Schulter ausgerenkt? Walliser Regierungschef äussert sich zum Einsatz gegen Walliserkanne-Wirte
«Wir haben keine Gewalttaten von Polizisten verzeichnet»

Der Walliser Regierungspräsident Frédéric Favre spricht über den Polizeieinsatz im Restaurant Walliserkanne in Zermatt VS und erklärt, weshalb er selber nicht geimpft ist.
Publiziert: 01.11.2021 um 17:26 Uhr
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Aktualisiert: 01.11.2021 um 18:24 Uhr
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Der Walliser Regierungschef Frédéric Favre ärgert sich über die Wirte der Walliserkanne in Zermatt.
Foto: Keystone
Interview: Ladina Triaca

Es glich einem Freilufttheater, was sich am Fusse des Matterhorns in den letzten Tagen abspielte. Am Freitag beschloss die Regierung, das Restaurant Walliserkanne in Zermatt VS schliessen zu lassen, weil die Wirte die Zertifikatspflicht ignoriert hatten. Diese sträubten sich – flankiert von Freiheitstrychlern – gegen den Entscheid und funktionierten die von der Polizei errichtete Barrikade aus Betonblöcken kurzerhand in eine Bar um. Am Sonntag wurden die Restaurantbetreiber verhaftet.

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Nun äussert sich der Walliser Regierungspräsident und Sicherheitsdirektor Frédéric Favre (42, FDP) zum umstrittenen Polizeieinsatz.

Blick: Herr Favre, die Wirte der Walliserkanne in Zermatt haben am Wochenende mit den Behörden Katz und Maus gespielt. Erst am Sonntag wurden sie verhaftet. Haben Sie zu spät durchgegriffen?
Frédéric Favre:
Wir haben am Freitag entschieden, das Restaurant Walliserkanne schliessen zu lassen. Es ist aber nicht die Regierung, die die Leute verhaftet. Dies tut die Polizei auf Anordnung der Staatsanwaltschaft. Es ist auch die Staatsanwaltschaft, die nun entscheidet, was mit den Wirten passiert.

Die Polizei hat am Samstag sechs Betonblöcke vor den Restaurant-Eingang gestellt. Weshalb diese spezielle Massnahme?
Schauen Sie, wir haben wochenlang mit den Restaurantbesitzern diskutiert, weil sie sich nicht an die Covid-Regeln hielten. Zuerst war das Arbeitsinspektorat involviert, dann die Polizei. Als die Wirte auch nach der Schliessung Gäste bedienten, mussten wir etwas tun, um den Eingang zu versperren. Wir müssen das Gesetz durchsetzen, sonst verabschieden wir uns vom Rechtsstaat!

Frédéric Favre

Frédéric Favre (42) sitzt seit 2017 für die FDP im Walliser Staatsrat. Er leitet das Sicherheits- und Sportdepartement. Aktuell hat er zudem für ein Jahr das Regierungspräsidium inne.

Favre, der fünfmal den Schweizer-Meister-Titel im Karate gewann, lebt mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Vétroz im Unterwallis.

Frédéric Favre
Frédéric Favre

Frédéric Favre (42) sitzt seit 2017 für die FDP im Walliser Staatsrat. Er leitet das Sicherheits- und Sportdepartement. Aktuell hat er zudem für ein Jahr das Regierungspräsidium inne.

Favre, der fünfmal den Schweizer-Meister-Titel im Karate gewann, lebt mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Vétroz im Unterwallis.

Der Polizeieinsatz wird stark kritisiert. Der Walliser Hotelier Mario Julen sagt, die Polizisten seien im Rudel auf die Wirte losgegangen, hätten die Mutter zusammengeschlagen und dem Sohn die Schulter ausgerenkt. Stimmt das?
Die Anschuldigungen von Herrn Julen sind schwerwiegend. Sollten sich diese bewahrheiten, werden wir über Sanktionen reden. Der Kommandant der Kantonspolizei hat mir jedoch versichert, dass keine Gewalttaten von Polizeibeamten zu verzeichnen seien. Und ich muss Ihnen sagen, ich habe vollstes Vertrauen in unsere Polizei, die in diesem Fall sehr geduldig vorging. Wie gesagt, dieser Streit dauert schon seit Wochen.

Ärgern Sie sich eigentlich über das Theater?
Ich finde es schade, dass eine Wirtefamilie derart viel Aufmerksamkeit bekommt. 99,9 Prozent der Wirte leisten ausgezeichnete Arbeit und halten sich sehr verantwortungsvoll an die Regeln.

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Fürchten Sie nun einen Imageschaden für den Tourismuskanton Wallis?
Nein, der Fall zeigt ja gerade, dass wir im Wallis die Covid-Massnahmen anwenden und durchsetzen. Das ist ein gutes und beruhigendes Zeichen – auch für den Tourismus.

Sie selber sind nicht geimpft. Warum nicht?
Ich habe mich aus persönlichen Gründen gegen eine Impfung entschieden. Ich hatte letztes Jahr Corona und habe inzwischen auch schon diverse Tests gemacht.

Sind Sie als ungeimpfter Regierungspräsident nicht ein schlechtes Vorbild für die Bevölkerung?
Ich halte mich als Ungeimpfter diskussionslos an die geltenden Regeln! Wir wenden die Corona-Massnahmen für Geimpfte und Ungeimpfte konsequent an. Alles andere ist privat.

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