Auf diese Nachricht hat Zermatt VS tagelang gespannt gewartet. Am Donnerstagvormittag hat das Zwangsmassnahmengericht seinen Entscheid endlich gefällt: Die Skeptiker-Wirte der Walliserkanne müssen nicht in U-Haft und werden per sofort freigelassen! «Ob sie jetzt wohl weitermachen?», fragt man sich nun im Dorf.
Rückblende. Schon seit einiger Zeit sorgen die Walliser Beizer im mondänen Wintersportort für Aufsehen: Ivan A. und sein Bruder Patrik A. sind bekennende Corona-Skeptiker und weigerten sich standhaft, die Zertifikate der Gäste zu kontrollieren – trotz diverser Ermahnungen.
«Free Ivan», forderten die Verbündeten
Als die Polizei letzten Freitag als finale Massnahme die Schliessung des Lokals verfügte, setzten sich die Wirte einfach darüber hinweg. Sie begingen Siegelbruch. Also karrten die Behörden in einer Nacht-und-Nebel-Aktion sechs riesige Betonblöcke vor den Eingang des Restaurants. Doch auch diese hinderten die Rebellen nicht daran, am nächsten Tag weiterhin munter Gäste zu bewirten – die Klötze funktionierten sie kurzerhand zur Bar um.
Am Sonntag griff die Polizei durch und verhaftete Ivan A. sowie dessen Eltern Andreas und Nelly A. Dies rief Verbündete aus der ganzen Schweiz auf den Plan. «Free Ivan», forderten sie mit Plakaten bei einer Kundgebung am Sonntagabend.
Einen Monat U-Haft gefordert
Die Staatsanwaltschaft hingegen stellte am Montag einen Antrag auf U-Haft für alle drei Verhafteten – einen Monat lang sollten sie hinter Gittern bleiben. Die Begründung: Die Wirte könnten nach Haftentlassung den Betrieb wiederaufnehmen und sich weiterhin nicht an die Regeln halten, was theoretisch die Verbreitung des Coronavirus fördern und so die öffentliche Gesundheit beeinträchtigen könnte. Zudem drohe Verdunkelungsgefahr. Das Zwangsmassnahmengericht Sitten lehnte das Gesuch jedoch ab, es sah keine besondere Haftgründe gegeben. Der Entscheid ist zwar noch nicht rechtskräftig, doch die Staatsanwaltschaft will ihn nicht anfechten.
Donnerstagmittag: In Zermatt liegt unterdessen Schnee, die Betonblöcke vor der Skandalbeiz sind verschwunden. Doch noch immer brennen Grabkerzen, welche die Skeptiker als Protest angezündet haben. Auch Blumen liegen noch vor der versiegelten Eingangstür.
Andreas A. verweist an den Anwalt
Doch im Innern der Wirtschaft brennt nun wieder Licht. Junge Männer wuseln zwischen den Tischen hindurch, telefonieren. Plötzlich geht die Eingangstür auf und einer von ihnen tritt heraus. Er bittet Passanten, die auf der Terrasse des Restaurants ihr Picknick ausgepackt haben, sich woanders hinzusetzen. Dann beginnt er, die Gartenmöbel vom Schnee zu befreien. Fragen beantworten will er nicht.
Auch ein älterer Mann mit langen, grauen Haaren tritt ins Freie. Er trägt eine Motorradjacke – dunkel, mit orangen Akzenten. Es ist Andreas A., dessen Haftentlassung zu diesem Zeitpunkt wohl erst wenige Stunden zurückliegt. «Wir geben keine Interviews. Das läuft alles über unsere Anwälte», meint er zu Blick. Einer der jungen Männer weist ihn aber an, sich umgehend wieder ins Haus zu begeben: «Sag nichts!»
Bruder weilt im Ausland
Und auch Patrik A. verweist beim Telefonat mit Blick an den Anwalt. «Ich bin seit etwa einem Monat im Ausland und habe keine Ahnung, was läuft», erklärt er. Dann fügte er jedoch an: «Ich bin froh, wurden sie entlassen.»
Der Anwalt der Familie war für eine Stellungnahme gegenüber Blick jedoch nicht zu erreichen.
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