«Zuerst besonders gefährdete Personen, dann das Gesundheitspersonal»
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Experten über den Impfplan:«Zuerst gefährdete Personen, dann Gesundheitspersonal»

Experten des Bundes erklären den Impfplan
«Zuerst besonders gefährdete Personen, dann das Gesundheitspersonal»

Zwar ist in der Schweiz noch kein Corona-Impfstoff zugelassen, doch jetzt legt der Bund eine erste Impfstrategie vor. Vorrang haben Risikogruppen und Gesundheitspersonal. Erste Impfungen gibt es wohl aber erst nächstes Jahr.
Publiziert: 01.12.2020 um 13:01 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2020 um 12:26 Uhr
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Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim Bundesamt für Gesundheit, informiert über die aktuelle Corona-Situation.
Foto: keystone-sda.ch
Ruedi Studer

Die Richtung bei den Corona-Zahlen stimmt zwar. Es geht weiter nach unten, aber nicht besonders rasch. Am Dienstag meldete das Bundesamt für Gesundheit 3802 Neuansteckungen sowie 226 Spitaleinweisungen und 107 neue Todesfälle.

Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle im Bundesamt für Gesundheit (BAG), ist mit der Entwicklung denn auch nicht ganz zufrieden. Mit Blick auf die Weihnachts- und Neujahrsferien müssten die Zahlen stärker sinken, sagte sie am Dienstag vor den Medien.

Besonders in der Westschweiz gehen die Zahlen zurück, weniger in der Deutschschweiz. Der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri ist denn auch noch nicht zufrieden: «Das Niveau ist sehr hoch, scheint aber stabil zu sein. Beruhigt sind wir noch nicht!» Man müsste das Niveau herunterbringen auf einen Zehntel der jetzigen Zahlen.

Risikogruppen zuerst impfen

Immerhin geht es nun an der Impffront vorwärts, zumindest, was die Vorbereitungen betrifft. So skizziert der Bund nun eine erste Impfstrategie.

Geplant ist eine risikobasierte Impfstrategie. Zuerst sollen besonders gefährdete Personen geimpft werden, dann auch das Gesundheitspersonal mit Patientenkontakt sowie Betreuungspersonal von Risikopersonen. Ebenso enge Kontakte von besonders gefährdeten Personen sollen früh an die Reihe kommen – etwa Haushaltsmitglieder. Aber auch in gewissen Gemeinschaftseinrichtungen mit erhöhtem Infektions- und Ausbruchrisiko, etwa Behindertenheimen, soll früher geimpft werden.

«Das Ziel ist Schutz vor schwerer Krankheit und tödlichen Folgen», sagt Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen. Und nicht etwa eine Herdenimmunität.

Erst, wenn die priorisierten Gruppen geimpft seien, könnten sich alle übrigen Personen impfen lassen. Schwangere zählen bezüglich Impfung übrigens nicht zur priorisierten Gruppe, ebenso wenig Kinder.

«Die Impfung wird gratis sein und freiwillig», betonte Masserey. Die Kosten wollen sich Bund, Kantone und Krankenkassen teilen. Derzeit habe man Verträge mit drei Herstellern über rund 13 Millionen Impfdosen.

Noch keine Zulassung erteilt

Noch offen ist, wann genau es mit ersten Impfungen losgehen kann. Die Zulassungsbehörde Swissmedic hat zwar drei unterschiedliche Impfstoffe in Prüfung. Aber: «Wir können noch keine Zulassung erteilen», so Claus Bolte, Leiter Bereich Zulassung, vor den Bundeshausmedien. Der rasche Zugang sei zwar wichtig, aber nicht auf Kosten der Sorgfalt.

Die vorliegenden Zwischenergebnisse der verschiedenen Hersteller würden noch keinen Nutzen-Risiko-Entscheid ermöglichen, so Bolte. Es fehlten noch Daten zur Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität.

Die Akzeptanz in derartig schnell entwickelte Impfstoffe setze sehr viel Vertrauen in die Hersteller und Kontrollinstanzen voraus. Es gelte deshalb, die Wirkungen auf die einzelnen Personengruppen ganz genau anzuschauen.

Kantone planen Impfzentren

Die Vorbereitungen laufen aber auf Hochtouren. Die Armeeapotheke ist bereit für eine begrenzte Aufnahme von Impfstoffen, wie deren Chef Daniel Aeschbach erklärte. Bis Ende des Jahres soll die Lagerinfrastruktur der Armee für sämtliche Impfstoffe bereit stehen.

Zudem werde die Armee die Verteilung der Impfstoffe an die Kantone übernehmen. Die Feinverteilung in den Kantonen wiederum liege in der Verantwortung der Kantone.

Diese bereiten sich ebenfalls auf die Verteilung vor. Kantonsarzt Rudolf Hauri informiert über die Varianten: Im Fokus stehen Impfzentren. Aber auch mobile Impfequipen sollen zum Einsatz kommen, etwa in Altersheimen. Denkbar sind auch Impfungen in Arztpraxen oder allenfalls Apotheken, denn die Impfzentren werde man nicht langfristig betreiben. «Die Kantone wollen auf Anfang Jahr parat sein», so Hauri. Man wolle rasch loslegen können, sobald der Impfstoff vorhanden sei.

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