Dinos Check
Lukaschenko bleibt abgeflaggt

Politisch, unpolitisch? Der Weltverband IIHF zeigt im Flaggenstreit von Riga, wie Berufsfunktionäre ticken.
Publiziert: 28.05.2021 um 15:21 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2021 um 16:09 Uhr
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Steht in Riga hart im Wind: Die Flagge der Opposition von Belarus.
Foto: Claudio Thoma/freshfocus
Dino Kessler

Die Eishockey-WM ist ein Volksfest – das hat sich der Weltverband IIHF auf die Flagge geschrieben. Wenn eine Eishockey-Weltmeisterschaft auch ohne Zuschauer durchgeführt wird, ist das dann wohl ökonomisch motivierter Pragmatismus.

Dass die aktuelle Weltmeisterschaft nur in Lettland, nicht aber in Lettland und Belarus ausgetragen wird, hat ebenfalls wirtschaftliche Gründe: Diktator Lukaschenko wurde die WM trotz Menschenrechtsverletzungen erst entzogen, als die Sponsoren der IIHF Druck aufsetzten. Letzte Woche liess Lukaschenko ein Flugzeug nach Minsk entführen, um einen Regimekritiker festzusetzen, worauf Martins Stakis, der Bürgermeister von Riga, die Belarus-Fahne aus der IIHF-Flaggenparade der Stadt entfernen und stattdessen die Farben der Opposition aufziehen liess.

Dabei ist der Sport doch gar nicht politisch. Der Weltverband hinterlegte beim Sitz des Bürgermeisters einen Protest und verlangte eine Korrektur im Flaggenstreit, weil man laut Statuten eine unpolitische Organisation sei. Die Antwort des rechtschaffenen Bürgermeisters? Er liess die IIHF-Fahne mitsamt dem Volksfestgedanken einholen. Die Opposition von Belarus flattert in Riga also weiterhin im Wind.

Das Fazit? Sportverbände geben sich gerne auf dem politischen Parkett die Ehre – aber nur, wenn sie sich dabei nicht die Finger verbrennen können. Bei Olympia in Südkorea war das zum Beispiel so, als sich die IIHF als Vermittlerin auf der grossen politischen Bühne inszenierte und eine vereinigte Eishockeymannschaft aus Nord- und Südkorea aus dem Hut zauberte.

Und die Flagge eines Diktators, der Menschenrechte mit Füssen tritt? Die wird mit den Statuten verteidigt, die man in Südkorea gebrochen hatte. Diese Flagge soll weiterhin im Wind stehen. Gleich neben der eigenen, der Flagge mit dem Volksfestgedanken.

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