Foto: Claudio de Capitani/freshfocus

Beide Trainer in seiner Amtszeit wurden entlassen
YB-Fans haben sich auf Sportchef von Bergen eingeschossen

Der Trainer ist weg. Jetzt bleibt nur noch ein Gesicht der Krise bei YB zurück. Jenes von Sportchef Steve von Bergen. Die Fans haben den Ex-Captain als Hauptschuldigen ausgemacht.
Publiziert: 09.10.2024 um 12:48 Uhr
|
Aktualisiert: 10.10.2024 um 08:32 Uhr
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Bei den Fans derzeit untendurch: Sportchef Steve von Bergen.
Foto: foto-net / Kurt Schorrer

Auf einen Blick

  • Kritik der YB-Fans fokussiert sich nicht auf Coach Rahmen
  • Von Bergen wird für schlechte Transferbilanz verantwortlich gemacht
  • Kein einziger Spielerzugang der aktuellen Saison überzeugt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Alain KunzReporter Fussball

Es war nie Patrick Rahmen, der Coach, der nun nicht mehr Coach ist, auf den sich die Kritik der YB-Fans fokussierte. Dieses Resultat ergibt ein Mix aus Gesprächen, Leserbriefen, Mails, Posts, Forumseinträgen.

«Nullkommanull Ahnung als Sportchef. Er sollte entlassen werden», schreibt zum Beispiel O. Z., ein Fan, der YB auch auswärts überallhin begleitet. Der Rest der Mitteilung ist nicht zitierbar. Ganz kurz auf den Punkt bringt es in den Kommentaren bei Blick Barbara Lüscher: «Von Bergen raus!» Etwas differenzierter Samuel Meyer: «Um mittelfristig und langfristig Erfolg zu haben, muss von Bergen auch weg, und zwar jetzt. Nur dann kann ein neuer Sportchef mit genügend Vorlauf versuchen, im Winter das Kader mit den willenlosen, erfolgsverwöhnten Spielern auszumisten, um hungrige, willige Spieler zu holen. Es bringt nichts, wenn man von Bergen weiter wursteln lässt. Er hat bewiesen, dass er nicht für diesen Job geeignet ist.»

Von Bergens Bilanz ist eigentlich ... überragend!

Ist denn die Bilanz von Steve von Bergen (41), der seit 2022 im Amt ist, als der bisherige Sportchef Christoph Spycher Delegierter Sport des Verwaltungsrates und damit von Bergens Chef wurde, derart verheerend? Das Gegenteil ist der Fall!

  • Erste Saison: Meister und Cupsieger
  • Zweite Saison: Champions League und Meister
  • Dritte Saison (die aktuelle): Champions League

«Erfolgreichster Sportchef ever», schreibt einer süffisant im YB-Forum 1898 unter seine Auflistung. Und fügt ganz zum Schluss bei der dritten Saison dazu: «... Abstieg?»

Ganz bestimmt als ungenügend muss die Transferbilanz der laufenden Saison taxiert werden. Auf der Abgangsseite steht kein einziger Spieler, der wirklich Geld eingebracht hat. Einzig der als dritter Goalie überzählig gewordene Anthony Racioppi konnte verkauft werden: für rund eine Million Franken zu Hull City.

Kein einziger Zugang überzeugt wirklich

Und von den Zugängen Virginius, Conté und Zoukrou hat keiner richtig eingeschlagen. Sonst stünde YB nicht dort, wo es steht. Pech hingegen war, dass sich Facinet Conte und Lucas Pfeiffer verletzt haben, bevor sie ein erstes Spiel machen konnten. Bei Letzterem hat YB mittlerweile bestätigt, was Blick schon vor zwei Tagen vermeldete, nämlich, dass er sich erneut verletzt hat und bis Ende Jahr ausfällt: Innenbandverletzung am rechten Knie. Offiziell: wochenlanger Ausfall.

Von Bergen ist mittlerweile der Mann, der die Hauptverantwortung für die Transfers trägt – auch wenn am Ende Spycher alles absegnet. Und die Bilanz ist schlecht. Doch von Bergen scheint resistent zu sein, die gemachten Fehler konkret aufzuzeigen.

Ein Auszug aus dem Interview mit der «Berner Zeitung» vom Dienstag: «Wir alle haben Fehler gemacht: die Spieler, der Staff, die sportliche Führung. Da müssen wir selbstkritisch sein.»

Von Bergen, der Ausweicher

Auf die Frage, wo er sich denn selber kritisiere, sagt er: «Wie gesagt, es wurden Fehler und Fehleinschätzungen gemacht. Wir überlegen uns immer, was wir besser machen können, wie wir uns verstärken, im Staff, bei den Spielern, bei der sportlichen Führung.»

Dann kommt die Frage, welche Fehler in der sportlichen Führung denn gemacht worden seien. Die Antwort: «Da sind viele Sachen zusammengekommen. Wir hatten Verletzungen, vier Platzverweise und Spieler, die sich kurz nach Ankunft in Bern verletzten und noch kein ganzes Spiel gemacht haben.»

Konkrete Selbstkritik? Nein. Dabei gibt es durchaus weitere Ansatzpunkte. Zum Beispiel den Umstand, dass in der Amtszeit von Bergens beide Trainer (Wicky, Rahmen) entlassen wurden. In der Ära Spycher nur Wagner. Hütter und Seoane gingen von selbst.

Das Versprechen, das man nicht machen durfte

Oder dass von Bergen im Frühling 2023 das Versprechen abgab, dass David von Ballmoos gleich wieder die Nummer 1 werden würde, sobald er nach seiner Schulteroperation wieder fit ist. Doch als das der Fall war, blieb Racioppi im Tor, weil er bis dann sehr stark gehalten hatte. Dieser Entscheid ist völlig normal und okay. Fussball ist tagesaktuell. Aber ein Versprechen dieser Art darf man schlicht nicht abgeben. Zum einen kann es sehr schnell über den Haufen geworfen werden. Zum anderen generiert es böses Blut. Wie in diesem Fall zuerst bei von Ballmoos. Danach bei Racioppi, als dieser dann fallengelassen wurde.

Kein Versprechen, sondern Fakt, ist von Bergens Vertragsdauer bei YB. Ein Forum-User giert zu diesem Thema sehnsüchtig: «Wie viel Zeit muss noch vergehen, bis hier auch mal was passiert. Vertrag läuft im Sommer 2025 aus.» Trotz des Wunsches einiger Fans erscheint eine vorzeitige Trennung unwahrscheinlich. Aber damit der Vertrag verlängert wird, muss der dritte Trainer in der Ära von Bergen einschlagen. Ohne Wenn und Aber. Und Interimscoach Joël Magnin muss das Team zuvor auf die Erfolgsstrasse zurückführen.

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