Ein Schweizer Internet-Droher und Corona-Skeptiker dürfte ziemlich überrascht gewesen sein, als er seinen Briefkasten leerte: «Ihre Posts im Zusammenhang mit Alain Berset» heisst es im Betreff. Der Absender: das Bundesamt für Polizei (Fedpol).
Es geht um einen Vorfall, der sich keine Woche zuvor ereignete. «Am 18.1.2021 hat Fedpol von Ihren Facebook-Posts vom 15.1.2021 um 13.03 und 13.04 Uhr an Bundesrat Alain Berset Kenntnis erhalten», heisst es im Schreiben. «Alain du läbsch gföhrlich», hat der Droher im sozialen Netzwerk geschrieben. Und: «Irgendwann sehen wir uns, Marionette Berset.»
Man sei sich bewusst, dass die Corona-Situation belastend sei, schreibt das Fedpol weiter. Und warnt: «Sollten wir Kenntnis von weiteren solchen Kommentaren und/oder strafbaren Handlungen bekommen, behalten wir uns vor, rechtliche Schritte gegen Sie zu prüfen.»
Fedpol wurde in Dutzenden Fällen aktiv
Fedpol-Sprecher Florian Näf bestätigt das Vorgehen. «Das Thema beschäftigt uns stark», sagt er. «Je länger die Krise dauert, desto mehr Unmutsbekundungen und Drohungen gibt es gegen Bundesräte, Ämter und Parlamentarier.»
Über 1200 Meldungen gab es 2020 beim Bundesamt für Polizei, 2019 waren es 250. Ein Brief sei eine niederschwellige Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen, so Näf. Das Fedpol nehme Drohungen ernst. Denn: «Wer droht, könnte jemanden inspirieren, das in die Tat umzusetzen.»
Droher entschuldigten sich
Eine weitere Möglichkeit sei die direkte Gefährderansprache (BLICK berichtete), etwa durch einen Hausbesuch bei einem Droher. Aber auch Briefe hätten eine Wirkung: «Wir hatten schon Reaktionen von Leuten, die sich dann entschuldigt haben. Viele Leute sind sich nicht bewusst, was virtuelle Aussagen auslösen können.»
Im konkreten Fall hat der Brief seinen Zweck wohl nicht erfüllt. Ein Foto landete auf Corona-Skeptiker-Kanälen auf Telegram, versehen mit dem Kommentar: «Ich glaube es nicht.»