Zwei Wochen ist es her, seit Attila Hildmann (39) für Schlagzeilen sorgte – wenn auch eher unfreiwillig. Der frühere Starkoch und Wortführer der extrem rechten Verschwörungs-Szene war endgültig ins Visier der Justiz geraten. Wegen seiner Hetze, die er seit Monaten permanent im Netz verbreitet, wird nun per Haftbefehl nach Hildmann gesucht.
Der Wolf, wie sich Hildmann selber gerne sieht, ist seither abgetaucht. Gut scheint ihm diese ständige Flucht vor der Polizei aber nicht zu tun. Auf dem Messenger-Dienst Telegram, wo der Deutsche nach wie vor aktiv ist, hat er am Donnerstag erneut eine wirre Botschaft abgesendet. Sie ist voll von kruden Gedankengängen und Weltverschwörungs-Fantasien. Vor allem aber trieft sie vor üblem Antisemitismus.
«Weil ich die Wahrheit sprach, zerstörten sie mein Unternehmen»
Hildmann war noch vor einigen Monaten ein gefeierter und erfolgreicher Kochbuch-Autor und Unternehmer. Seine Produkte standen in den Regalen von Grossverteilern, sein Name stand für gesunde, vegane Ernährung.
Mittlerweile hat der türkischstämmige 39-Jährige praktisch alles verloren, weil niemand mehr mit seinen absurden Äusserungen zu Corona und angeblich geheimen Weltmächten in Verbindung gebracht werden will.
Am Donnerstagmorgen lieferte Hildmann nun seine ganz eigene Erklärung für seinen persönlichen Untergang: «Weil ich die Wahrheit sprach, nahmen mir die Juden meine Wirtschaftlichkeit und zerstörten mein Unternehmen (...)», schreibt der Koch auf seinem öffentlichen Telegram-Kanal. Es folgen noch zahlreiche weitere Vorwürfe, die einen ziemlich fassungslos zurücklassen. Selbst vor Holocaust-Leugnungen schreckt er nicht zurück.
Die gesamte Klaviatur des Antisemitismus
Hildmann hat damit einen Tiefpunkt erreicht. In Hass-Reden auf öffentlichen Plätzen und auch im Internet hatte er es in der Vergangenheit stets vermieden, «die Juden» zu erwähnen. Stattdessen hatte er jeweils den Begriff «Zionisten» verwendet und sich immer gegen Antisemitismus-Vorwürfe gewehrt. Nun aber scheint er auch damit kein Problem mehr zu haben.
«Diese verbale Radikalisierung ist besorgniserregend und alarmierend», schreibt der Verein «Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus» (JFDA) auf Twitter kurz nach Erscheinen von Hildmanns jüngster Hass-Tirade. In seinem Post würde er die gesamte Klaviatur des Antisemitismus bedienen. «Hildmanns Sprache war schon immer durchzogen von antisemitischen Ideologemen. Neu ist nur, dass er nicht mehr das Codewort ‹die Zionisten› als Umwegkommunikation nutzt, um seinen Judenhass zu verbreiten.»
Ist Hildmann längst im Exil?
Hildmann selber soll sich Gerüchten zufolge längst nicht mehr in Deutschland aufhalten. Wegen der Ermittlungen gegen ihn habe er sich in die Türkei ins Exil begeben. Bestätigt ist das allerdings nicht.
Die Vorwürfe gegen den ehemaligen Starkoch lauten offiziell Anstiftung zu Straftaten sowie Volksverhetzung. Mit dem jüngsten Telegram-Post dürfte sich Hildmann keinen Gefallen getan haben. (cat)