Der Schock über den Tod von Basketball-Legende Kobe Bryant (†41) sitzt tief bei Thabo Sefolosha (35). Der Schweizer NBA-Star erfährt am Sonntag kurz vor dem Spiel seiner Houston Rockets in Denver (110:117) vom tödlichen Helikopter-Absturz, bei dem Bryant und seine Tochter Gianna (13) sowie sieben weitere Personen ums Leben gekommen sind.
Wie es ihm nach dem Tod des langjährigen Konkurrenten geht? Eine halbe Stunde nach Spielschluss, um 00:02 Uhr Schweizer Zeit, kommt die Antwort: «Ich kann ein paar Worte sagen.» Am Montag meldet sich Sefolosha ausführlich. «Ich habe Kobe nicht näher gekannt», sagt er. «Aber wir standen uns auf dem Parkett so oft gegenüber und wir teilten die gleiche Leidenschaft, so dass ich nach all den Jahren in der Liga das Gefühl habe, ihm als Mensch nahe gewesen zu sein.»
Schon früh machte der sechs Jahre ältere Bryant dem Schweizer NBA-Pionier Eindruck. «Ich erinnere mich, wie mein Bruder Kgomotso und ich uns dasselbe Spiel von ihm angeschaut haben, immer und immer wieder. Wir haben diese Videokassette hoch- und runtergespult. Immer dieses Spiel gegen Allen Iverson, der damals ein Superstar war. In meinem Zimmer hingen Poster von Kobe. Überall. Er hat mich begleitet, ich habe über seine Leistungen gestaunt, bevor ich das erste Mal gegen ihn angetreten bin.»
«Legende wird für immer leben»
2006 kam es zum ersten Duell mit dem fünffachen NBA-Champion. Über dreissig Mal stand Sefolosha gegen Kobe und dessen Lakers auf dem Feld, elfmal trafen sie in den Playoffs aufeinander. Eine Serie gewann Bryant, 2012 schickte Sefolosha mit Oklahoma City die Lakers in die Ferien.
«Es ist wegen Spielern wie ihm, dass ich stolz bin, es in die NBA geschafft zu haben», sagt Sefolosha. «Die gemeinsame Geschichte macht das alles besonders speziell. Und sehr schmerzhaft.»
Die Tochter macht es noch schwerer
Der verheiratete Vater zweier Töchter denkt dabei auch an Kobe Bryant, den Vater und Ehemann. «Seine Legende wird für immer leben», ist er sich sicher. «Aber ich komme nicht darum herum, an all die Opfer zu denken, die er über die Jahre erbracht hat. Jetzt schien er so glücklich zu sein, in seinem neuen Leben, mit der vielen Zeit für die Familie. Es tut richtig weh, dass dieses Glück nur von so kurzer Dauer war. Es kommt so unerwartet und es ist so unfair.»
Mit Bryant im Helikopter war auch dessen Tochter Gianna (†13), eine talentierte Nachwuchs-Basketballerin. Kobe trainierte sie, war stolz darauf, dass sie sich daran machte, sich als Mädchen in der Basketball-Welt zu etablieren. «Daran zu denken, dass auch seine Tochter bei dem Unfall gestorben ist, an die Verbindung, die sie dank dem Basketball hatten, und an das Leben, dass sie vor sich hatten», so Sefolosha, «das macht es schwer, die Tränen zurückzuhalten. Als Vater, als NBA-Profi und als jemand, der ihn gekannt hat, trifft mich das alles schwer. Meine Gedanken und mein aufrichtiges Beileid sind bei seiner Familie, seinen Töchtern und seiner Frau.»