Fuss einer Studien-Probandin mit Wunden übersät
Corona-Skeptiker schüren mit diesen Fotos Angst vor Impfung

Eine Texanerin litt an schmerzhaften Riesen-Blasen an den Füssen. Da die Frau kurz zuvor an einer Impfstoffstudie teilnahm, waren ihre Wunden eine Steilvorlage für Corona-Skeptiker.
Publiziert: 10.12.2020 um 11:49 Uhr
|
Aktualisiert: 03.02.2021 um 20:43 Uhr
1/8
Patricia Chandler aus Texas war Probandin einer Corona-Impfstoffstudie.
Foto: Go Fund Me

Patricia Chandlers Füsse sind mit Blasen übersät. Die eiternden Wunden bedecken die ganzen Fersen. Manche Stellen sind bereits schwarz. Die Schmerzen sind unerträglich.

Die merkwürdigen Hautveränderungen traten plötzlich Ende Oktober auf. Fünf Tage zuvor hatte die US-Amerikanerin aus dem Bundesstaat Texas an einer Corona-Impfstoffstudie der Firma Pfizer teilgenommen, berichtet «BBC». Die Probandin hatte gerade ihre zweite Injektion erhalten.

Arzt vermutet Zusammenhang mit dem Impfstoff

Eines Tages verspürte Chandler bei einem gemütlichen Spaziergang Schmerzen im linken Fuss. Ihr Ehemann vermutete, dass das unangenehme Gefühl vom drückenden Schuh kommen könnte. Zu Hause angekommen, stellte sie fest, dass ihre Fusssohle angeschwollen war. Eine grosse violett-rote Blase füllte sich mit Eiter.

Beim Arzt hiess es, die Ursache könnte unter anderem ein Medikament sein, der die Hautreaktion hervorgerufen habe. Sofort denkt die Texanerin an die Impfstoffstudie.

Daraufhin richtet die Cousine der Betroffenen, Rebecca Moore, eine GoFundMe-Seite ein, um Geld für die hohen Arztrechnungen zu sammeln. Moore schreibt, dass ihre Cousine an der Covid-19-Impfstoffstudie teilnahm und «schwere Nebenwirkungen» erlitt. Dass der Zusammenhang nicht bestätigt wurde, war im Text nicht klar zu erkennen.

Impfgegner schüren mit Fotos Angst

Die hochgeladenen Bilder des Fusses verbreiten sich im Anschluss in Windeseile auf Kanälen von Impfgegnern. Die Corona-Skeptiker nutzten die Fotos, um die Impfung zu kritisieren.

«Hierbei handelt es sich um einen Teilnehmer einer Impfstoffstudie. Seid ihr bereit, eure Ärmel hochzukrempeln?», heisst es in einem Post. «Seht ihr, wie sie versuchen, uns mit dem Impfstoff absichtlich zu verletzen?», schreibt ein anderer Twitter-User.

Placebo statt Impfung

Dann kommt raus, dass Chandler im Rahmen der Studie der Kontrollgruppe angehörte. Das bedeutet: Statt der eigentlichen Test-Impfung wurde ihr immer nur ein Placebo verabreicht. Eine simple Spritze mit Salzlösung. Ihre Fussentzündung wurde also nicht durch den Impfstoff verursacht.

Die Studienleiter erklärten sich aufgrund der aussergewöhnlichen Umstände und des viralen Effekts der Bilder bereit, Patricia Chandler noch vor Abschluss der Studie darüber zu benachrichtigen, dass sie das Placebo erhalten habe. In der Regel werden solche Informationen vertraulich behandelt und sind nur den Forschern am Ende der Untersuchungen vorbehalten – um die Resultate nicht zu beeinflussen.

«Ich muss gewisse Schuld auf mich nehmen»

Nachdem die Wahrheit rauskam, wurde die Frau mit wüsten Nachrichten zugespamt. Die Leute nannte sie eine Idiotin, Drogensüchtige und Betrügerin.

Die Impfgegner beschimpften sie, weil sie an der Studie teilnahm. Andere warfen ihr vor, Fake News zu verbreiten.

«Die Tatsache, dass diese Impfgegner damit ihre Agenda anheizen, ist ärgerlich», sagte Chandler. Sie räumte jedoch ein, dass der Wortlaut auf ihrer GoFundMe-Seite irreführend gewesen sei. «Ich muss eine gewisse Schuld für die Veröffentlichung meiner Geschichte auf mich nehmen.» Ihre Verletzungen hätten nichts mit dem Impfstoff zu tun. Die Ärzte arbeiten weiterhin daran, die wahre Ursache herauszufinden. (man)


Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?