Sie trugen keine Masken und scherten sich nicht um das Veranstaltungsverbot in einer Beiz, die eigentlich hätte geschlossen sein müssen: Rund 90 Corona-Skeptiker haben am Samstag im Restaurant Älpli in Gommiswald SG ein Fest gefeiert. Darüber berichtet die «Linth-Zeitung».
Organisiert wurde die unbewilligte Veranstaltung von der Wirtin, Barbara L.*, sowie Konrad P.* – ein lokaler Autoverkäufer. Ebenfalls vor Ort: Armin Schmid, der als einer der unzähligen Wortführer der Corona-Skeptiker gilt. Zudem anwesend: «David Jürgsohn» – richtiger Name unbekannt – der sich als Journalist ausgab und während der Veranstaltung Werbung für eine Zeitung machte, der auch schon eine Nähe zum Rechtsextremismus vorgeworfen wurde.
Veranstalter wurden von der Polizei gewarnt
Dabei hatten die Initianten dieser Veranstaltung offensichtlich auf eine Auseinandersetzung mit der Polizei gehofft. Gemäss Hanspeter Krüsi, Sprecher der Kantonspolizei St. Gallen, stand die Polizei nämlich bereits am Tag vor der Veranstaltung in Kontakt mit P. und L. «Wir haben die Organisatoren am Freitag darüber informiert, dass die Veranstaltung wegen der aktuell geltenden Corona-Massnahmen nicht durchgeführt werden darf – und man eine Straftat begehe, wenn man sich den Anordnungen widersetze», so Krüsi zu BLICK. Das hielt die Wirtin und den Autoverkäufer aus Gommiswald aber nicht davon ab, sie durchzuführen.
Im Gegenteil: Sie hatten am Samstag sogar auf die Polizei gewartet, um diese bei ihrem Einsatz vor dem Restaurant filmen zu können. Womit sie offenbar nicht gerechnet haben: Die Polizei begegnet der Situation auf ziemlich unspektakuläre Art und Weise.
Drei Videos haben die Corona-Skeptiker am Montag hochgeladen. Das erste zeigt, wie Polizisten mit Barbara L. und Konrad P. vor dem Eingang des Restaurants Älpli diskutieren. Beide zeigen sich felsenfest davon überzeugt, dass ihre Veranstaltung mit 90 Personen erlaubt ist – und berufen sich auf den ebenfalls anwesenden Armin Schmid, der später im Restaurant vor versammelten Corona-Skeptikern einen Vortrag darüber halten wird, wie man die Corona-Massnahmen umgehen kann.
Polizei schreitet nicht ein
Der Einsatzleiter der Polizei – der die Wirtin und den Autoverkäufer offenbar gut kennt – versucht erfolglos, die beiden davon zu überzeugen, dass sie sich irren und besser nicht auf den angeblich gut informierten Armin Schmid hören sollten. «Glaubst du wirklich, wir marschieren hier einfach so auf, ohne vorher abzuklären, ob das zulässig ist oder nicht?», fragt der Polizist P. Dieser lässt allerdings nicht mit sich reden.
Daraufhin zieht die Polizei ab – die Veranstaltung findet statt. Hanspeter Krüsi, Sprecher der Kantonspolizei St. Gallen, rechtfertigt das mit dem Risiko einer Eskalation, hätte die Polizei die Corona-Massnahmen durchgesetzt. «Alle Besucher der Veranstaltung waren darüber informiert, dass die Teilnahme an dieser Veranstaltung verboten ist. Trotzdem wollten sie nicht gehen. Das hiess für uns Polizisten: Wir hätten bei einer Zwangsräumung mit Gegenwehr rechnen müssen. Wir wollten eine solche Eskalation vermeiden, nicht zuletzt, weil auch Kinder und Rentner anwesend waren», so Krüsi.
Es warten teure Bussen
Gerade weil die Polizei am Ende nicht eingeschritten ist, glauben die Wirtin und der Autoverkäufer auch zwei Tage danach immer noch, dass sie tatsächlich im Recht seien. Das sagen sie gegenüber BLICK. «Sonst hätte die Polizei das Ganze hochgehen lassen – davon bin ich überzeugt», so P. Und L. ergänzt: «Wenn wir trotzdem eine Busse bekommen, werden wir diese zurückschicken, weil wir wissen, dass sie nicht durchgesetzt werden kann.»
Tatsächlich hat die Aktion aber bereits jetzt schon unangenehme Konsequenzen für die Organisatoren. Am Montag hat die Polizei die Handys von L. und P. beschlagnahmt, aber auch die Kasse des Restaurant Älpli sowie Preislisten konfisziert.
Gegenüber BLICK fügt Krüsi an, dass jeder der rund 90 Teilnehmer zudem mit einer Ordnungsbusse oder gar einer Verzeigung rechnen muss. Schlimmer kommt es für L., P. und Schmid: Sie werden in jedem Fall angezeigt und müssen mit einem Strafbefehl der Staatsanwaltschaft rechnen. Ihnen drohen Bussen von bis zu 10'000 Franken. (fr)
*Namen geändert