Das Protokoll der Amtszeit von Patrick Rahmen als YB-Coach
113 Tage des Misserfolgs – mit zwei einsamen Ausreissern

Es sind nicht 113 Tage des Grauens. Aber eine Zeitspanne von historischer Erfolglosigkeit in der Meisterschaft. Mit zwei einsamen Höhepunkten. Die kurze Amtszeit von Patrick Rahmen im Schnelldurchlauf.
Publiziert: 08.10.2024 um 22:41 Uhr
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17. Juni: Patrick Rahmen leitet sein erstes YB-Training.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Historische Niederlage gegen Sion zum Start
  • Erster Sieg im sechsten Saisonspiel gegen FC Printse-Nendaz
  • Joël Magnin übernimmt nach Rahmens Entlassung
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Alain KunzReporter Fussball
14

Mai

Patrick Rahmen unterschreibt einen Zweijahresvertrag als neuer YB-Coach. Eine medial und in der Öffentlichkeit wohlwollend aufgenommene Wahl, hat der Basler doch mit Winterthur ein kleines Wunder voll- und den Kleinklub in die Championship Group gebracht.

17

Mai

YB verpflichtet den guineeischen Nationalspieler Facinet Conte als Ersatz für den Fall des sich abzeichnenden Abgangs von Meschack Elia.

11

Juni

YB verlängert den Vertrag mit Ausrüster Nike langfristig. Wirtschaftlich läufts prächtig.

Tag 1, 17. Juni

Mit viel Unternehmungslust steigt Rahmen in sein erstes Training. Aber nicht ohne erste dunkle Wolken am Firmament: Camara und Janko haben sich auch verletzt und fallen aus.

Tag 12, 29. Juni

Facinet Conte reisst sich im Training das Kreuzband. Die Vorrunde ist futsch!

Tag 34, 21. Juli

Zum Auftakt in die Rahmen-Saison verliert YB gegen Aufsteiger Sion 1:2. Historisch! Es ist der erste Walliser Sieg in Bern seit 28 Jahren! Hadjam kassiert den ersten Platzverweis der Saison.

Tag 38, 25. Juli

Auch das zweite Spiel geht in die Hosen: 1:3 in Genf gegen Servette.

Tag 41, 28. Juli

Schimmer geht nimmer? Denkste! In St. Gallen geht YB regelrecht unter: 0:4! Die YB-Bosse nehmen das im Kybunpark zu Salzsäulen erstarrt zur Kenntnis. Rahmen verliert saisonübergreifend sein zehntes Spiel in Folge. Von Ballmoos geht auf Hadjam los. Und Christoph Spycher, der VR-Delegierte Sport, gibt auf den YB-Kanälen ein erstes Kriseninterview.

Tag 51, 7. August

Der einst verstossene Ex-Halbgott Matteo Vanetta kehrt als dritter Assistent zu YB zurück. Die Balance innerhalb des Trainerteams erhält eine vollkommen neue Ausrichtung, denn die frankophone Fraktion – und das ist die Hälfte des Teams – sucht bei Vanetta Nestwärme.

Tag 58, 14. August

YB verpflichtet mit Patric Pfeiffer, der von Augsburg kommt, doch noch einen Innenverteidiger, nachdem man zuvor gebetsmühlenartig verkündet hatte, es brauche keinen solchen.

Tag 59, 15. August

YB liegt ein Topangebot aus Russland von Krasnodar über 8 Millionen für Elia vor. Die Berner sagen aber njet – und bleiben sich und ihren Vorstellungen von Ethik treu. Dafür gibts Applaus. Elia aber verstehts nicht und schmollt fortan.

Tag 61, 17. August

Endlich, im sechsten Saisonspiel, der erste Sieg. Dazu brauchts einen Gegner aus der 2. Liga, den FC Printse-Nendaz im Cup.

