Der Wirt zetert, schimpft und wütet – aber es nützt nichts. Das Restaurant Walliserkanne, von zwei Brüdern geführt, wird geschlossen. Der Grund: Beide Betreiber verstiessen immer wieder gegen das Gesetz, hielten sich nicht an die Corona-Schutzmassnahmen. Unter anderem verzichteten sie auf die Zertifikatspflicht.
Und so zog das Walliser Gesundheitsdepartement nun die Reissleine. Das Lokal wurde am Freitagvormittag zum ersten Mal geräumt, geschlossen und mit einem Siegel versehen. «Dieser Entscheid wurde am Vormittag durch die Regionalpolizei Zermatt umgesetzt. Die Gäste, die sich noch im Restaurant befanden, wurde aufgefordert, zu gehen», sagt Mathias Volken von der Kantonspolizei Wallis zu Blick. Die Wirte hätten sich zwar dagegen gewehrt, trotzdem sei der Entscheid durchgeführt worden.
Inzwischen kursiert ein Video des Einsatzes im Internet. Die Aufnahmen zeigen: Einer der Restaurant-Besitzer nimmt die Schliessung nicht ernst. «Hopp, abfahren», sagt er in dem Video. Er bezeichnet die Polizisten als «Witzfiguren». Und kündigt an: «Ich mache hier nicht zu, weil sie hierfür keine gesetzliche Grundlage haben. Keine Sanktion ohne Gesetzesbruch.» Nach dieser Behauptung spricht er sogar eine Drohung aus: «Muss ich mir eine Schusswaffe besorgen?»
Wirte öffneten am Abend trotzdem wieder
Am Abend rückt die Polizei erneut zur Walliserkanne aus, um zu kontrollieren, ob sich die Corona-Skeptiker dieses Mal an das Gesetz halten. Doch im Lokal sitzen erneut Gäste. Das Siegel ist gebrochen, die Wirte scheren sich nicht um die Verfügung.
Also wird das Restaurant erneut geräumt. – und mit Betonblöcken vor dem Eingang versehen. «Diese bauliche Massnahme wurde zusammen mit der Gemeinde entschieden und umgesetzt, da die Versiegelung nicht respektiert wurde», erklärt der Polizei-Sprecher gegenüber Blick. Den Schlüssel zum Lokal könne die Polizei nicht so einfach einziehen. «Es handelt sich bei dem Gebäude um ein Komplex mit Wohnungen über dem Restaurant», so Volken.
«Darf mein Bier trinken, wo ich will»
Geräumt bleibt die Beiz aber nicht lange. Ein Video zeigt, wie bereits am Samstag wieder Hochbetrieb im Restaurant herrscht. Die Polizei versucht vergeblich, die Besucher aus dem Lokal zu spedieren – vergeblich. Eine junge Frau meint: «Ich darf mein Bier trinken, wo ich will!»
Eine weitere Person ist aus dem Hintergrund zu hören. Sie wolle ihren Ausweis nicht zeigen, sagt sie. Die Polizei scheint machtlos.
Am Abend kommt es noch zu einer Demonstrantion von Massnahme-Kritikern vor dem Restaurant. Auch die Freiheitstrychler sind vor Ort.
Walliserkanne widersetzt sich weiter der Massnahme
Die Beamten würden nun weiter regelmässig kontrollieren, ob sich die Wirte endlich an die Schliessung halten. Wie es nun für die Walliserkanne weitergeht, ist unklar. Der Fall liegt nun bei der Staatsanwaltschaft, wie die Polizei weiter mitteilt. Diese entscheide auch über allfällige weitere Massnahmen. Das Wirte-Duo war für Blick nicht erreichbar.
Am Samstagvormittag meldet sich einer der Wirte umso lauter vom Restaurant-Balkon zurück. Ein Video zeigt, wie der Corona-Skeptiker mit Mikrofon in der Hand zu den Passanten spricht. «Kommen Sie rein. Die Walliserkanne hat geöffnet. Lassen Sie sich nicht beirren von den paar Kieselsteinen.» Die Ansprache zeigt Wirkung. Das Lokal hat sich wieder gefüllt, berichten Leser vor Ort.
Polizei beobachtet die Situation
Die Polizei weiss Bescheid. Geräumt ist die Beiz aber weiterhin nicht. «Wir sind vor Ort und beobachten die Lage», erklärt Kapo-Sprecher Volken. Man habe am Vormittag abermals den Wirt auf den Entscheid des Gesundheitsdepartement hingewiesen, die Walliserkanne zu schliessen. Auch ein Siegel wurde erneut angebracht.
Verhaftet wurden die Skeptiker-Brüder bisher noch nicht. Über weitere Schritte müsste nun seitens des Departements und der Staatsanwaltschaft entschieden werden, so Volken. Die Polizei beobachte die Lage. (jmh/zis)
