Fasel, der Putin-Freund
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Dieser Schweizer kennt Putin:Fasel, der Putin-Freund

Ex-IIHF-Boss René Fasel über Sanktionen gegen Russland
«Was jetzt passiert, ist pure Hysterie»

René Fasel war 27 Jahre lang Präsident der IIHF. Von Russland und Präsident Putin will sich der Fribourger nach dem Überfall auf die Ukraine nicht distanzieren.
Publiziert: 02.03.2022 um 08:52 Uhr
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Aktualisiert: 02.03.2022 um 16:20 Uhr
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Die IIHF-Zentrale in Zürich war 27 Jahre lang sein Wohnzimmer: René Fasel in seinem Büro an der Brandschenkestrasse.
Foto: Sven Thomann
Dino Kessler

In einem Interview mit SonntagsBlick sagt René Fasel (72) am 29. September 2021 über Russland und seine Nähe zu Präsident Wladimir Putin: «Putin hat in kurzer Zeit viel erreicht. So ein Land über elf Zeitzonen und mit rund 100 Sprachen stabil zu regieren, das ist ein Kunststück. Dafür, ja, bewundere ich ihn.»

Tut Fasel das ein paar Monate später nach dem Überfall auf die Ukraine auch noch? Zu Blick sagt er: «Niemand versteht ihn.» Aber wie meint er das? In einem Interview mit der Zeitung «La Liberté» äussert er sich so: «Der Krieg ist ein Drama. Es ist schrecklich.» Aber auch: «Acht Jahre lang hat sich niemand um Donbass gekümmert. Es gab 14'000 Tote. Niemand hat etwas gemacht. Alles ist in die Luft geflogen! Das macht mich traurig. Wir befinden uns im 21. Jahrhundert und haben immer noch nicht verstanden, dass Krieg keine Lösung ist. Der Westen ist mitverantwortlich. Der Krieg kann meine Liebe zu Russland nicht schmälern. Ich liebe diese Menschen.» Und: «Was geschieht, hat nichts mit dem Sport zu tun.»

«Ich verstehe es nicht»

Der Sport. Der hat heftig auf den russischen Überfall reagiert. Russland und Weissrussland sind von den internationalen Sportverbänden suspendiert worden. So auch vom Eishockey-Weltverband IIHF. Fasel dazu: «Ich verstehe es nicht. Ich denke, es bräuchte noch eine Entscheidung des Kongresses. Im Mai ist die Weltmeisterschaft in Finnland, ich denke, dass sich die Situation bis dahin geändert haben wird. So etwas ist in der Geschichte noch nie passiert. Selbst in den schlimmsten Zeiten des Kalten Krieges und anderen ernsten Konflikten wurden Matches zwischen der USA, Kanada und Russland ausgetragen. Was jetzt passiert, ist pure Hysterie.»

Das meint Blick: Zynische Ausreden

Durchgeknallt? Altersmild? Oder einfach nur Gefasel? René Fasel kann seine persönliche Meinung zu Russland und Präsident Putin vertreten, aber verstehen müssen wir ihn nicht. Man darf – wenn man denn möchte – seinen Mut respektieren, im steifen Gegenwind nicht in die Knie zu gehen. Vielleicht kokettiert der Fribourger wieder mal damit, den Unverstandenen zu spielen, den Naiven, der ja nur Frieden möchte und das Beste für den Sport.

Aber kauft man ihm das noch ab? Oder hat er diesen Bonus im Januar 2021 in Minsk endgültig verspielt? Sie erinnern sich: Die irritierende Umarmung mit Diktator Lukaschenko und die folgende Ausrede, er sei zu gutgläubig gewesen und auf dem falschen Fuss erwischt worden.

Jetzt geht es aber nicht mehr um eine Umarmung, oder eine persönliche Vorliebe für ein Land und seine Bewohner, es geht auch nicht um Staatsdoping oder den Austragungsort einer Eishockey-Weltmeisterschaft. Es geht um eine Katastrophe, es geht um einen Krieg und seine Treiber.

Unsere Kultur basiert auf demokratischen Grundsätzen, nicht auf dem Faustrecht. Nicht mal mehr Berufsfunktionäre können sich mit zynischen Ausreden, Phrasendrescherei und Durchhalteparolen vor der Verantwortung drücken.

Durchgeknallt? Altersmild? Oder einfach nur Gefasel? René Fasel kann seine persönliche Meinung zu Russland und Präsident Putin vertreten, aber verstehen müssen wir ihn nicht. Man darf – wenn man denn möchte – seinen Mut respektieren, im steifen Gegenwind nicht in die Knie zu gehen. Vielleicht kokettiert der Fribourger wieder mal damit, den Unverstandenen zu spielen, den Naiven, der ja nur Frieden möchte und das Beste für den Sport.

Aber kauft man ihm das noch ab? Oder hat er diesen Bonus im Januar 2021 in Minsk endgültig verspielt? Sie erinnern sich: Die irritierende Umarmung mit Diktator Lukaschenko und die folgende Ausrede, er sei zu gutgläubig gewesen und auf dem falschen Fuss erwischt worden.

Jetzt geht es aber nicht mehr um eine Umarmung, oder eine persönliche Vorliebe für ein Land und seine Bewohner, es geht auch nicht um Staatsdoping oder den Austragungsort einer Eishockey-Weltmeisterschaft. Es geht um eine Katastrophe, es geht um einen Krieg und seine Treiber.

Unsere Kultur basiert auf demokratischen Grundsätzen, nicht auf dem Faustrecht. Nicht mal mehr Berufsfunktionäre können sich mit zynischen Ausreden, Phrasendrescherei und Durchhalteparolen vor der Verantwortung drücken.

Auf die Frage, ob er mit seiner Meinung gegen den Strom schwimme, sagt Fasel: «Ich suche jemanden, der diese Hysterie beruhigen kann. Wie weit gehen wir? Einige sagen: ‹Wir haben auch die Atombombe›. Das macht mir Angst. Ich habe Kinder und Enkelkinder. Ich schwimme nicht gegen den Strom. Ich hoffe, dass sie sich an einen Tisch setzen, diskutieren, nach Lösungen suchen und diesen Krieg stoppen.»

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