Alle Teams unter der Lupe vor dem Formel-1-Start

Surer: «Alfa-Sauber technisch besser als Ferrari»

Mercedes: Wann hört Hamilton auf?

Die Chemie zwischen Chef Toto Wolff (49) und Siebenfach-Champion Sir Lewis Hamilton (36), beide im Winter positiv auf Corona getestet, war schon besser. Als nach Monaten endlich ein Einjahresvertrag verkündet wurde, war der Brite nicht glücklich. Mercedes hatte seinem Superstar die Leitplanken für die Zukunft vorgegeben. Hamilton, der Pole-Positionen (98) und Siege (95) wie Briefmarken sammelt, kann ohne Perspektive im GP-Zirkus jetzt eigentlich nur noch verlieren. Der achte Titel ist wohl sein letztes Ziel, und ein Teamwechsel (wohin?) wäre nur eine Trotzreaktion. Übrigens hat Hamilton seit seinem Formel-1-Debüt 2007 nur 2008 und 2015 das erste Saisonrennen gewonnen.

Red Bull-Honda: Bereit für die Titeljagd?

Seit den vier WM-Titeln von Vettel in Folge (2010 bis 2013 mit Renault-Power) tun sich die roten Bullen schwer. Meist verschlief man die Entwicklung des Autos und hatte deshalb fürchterliche Testfahrten. Der einzig sichere Wert seit 2016 (Premierensieg in Barcelona) ist der fliegende Holländer Max Verstappen. Aber plötzlich ist alles anders. Red Bull begeisterte mit einem Dreitage-Test ohne Fehl und Tadel. Dazu holte man mit Pérez einen «fremden» Fahrer in die Familie, der Super-Max fordern kann. Sportdirektor Helmut Marko: «Jetzt stimmt alles, und Honda hat einen Sensations-Motor – so nahe an Mercedes waren wir noch nie!»

McLaren-Mercedes: Zurück zu goldenen Tagen?

Einst war das britische Team so überlegen wie Mercedes in den letzten sieben Jahren. Unvergesslich die Duelle zwischen Alain Prost und Ayrton Senna. Krieg wird es jetzt zwischen dem weiter hoch gehandelten Daniel Ricciardo und Jungstar Lando Norris sicher keinen geben. Dank dem deutschen Teamchef Andreas Seidl (45) ist seit zwei Jahren wieder eine Zukunftsvision da. Auch auf technischer Seite. Der Mann, der von 2006 bis 2009 bei BMW-Sauber arbeitete, ist kein Träumer, aber den 183. GP-Sieg für McLaren hat er schon vor Augen. Zuletzt siegte Button 2012 in Brasilien!

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Aston Martin-Mercedes: Kann Vettel wieder siegen?

Die Experten taten sich nach dem katastrophalen Testauftritt des 53-fachen GP-Siegers im jetzt grünen Kleid verdammt schwer. Lag es wirklich nur am Auto – oder zieht der Wahlschweizer (wie bei Ferrari) das Pech ins Cockpit? Nun, der Getriebeschaden und das Ladedruckproblem erlaubten Vettel bei den Tests gerade mal 117 Runden vor der Saison – so wenig wie keiner im Feld! Vettels Freund Bernie Ecclestone (90) zu BLICK: «Für Sebastian kann es eine tolle Saison werden, aber leider ist auch das Gegenteil möglich. An seinen fahrerischen Qualitäten gibt es weiter keine Zweifel. Den mentalen Aspekt und das Glück darf man jedoch nie vergessen.» Der Kopf kommt sofort ins Spiel, wenn Kollege Stroll plötzlich schneller ist.

Alpine F1: Wie gut ist Alonso?

Viele Fans sind entzückt: Der wortgewaltige Spanier kehrt nach zwei Jahren und einem kürzlichen Velo-Unfall wieder zurück. Vergessen ist die «langweilige Formel 1. Die Rennen, die keinen mehr interessieren, weil der Sieger ja meistens vor dem Start feststeht». Der zweifache Weltmeister von 2005 und 2006 auf Renault hat bei den Tests mit 39 Jahren gezeigt, dass er noch schnell sein kann. Teamkollege Esteban Ocon muss aufpassen, dass ihn der Fernando-Express nicht überrollt. Verbal und auf der Strecke. Einen Podestplatz (bisher 97) muss man Alonso zutrauen.

