Minuten der erste grosse Aufreger. Das nach VAR-Intervention zu Recht annullierte 1:0 der Südamerikaner. Allerdings dauert es endlos lange, bis der Entscheid steht. Und er ist nicht transparent erklärt. Auch nicht durch die 3D-Animation, die viel zu spät nachgereicht wird – das hatte die Fifa eigentlich anders versprochen.

Und dann verlassen die Katari plötzlich in Scharen das Stadion. Liegt es daran, dass die Hoffnung auf einen erfolgreichen WM-Start nach dem 0:2 zur Halbzeit geschwunden ist? Jedenfalls ist gegen Ende der Partie kaum noch jemand da, um das Heimteam zu unterstützen – ausser dem organisierten Sektor in Granatrot, dessen Mitglieder allerdings wenig nach Katari aussehen.

Auch in der Stadt ist am Eröffnungstag weiterhin tote Hose in Sachen WM. Vielleicht wird die Stimmung besser, wenn die Zahl der täglichen Spiele ab jetzt steigt. Vielleicht wird dann auch die Public-Viewing-Area im Herzen des hippen Stadtteils «The Pearl» endlich geöffnet werden, die seit Tagen leer steht. Allerdings: Wenn dann mal etwas los ist, wie am Sonntag in der Fanzone, dann versagen die Gastgeber komplett.

Polizei schliesst Fanzone

Weil mehr Fans da sind, als sie erwartet haben, lassen die lokalen WM-Organisatoren 100 Robocops mit Schlagstöcken und Schutzschilden auffahren. Sie schliessen die Fanzone, was erst recht zu wilden Reaktionen der Ausgestossenen führt. Es kommt zu Tumulten. Familien in heller Aufruhr suchen ihre verlorenen Kinder. Das Tohuwabohu nimmt gefährliche Ausmasse an. Dabei hätte die Polizei bloss die paar Tausend Fans in die halbleere Zone lassen sollen. Falsch reagiert!

Auch bei der Strandpromenade habe man keine Chance gehabt, das Spiel auf einem Grossbildschirm zu sehen, berichtet ein australisches Pärchen. Nach einer Odyssee durch Doha seien sie erst in einer Rooftop-Bar fündig geworden. Der Souq Waqif war wohl voll von Menschen. Aber ohne ein einziges TV-Gerät im Freien.

Chaos auch rund ums Stadion

Viele blieben schon vor dem Eröffnungsspiel im Verkehrschaos hängen, kamen schon viel zu spät ins Stadion. Selbst die Fifa-Busse blieben stecken, sodass viele diese verliessen, um den letzten Kilometer zu Fuss zu gehen. Und nach dem Spiel? Hat es viel zu wenige Shuttles, um die Leute wieder vom Stadion ins 70 Kilometer entfernte Doha zurückzubringen. Um Mitternacht wird es noch wilder: Journalisten «kapern» einen Fifa-Bus, müssen den aber eine halbe Stunde später wieder räumen. Das Gedränge auch hier unfassbar.

Fazit: Der erste WM-Tag – eine Anhäufung von Pleiten und Pannen.

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