Ein Zeichen für Respekt, Toleranz und Solidarität wollen die Spieler von England, der Schweiz, Holland, Belgien, Deutschland, Dänemark und Wales mit der «One Love»-Kapitänsbinde setzen. Doch daraus wird nichts. Die Fifa verbietet die Binde kurz vor Anpfiff des Spiels zwischen England und Iran.
Trotzdem setzen die Spieler beim ersten Nachmittagsspiel am Montag ein klares Zeichen – allerdings von einer anderen Seite als erwartet. Als die Nationalhymne Irans erklingt, bleiben die Zuschauer, Spieler und Staff des Irans stumm. Stattdessen erklingen Pfiffe, keiner singt mit.
Es ist ein starkes politisches Zeichen, gegen das brutale Regime und die gewaltsame Unterdrückung der politischen Proteste im Iran. Mit der Nationalhymne glorifiziert sich das islamische Regime. Die Hymne wird deswegen von vielen Oppositionellen nicht anerkannt.
Lob weltweit
Das klare Zeichen findet Anklang in der Sport-Welt, wie die Reaktionen in den sozialen Medien zeigen.
Weniger positiv fiel die Reaktion des iranischen Regimes aus. Das Staatsfernsehen unterbrach die Übertragung des Spiels kurzerhand. Stattdessen wurde eine zensierte Version der Teamaufstellungen ohne Hintergrundgeräusche gezeigt, berichten Journalisten aus dem Land.
Hunderte Tote nach Protesten
Im Iran gehen seit dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini am 16. September landesweit Menschen gegen die Führung in Teheran auf die Strasse. Die 22-Jährige war von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr islamisches Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Sie starb kurze Zeit später im Krankenhaus.
Aktivisten werfen der Polizei vor, Amini misshandelt zu haben. Die Proteste gegen die Sittenpolizei und die Behörden schlugen rasch in Demonstrationen für mehr Frauenrechte und Freiheiten im Iran sowie Demokratie generell um. Die Sicherheitsbehörden gehen äusserst hart gegen die Demonstranten vor, nach Angaben von Aktivisten wurden mittlerweile mindestens 378 Menschen getötet, darunter 47 Kinder.