Die Schlagzeilen stimmen zuversichtlich: 90 Prozent oder mehr Schutz vor einer Erkrankung sollen die Corona-Impfstoffkandidaten von Moderna und Biontech/Pfizer bieten. Die Hoffnungen richten sich nun darauf, dass die Impfstoffe dazu beitragen werden, die Ausbreitung des Erregers in absehbarer Zeit aufzuhalten – und die Pandemie einzudämmen. Doch wie lange sind wir nach der Impfung geschützt?
Eine kürzlich veröffentlichte Studie des kalifornischen La-Jolla-Instituts für Immunologie hat infizierte Menschen untersucht. Demnach sind sowohl Antikörper als auch sogenannte T-Zellen – zwei der zentralen Waffen unseres Immunsystems – zumindest fünf Monate nach dem Einsetzen der Corona-Symptome noch nachweisbar.
Corona-Erkrankung würde weniger schlimm
Für Thomas Jacobs vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg sind diese Beobachtungen mit Blick auf die Reaktionsweise unseres Immunsystems ermutigend. Denn die Daten aus der US-Studie zeigen, dass trotz nicht mehr nachweisbarer Antikörper wichtige sogenannte Gedächtniszellen im Körper bleiben.
Gedächtnis-Immunzellen, die eine Neuansteckung weiterhin verhindern. Die Erkenntnisse lassen erwarten, dass sich die Symptomatik einer Covid-19-Erkrankung verringert, sagt Jacobs. Diese sogenannte klinische Immunität würde dafür sorgen, dass Erkrankte beispielsweise nur Erkältungssymptome bekämen.
Lebenslanger Schutz durch Impfung nicht gegeben
Doch von einer lebenslangen Schutzwirkung durch die Impfstoffe könne derzeit nicht ausgegangen werden. Auch eine sogenannte sterile Immunität werde nicht sofort erreicht. Diese ist erreicht, wenn der Organismus alle entsprechenden Erreger aufgrund der erfolgten Immunisierung vollständig abtöten kann. Mit Blick auf Risikogruppen, etwa für Pfleger und Pflegerinnen in Altenheimen, sei dieser Impfschutz anzustreben.
Wer diese sterile Immunität bauche, müsste sich dann vermutlich häufiger impfen lassen. Doch Thomas Jacobs sagt: «Für die breite Bevölkerung würde eine klinische Immunität eher reichen.» Die lässt sich durch die bald verfügbaren Impfstoffe erreichen.
Unklarheit zu Spreading – und Nach-Impfung
Es sei derzeit noch ungewiss, ob eine Impfung auch davor schütze, den Erreger weiterzugeben. «Bei einer hohen Antikörper-Antwort ist die Wahrscheinlichkeit dafür sehr gering», erklärt Jacobs. Bei einer klinischen Immunität könnte allerdings weiter das Risiko eines Spreadings bestehen – hier müssten weitere Studien folgen.
Carsten Watzl, Immunologe am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung der Technischen Universität Dortmund, macht deutlich, dass die Impfstoffe aber zunächst für eine Beruhigung der Situation sorgen werden.
«Wir hätten dann keine Pandemie mehr»
Der Immunologe sagt: «Selbst, wenn der Schutz nur zwei Jahre hält, könnte nachgeimpft werden.» Und weiter: «Das wäre zwar nervig, aber beherrschbar.» Und Sars-CoV-2 würde so zu einem weiteren Erreger, gegen den man regelmässig impfen muss. Dann folgen die hoffnungsvollen Worte des Immunologen: «Wir hätten dann aber keine Pandemie mehr.» (SDA/euc)