Ferrari: Rote Traumfabrik?

Lasst es endlich wieder krachen, fordern Millionen von roten Fans. Seit Singapur 2019 (Vettel) warten sie auf die schöne italienische Nationalhymne! Chef Mattia Binotto ist nach dem fast historischen Absturz 2020 auf WM-Platz sechs nur leicht optimistisch: «Der neue Motor lässt uns wirklich hoffen. Das Auto muss seinen Leistungstest noch bestehen!» Sainz und Leclerc (zwei, die sich zum Glück verstehen) können nur beten, dass sich Maranello nicht wieder als rote Traumfabrik entpuppt. Die Formel 1 braucht Ferrari – und die Roten brauchen den GP-Zirkus als Bühne der Emotionen und Autoverkäufe.

Alpha-Tauri-Honda: Tsunoda der neue Kobayashi?

Bullen-Talentsucher Helmut Marko (77) flippte bei Tests in Bahrain fast aus: «Tsunoda ist sensationell gefahren! Da haben wir den richtigen Mann neben Gasly!» Der erst 20-jährige Japaner benutzte allerdings für seinen zweiten Testrang hinter Verstappen mehrmals den aufklappbaren Heckflügel (beim Testen erlaubt). Egal, Yuki Tsunoda ist als dreifacher Formel-2-Sieger 2020 wohl auf den Spuren von Kamui Kobayashi, der 2012 in Japan als Dritter den letzten Podestplatz für Sauber eroberte! Bei Alpha Tauri schwärmt man auch vom Honda-Motor – und will endlich den fünften WM-Platz erreichen. Das Italo-Team (alle geimpft!) schockte bisher mit zwei Siegen in Monza: 2008 durch Vettel und 2020 durch Gasly!

Alfa-Sauber-Ferrari: Leiden Fans weiter?

Die sehr guten und auch schnellen Testfahrten in der Wüste haben den oft leidgeprüften Hinwiler Fans eine unerwartete Motivations-Impfung für 2021 verabreicht. Natürlich will noch niemand eine echte Prognose wagen, auch wenn sich gestandene Experten wie Marc Surer weit aus dem Fenster lehnen und den Alfa-Sauber aus technischer Sicht als «vielleicht besser als den Werks-Ferrari» einstufen. Nun, die letzten drei Jahre schaute für das Team aus dem Zürcher Oberland jeweils der achte WM-Platz heraus: 2018 mit 48 Punkten, 2019 mit 57 Zählern und 2020 mit eben nur noch 8 Punkten.

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Haas-Ferrari: Wie schlägt sich Schumi?

Beim WM-Vorletzten steht jetzt natürlich ein Mann im medialen Vordergrund: Mick Schumacher (21). Bis jetzt ein aufstrebender Junge im langen Schatten seines siebenfachen Weltmeister-Vaters. Wie kommt der Formel-2-Meister mit dem enormen Druck zurecht? Die Konstellation im US-Team macht Micks Situation noch komplizierter: Der milliardenschwere Chemie-Papa Mazepin hat sich für Jahre als russischer Hauptsponsor eingekauft – und dafür darf Sohn Nikita mitfahren. Dieser hat sich mit seinem Busen-Grapscher-Video schon mal ins Abseits gestellt. Doch er gewann als Gesamtfünfter wie Mick 2020 zwei Formel-2-Rennen!

Williams-Mercedes: Das ewige Schlusslicht?

Vor Monza 2020 musste die Familie Williams mit dem Gründer Frank (78) und Teamchef Claire (44) alles an einen US-Investor verkaufen. Es drohte wieder mal der Konkurs. Doch der traditionelle Formel-1-Name (114 GP-Siege) bleibt zum Glück – leider aber auch der letzte Platz. 7 – 1 – 0: Das ist die Punkteausbeute aus den letzten drei Jahren. 2017 hatten Massa und Stroll für Williams noch 83 Zähler nach Hause gefahren – oder WM-Platz 5! Den tiefen Fall konnte bis jetzt auch Supertalent George Russell nicht verhindern. Der Brite, der in Bahrain Corona-Opfer Hamilton souverän ersetzte, wird 2022 endlich ins Werksteam berufen.