Tag 65, 21. August

Das erste Highlight. In einem mitreissenden Spiel schlägt YB den türkischen Meister Galatasaray Istanbul in den Champions-League-Playoffs 3:2. Ein Sieg aus dem Nichts.

Tag 71, 27. August

Im Rams-Park machen die Berner die Sensation mit einem Auswärtssieg perfekt: 1:0 gegen das weit stärker eingestufte Gala. Der Tabellenletzte der Schweiz steht in der Königklasse. Wahnsinn! Alles gut also. Sofort nachlegen gegen Lausanne, hofft man.

Tag 75, 31. August

Ein weiterer gewaltiger Dämpfer. Nach der Gala-Gala gibts gegen Lausanne nur ein 1:1. YB bleibt Letzter.

Tag 92, 17. September

Champions League, wir kommen! Aber nichts so. YB bleibt gegen Aston Villa letztendlich chancenlos. 0:3.

Tag 97, 22. September

Endlich der erste Vollerfolg in der Meisterschaft: 4.1 in Winterthur. Jetzt eine Serie starten, denkt man.

Tag 103. 28. September

Der nächste Nackenschlag. 0:1 zu Hause gegen GC. Erste Zweifel an Trainer Rahmen machen sich breit. Nun gehts nach Barcelona. Man spürt: Eine Klatsche gegen die starken Katalanen – und die Diskussionen werden offen geführt.

Tag 106, 1. Oktober

Klatsche angesagt. Klatsche eingefangen: 0:5. YB habe das Niveau für diesen prestigeträchtigen Wettbewerb nicht, heisst es in Spanien. Und weiter: Nur wenige Spiele würden diese Saison so einfach werden für Barça. Der nächste Match beim FC Basel nimmt immer mehr die Dimension eines Schicksalsspiels ein.

Alain Kunz analysiert die Situation nach dem Barça-Spiel
1:30
Wie geht es weiter mit Rahmen?Alain Kunz analysiert die Situation nach dem Barça-Spiel

Tag 111, 6. Oktober

Im grossen Blick-Interview weicht Spycher der Frage nach dem Trainer gebetsmühlenartig aus. Ein Bekenntnis zu Rahmen gibts nicht.

Kurze Zeit später verliert YB in Basel 0:1. In den Katakomben des Joggeli kommt es zu ersten inquisitorischen Gesprächen mit den Leithammeln und zu solchen der komplett versammelten Sportführung untereinander und mit Trainer Rahmen. Einen Schnellschuss gibts nicht. Beobachter, die schon lange dabei sind, wollen Zeichen erkennen, wonach der Trainer Vergangenheit sei.

Tag 112, 7. Oktober

Am Morgen werden weitere Gespräche geführt. Auch später, am Nachmittag, wo man von Rahmen verlangt darzulegen, wie er den Bock umstossen könne. Ein Entscheid wird nicht kommuniziert. Sei es, weil Rahmens Plan überzeugend war. Sei es, weil bei der Führung Selbstzweifel aufkamen, die zur Erkenntnis führten, dass der Trainer doch nicht das Hauptproblem sei. Oder sei es, weil man es versäumt hat, den freien Tag der Spieler zu streichen. So können diese nicht zitiert werden, um eine Freistellung des Trainers aus erster Hand zu erfahren. Einen solchen Entscheid per Whatsapp zu kommunizieren, wäre heikel, sehr heikel sogar!

«Wir wollen bis im Winter mit ihm arbeiten»
1:39
Spycher über Interimslösung:«Wir wollen bis im Winter mit Magnin arbeiten»

Tag 113, 8. Oktober

Kurz vor 10 Uhr sickert durch: YB entlässt Rahmen. Einmal darüber geschlafen. Nochmal die Köpfe zusammengesteckt – und Nägel mit Köpfen gemacht. Um 10.25 Uhr wird die Mitteilung auf den YB-Kanälen aufgeschaltet. Joël Magnin übernimmt.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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