Was einmal schlafen so alles bewirken kann ... Nach der Trendwende am Montag, als es danach ausschaute, als ob Patrick Rahmen (55) doch noch eine letzte Chance kriegen würde, kommt es über Nacht zu einer erneuten Wende. Das Ergebnis: Rahmen ist seinen Job los. Mit ihm muss auch sein Assistent Enrico Schirinzi (39) gehen. Um 10 Uhr wurde das Team rechtzeitig vor dem Training informiert. Joël Magnin (53) übernimmt interimistisch bis zur Winterpause.
Dass die Information der Mannschaft ein Problem darstellen würde an einem Tag, an welchem die Spieler freihaben wie Montag, war absehbar. Vielleicht ist das auch der einzige Grund, weshalb die offizielle Kommunikation des Entscheids erst anderntags erfolgte.
«Es ist uns sehr schwergefallen, Patrick Rahmen freizustellen», wird Christoph Spycher (46), VR-Delegierter Sport, in der Medienmitteilung zitiert. «Aber nach ausführlichen Gesprächen und Analysen sind wir zum Schluss gekommen, dass es einen Wechsel braucht.» Denn die Lage als Tabellenletzter sei höchst unerfreulich. «Es geht darum, wieder in die Spur zu finden. Es ist bitter, dass es mit Patrick Rahmen nicht geklappt hat.»
Entscheid war absehbar
So oder so: Dieser Entscheid war nach dem 0:1 in Basel absehbar. Die Bilanz des Basler Coaches bei YB ist denn auch verheerend: 15 Spiele stand er an der Linie. Nur gerade fünf davon gewann er. Darunter zwei Cupspiele gegen Unterklassige und das Duell der Schlusslichter gegen Winterthur. Nach dem Sieg des FCW gegen GC ist YB wieder Letzter. Und dies die ganze Nati-Pause über. «Die sportliche Situation in der Meisterschaft ist für uns sehr unbefriedigend», meint Patrick Rahmen. Er sei aber voller Energie und Überzeugung gewesen, dass er und die Mannschaft es schaffen würden, sich aus der Situation zu befreien. Doch daran wird er nun nicht mehr beteiligt sein. «Ich muss den Entscheid natürlich vollumfänglich akzeptieren», so Rahmen.
Als einziges Ausrufezeichen in der Ära Rahmen stehen die beiden Siege gegen den türkischen Süper-Lig-Spitzenreiter Galatasaray Istanbul in den Playoffs zur Champions League zu Buche, die YB um rund 40 Millionen Franken reicher machten.
Trainer mit der kürzesten Amtsdauer in diesem Jahrtausend
Doch im Fussball machen Punkte noch glücklicher als Geld. Zumal die Berner in den beiden ersten Königsklassen-Gruppenspielen gegen Aston Villa und Barcelona alles andere als glücklich wurden, zwei Klatschen kassierten und auch hier am Tabellenende stehen.
Unter dem Strich zu viel des Schlechten. Weshalb Rahmen nun zum YB-Coach mit der kürzesten Amtszeit in diesem Jahrtausend wird, wenn man von den Interimslösungen Bernard Challandes (2013) und Erminio Piserchia (4-mal) absieht. Rahmen übersteht nur knapp die 100-Tage-Marke. 113 Tage war der Basler für YB tätig. Zum Vergleich: Der ungeliebte David Wagner brachte es auf sage und schreibe 249 Tage! Und auch dessen Punkteschnitt (wettbewerbsübergreifend) war viel höher als derjenige von Rahmen: 1,73 gegenüber 1,2.
Patrick Rahmen (01.07.2024 – 08.10.2024) – 9 Spiele, 0,67 Punkte pro Spiel
Joël Magnin (04.03.2024 – 30.06.2024) – 12 Spiele, 2,17 Punkte pro Spiel
Raphael Wicky (01.07.2022 – 04.03.2024) – 62 Spiele, 2,02 Punkte pro Spiel
Matteo Vanetta (08.03.2022 – 30.06.2022) – 11 Spiele, 1,45 Punkte pro Spiel
David Wagner (01.07.2021 – 17.05.2022) – 25 Spiele, 1,76 Punkte pro Spiel
Gerardo Seoane (01.07.2018 – 30.06.2021) – 108 Spiele, 2,32 Punkte pro Spiel
Adi Hütter (07.09.2015 – 30.06.2018) – 101 Spiele, 2,11 Punkte pro Spiel
Harald Gämperle (06.08.2015 – 06.09.2015) – 4 Spiele, 1,5 Punkte Pro Spiel
Uli Forte (01.07.2013 – 06.08.2015) – 75 Spiele, 1,71 Punkte pro Spiel
Bernard Challandes (08.04.2013 – 30.06.2013), 10 Spiele, 1,1 Punkte pro Spiel
Patrick Rahmen (01.07.2024 – 08.10.2024) – 9 Spiele, 0,67 Punkte pro Spiel
Joël Magnin (04.03.2024 – 30.06.2024) – 12 Spiele, 2,17 Punkte pro Spiel
Raphael Wicky (01.07.2022 – 04.03.2024) – 62 Spiele, 2,02 Punkte pro Spiel
Matteo Vanetta (08.03.2022 – 30.06.2022) – 11 Spiele, 1,45 Punkte pro Spiel
David Wagner (01.07.2021 – 17.05.2022) – 25 Spiele, 1,76 Punkte pro Spiel
Gerardo Seoane (01.07.2018 – 30.06.2021) – 108 Spiele, 2,32 Punkte pro Spiel
Adi Hütter (07.09.2015 – 30.06.2018) – 101 Spiele, 2,11 Punkte pro Spiel
Harald Gämperle (06.08.2015 – 06.09.2015) – 4 Spiele, 1,5 Punkte Pro Spiel
Uli Forte (01.07.2013 – 06.08.2015) – 75 Spiele, 1,71 Punkte pro Spiel
Bernard Challandes (08.04.2013 – 30.06.2013), 10 Spiele, 1,1 Punkte pro Spiel
Das erste Spiel nach der Nati-Pause steht am Samstag, 19. Oktober an, wenn YB im Wankdorf Leader Luzern empfängt. Dann steht ein anderer Mann an der Seitenlinie. «Von Joël Magnin erhoffen wir uns frische Impulse», sagt Sportchef Steve von Bergen (41) in der Medienmitteilung über den Interimstrainer. «Er hat im Frühling bewiesen, aus einer schwierigen Situation mit dem Trainerstaff das Beste aus der Mannschaft herausholen zu können.» Ob ihm das erneut gelingt, wird sich zeigen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |