Endlich konnte nicht mehr tagelang herumgeblufft werden – jetzt mussten hier in der Wüste – trotz eines Sandsturmes am Freitag – die Karten sofort auf den Asphalt.
Der kastrierte Unterboden
Vor allem Serien-Weltmeister Mercedes (seit 2014) stolperte über die neuen Regeln. Der kastrierte Unterboden (es musste ein Dreieck rausgeschnitten werden, um den Abtrieb einzudämmen) warf vor allem den 95-fachen GP-Sieger Hamilton total aus der Balance.
Er war stets am Abfliegen, einmal blieb er im Kiesbett stecken – der jetzt um jeweils 2,8 kg schwerere Reifensatz dürfte da keine Rolle gespielt haben. Sir Lewis vielsagend über seine magere Vorstellung: «Ich bin kein Freund von Testfahrten, ich bin ein Racer! Aber wir sitzen im gleichen Boot. Wir gewinnen und verlieren als Team zusammen!»
Wolff: « Ein schrecklicher Start!»
Nun, deutlicher wurde sein Chef Toto Wolff auf Sky Italia: «Ein schrecklicher Start ins 2021. Wir sind weder schnell noch zuverlässig. Jetzt können wir unsere Teamstärke beweisen, auch wenn ich wirklich beunruhigt bin. Wir haben zum Beispiel unser Getriebe-Design nicht geändert und hatten zwei Defekte.»
Vielleicht hilft am Dienstag der «Filmtag», den Mercedes erst jetzt einzieht. Erlaubt sind 100 Kilometer – für was auch immer.
Viele Siegeskandidaten...
Bei den Honda-Teams von Red Bull (mit der heissesten Fahrerpaarung Verstappen/Pérez) und Alpha Tauri (mit Shooting-Star Tsunoda), McLaren-Mercedes (mit Neuzuzug Ricciardo) und vor allem Alfa-Sauber kann man dem WM-Start am 28. März (TV live ab 17 Uhr MEZ) entspannter entgegenblicken.
Die Hinwiler Mannschaft hat sich ohne Corona-Opfer Frédéric Vasseur mit Sportdirektor Beat Zehnder meisterlich präsentiert. Die früheren «Garagen-Könige» spulten während den Tests diesmal sogar noch Zusatzprogramme ab. Statt die Autos zu reparieren!
Raketenauto ohne Antrieb!
Warum diese Wende? Alfa Sauber (mit rund 500 Angestellten) hat sich über den Winter mit seinen Modifikationen und der neuen Nase nicht verzockt – und diesmal endlich mehr Power aus Maranello erhalten.
Vor einem Jahr baute man hoffnungsvoll ein Auto, das auf Raketenantrieb vorbereitet war. Doch die FIA bremste Ferrari wegen Motor-Unregelmässigkeiten ein – und so kam fast nur noch Luft aus dem Heck.
Kimi bremst: «Abwarten!»
Ferrari-Chef Mattia Binotto atmete auf: «Wir sind glücklich, dass der neue Motor wieder stark genug ist, um mitzuhalten. Nicht ganze vorne aber eben knapp dahinter.»
Davon profitiert jetzt neben Haas auch Alfa-Sauber. Mit dem Marathon-Mann Kimi Räikkönen (41) und 166 Runden am Schlusstag: «Ja, ich bin erleichtert, dass alles so gut klappte. Aber wir sollten jetzt die erste Qualifikation für ein echtes Urteil abwarten!»
99 Luftballons…
Der Sprung nach vorne ist gigantisch. 2020 fehlten dem WM-Achten aus Hinwil 99 WM-Punkte auf den Siebten, Alpha Tauri-Honda! Aber für Haas-Ferrari mit dem medialen Aushängeschild Mick Schumacher (21) und Williams-Mercedes (mit George Russell, dem grössten Talent im Feld) sollte es reichen.