Darum spielt Tasar nun in Luzern
«Habe mich bei Servette immer unwohler gefühlt»

Luzerns Varol Tasar (24) ist froh, in der Deutschschweiz kicken zu dürfen. Er erzählt, weshalb die Zeit bei Servette schwieriger wurde.
Publiziert: 05.11.2020 um 14:33 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2020 um 14:35 Uhr
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Seit Oktober steht Varol Tasar beim FCL unter Vertrag.
Foto: freshfocus
Eynat Bollag

Vom Dialekt her könnte er ein Mix aus einem Basler, einem Aargauer und vielleicht einem Zürcher sein, so gut ist sein Schweizerdeutsch. Doch es ist weder seine Muttersprache noch ist Luzerns Neuzugang Varol Tasar mit Schweizerdeutsch aufgewachsen.

Tasar ist ganz im Süden Deutschlands gross geworden, in Waldshut. Seine Eltern stammen aus der Türkei. Deutsch und Türkisch spricht der Flügelflitzer fliessend, ein bisschen Englisch kann er auch.

Und Französisch? Schliesslich verbrachte er die letzte Saison in der Westschweiz bei Servette. «Französisch ist nicht so meine Sprache, irgendwie mag ich sie nicht so», erzählt Tasar und schiebt sofort nach: «Bitte nicht falsch verstehen, gegen die Leute habe ich natürlich nichts.»

Fehlendes Vertrauen in Genf

Das fehlende Vertrauen von Servette-Coach Alain Geiger sei auch ausschlaggebend gewesen für seinen Wechsel in die Innerschweiz. «Alles begann im Winter», beginnt Tasar zu erzählen. «Ich habe das Vertrauen von Trainer Alain Geiger immer weniger zu spüren bekommen und mich so immer unwohler gefühlt. Unter diesen Umständen war es für mich schwierig, weiterhin hundert Prozent für die Mannschaft und den Verein geben zu können.»

Das Fass zum Überlaufen bringt sein letzter Europa-League-Einsatz Mitte September gegen Reims (0:1). «Nach dem Spiel hat der Trainer einige Spieler kritisiert, mich allerdings nicht. Trotzdem hat er mich nach 45 Minuten rausgenommen.» Es musste also etwas passieren.

Tasar: «Ich bin dann auf den Klub zugegangen und habe ihnen offen und ehrlich gesagt, dass ich eine Veränderung möchte. Dass ich unter diesen Umständen nicht mehr der Tasar von früher sein kann, der gut war (31 Spiele, 12 Skorerpunkte d. Red) und alles gegeben hat.»

Der gebürtige Deutsche möchte die Zeit in der Westschweiz aber nicht missen. Eine neue Kultur habe er kennenlernen dürfen. Eine andere. Ihm entspreche aber eher diejenige der Deutschschweiz. Neben dieser Erkenntnis nimmt der Ronaldo-Fan auch einen Rucksack vollbepackt mit Super-League-Spielpraxis mit aus Genf, für den er dem Klub dankbar ist.

Beim FCL soll dieser Rucksack nun erfolgreich weiter gefüllt werden. Die Voraussetzungen sind gut. Der Ex-Aarauer spricht von einem erleichternden Gefühl, wieder zurück in der Deutschschweiz zu sein. Bereits nach seinem ersten Gespräch mit Sportchef Remo Meyer und dem darauffolgenden mit Coach Fabio Celestini habe Tasar viel Vertrauen gespürt.

Noch gehört er Servette

Auch die Mannschaft habe ihn «super aufgenommen und schnell integriert». Jetzt müsse er nur noch mit dem neuen Spielsystem und den neuen Mannschaftskollegen auf dem Feld funktionieren, dann sei alles gut, meint der Neuzugang schmunzelnd. Dieser Prozess ist in vollem Gange und Tasar ist zuversichtlich: «Wir haben eine gute Mannschaft, mit der wir die Saison gut abschliessen können.» Eine Saison, die Tasar noch als Leihgabe von Servette absolvieren, ehe er von Luzern definitiv bis 2024 übernommen wird.

Aber auch eine Spielzeit, die neu wieder nur noch 50 Zuschauer in den Stadien zulässt. Aufgrund der Umstände verständlich, findet Tasar. «Ich freue mich einfach, dass wir noch spielen dürfen.» Rund um Corona nervt den 24-Jährigen eher das, was uns wohl alle beschäftigt. Nicht viel machen zu können, ausser zuhause zu sein, einzukaufen und in Tasars Fall, ins Training zu gehen. «Und diese Maske», seufzt Tasar, «die ist schon gewöhnungsbedürftig.» Aber er trägt sie mit einer Selbstverständlichkeit.

Hochzeit wegen Corona verschoben

Zusammen mit seiner Freundin hat er vor zwei Wochen in Luzern eine Wohnung gefunden. «Seit letzter Woche sind wir vollständig eingerichtet», erzählt Tasar stolz. Die beiden sind seit knapp vier Jahren zusammen und mittlerweile verlobt. «Wegen Corona hat sich das mit der Hochzeit aber alles etwas nach hinten gezogen.» Die Hochzeit haben sie vorläufig aufs nächste Jahr verschoben.

Und das wird ein Fest werden. Er Türke, sie Italienerin. Da wären wir wieder bei den Sprachen. Wie stehts um Tasars Italienischkenntnisse? «Bei meiner Freundin ihrer Familie wird am Tisch nur Italienisch gesprochen. Irgendwann versteht man dann schon ein paar Sachen. Aber», so Tasar weiter und muss lachen, «Italienisch ist immer noch besser als Französisch.»

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Servette FC
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FC Luzern
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