An der bewilligten Demonstration gegen Corona-Massnahmen des Bundes in Chur GR am Samstag sind sie auch unter den 4000 Teilnehmern aufgefallen: Die Anhänger des Vereins «Mass-Voll». Über Telegram, Instagram, Twitter und TikTok haben sich innert einer Woche bereits mehrere Tausend Leute angeschlossen.
Allen voran marschierte in Chur Co-Präsident und Mitgründer Nicolas A. Rimoldi (26). «Wir wollen, dass alle Massnahmen des Bundes gegen Corona abgeschafft werden», sagt er zu BLICK. «Wir glauben, dass sie der Gesellschaft mehr schaden als nützen, vor allem den Jungen», sagt er. Die Message kommt gut an – der Verein wächst schnell im Internet.
«Extremismus hat hier nichts zu suchen»
Ein wichtiger Erfolgsfaktor des Vereins ist die Anerkennung der demokratischen Grundregeln. «Wir gehen nur an genehmigte Demonstrationen. Verschwörungstheorien und Extremismus hat bei uns ausdrücklich nichts verloren», sagt der Ethnologie-Student. «Wir haben ein Team aufgestellt, das in den Sozialen Medien alle unpassenden Kommentare und Aufrufe löscht.»
Die Abschaffung aller einschränkenden Gesetze zur Eindämmung der Corona-Epidemie ist das einzige Anliegen des Vereins. Sie seien schuld an der herrschenden Krise. Beim Gespräch mit BLICK benutzt Rimoldi trotz seinem Grundsatz Wörter, die an Verschwörungstheoretiker erinnern. Die Massnahmen des Bundes bezeichnet er als «menschenverachtend». Die vorübergehende Schliessung von Restaurants, Läden und Freizeiteinrichtungen als «Berufsverbot».
Falsches Beispiel Schweden
Der Rückgang der Ansteckungszahlen im letzten Sommer haben Rimoldis Meinung nach nichts mit den Massnahmen des Bundes zu tun. Und wie so manche Verschwörungstheoretiker fügt er im gleichen Atemzug das Beispiel der Schweden an, die am Anfang der Pandemie fast keine Massnahmen beschlossen hatten. Tatsache ist aber, dass nach den jüngsten Zahlen das nordische Land doppelt so viele Ansteckungen pro Kopf aufweist wie die Schweiz. Aktuell müssen auch sie strenge Massnahmen beschliessen. Davon will er nichts wissen.
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Nicolas A. Rimoldi gibt sich als Kämpfer für die Jungen. Seine Parolen sind sehr allgemein gehalten und einfach verständlich: «Wir kämpfen gegen das Leid der Jungen. Sie haben Angst um ihre Zukunft. Sie werden schlechter ausgebildet. Sie haben psychische Probleme», sagt Rimoldi. Schuld sei nicht die Pandemie, sondern die Massnahmen des Bundes.
Selber an Corona erkrankt
Und wie stellt er sich das weitere Vorgehen gegen die Ausbreitung des neuen Corona-Virus vor? Oberstes Gebot für den Verein sei die Freiwilligkeit. Rimoldi: «Wir streiten nicht ab, dass es Corona gibt. Das Virus ist da. Ich bin selber zwei Mal erkrankt. Aber wir glauben, dass erzwungene Massnahmen weniger nützen, als dass sie schaden.»
Oberstes Ziel Freiheit
Abstand halten, Hände desinfizieren, Maske tragen, Quarantäne, Isolation, Impfen. Alles soll auf Freiwilligkeit basieren. Die Fallzahlen seien dabei nicht relevant. Freiheit ist das oberste Ziel. «Man darf auch niemanden einschränken, weil er sich nicht impfen lassen will», sagt er.
Massnahmen-Kritiker steckt jetzt seine ganze Energie in den Verein «Mass-Voll». Ein ganzes Team von Studenten arbeitet mittlerweile bei dem Verein mit. Die Lila Fahnen der Truppe werden noch an so manchen Demonstrationen zu sehen sein.