Eine 90 Jahre alte Frau aus Nordirland ist die erste Person in Europa, die offiziell eine Corona-Impfung erhalten hat. Bisher wurde nur im Rahmen von Tests geimpft. Margaret Keenan aus Enniskillen, die nächste Woche 91 wird, wurde heute um 7.31 Uhr (Schweizer Zeit) geimpft. Sie sagte, dass sie sich «so privilegiert» fühle, diese Impfung im Universitätsspital in Coventry zu bekommen.
Keenan: «Es ist das beste Geschenk zum frühen Geburtstag, das ich mir wünschen kann. Denn es bedeutet, dass ich mich endlich darauf freuen kann, im neuen Jahr Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen, nachdem ich den grössten Teil des Jahres allein war.»
Impfstart in Grossbritannien
Grossbritannien begann am Dienstag als erstes Land in Europa mit Impfungen. Zuerst sollen über 80-Jährige, Mitarbeiter und Bewohner in Pflegeheimen sowie besonders gefährdetes medizinisches Personal das Mittel des deutschen Herstellers Biontech und seines US-Partners Pfizer erhalten. Dabei handelt es sich um etwa sechs Millionen Menschen. Der britische Premierminister Boris Johnson (56) sprach von einem «riesigen Schritt vorwärts».
50 Kliniken sollen als Impfzentren dienen. Die Behörden zeigten sich bereit: «Alle Teile des Vereinigten Königreichs haben Dosen mit dem Corona-Impfstoff erhalten», schrieb Gesundheitsminister Matt Hancock bei Twitter.
Vier Millionen bis Ende Jahr
Wie die Vizechefin des nationalen Gesundheitsdiensts NHS, Saffron Cordery, sagte, sollen bis zum Jahresende vier Millionen Dosen mit dem Impfstoff ins Land kommen. Das würde Impfungen für zwei Millionen Menschen bedeuten, da pro Person zwei Dosen für den vollen Schutz notwendig sind. Insgesamt hat das Land 40 Millionen Dosen bestellt, damit können damit 20 Millionen Briten geimpft werden – das ist etwas weniger als ein Drittel der Bevölkerung.
Für die meisten Menschen werde es jedoch noch weit bis ins neue Jahr dauern, bis sie geimpft werden könnten, hiess es vom NHS. Ein Regierungssprecher sagte, dass der Grossteil der schutzbedürftigen Menschen im Januar oder Februar geimpft werde. Die Behörden betonten, der Impfstoff sei «sicher und effektiv».
Es braucht zweite Dosis
Premierminister Johnson rief alle Menschen, die Anspruch auf eine Impfung haben, dazu auf, sich auch wirklich impfen zu lassen. Thronfolger Prinz Charles (72) dankte allen, die an der Entwicklung des Impfstoffes beteiligt waren. Dank des Mittels könnten die Menschen nun mit neuer Hoffnung nach vorne schauen, sagte er.
Gesundheitsexpertin Helen Donovan sagte der BBC, das grösste Risiko liege darin, dass Geimpfte rund drei Wochen nach dem ersten Termin auch die zweite Dosis verabreicht bekommen müssen. Dabei soll eine Impfkarte als Nachweis helfen, die gleichzeitig eine Erinnerung an den zweiten Impftermin ist. Grössere Impfzentren – etwa in Fussballstadien – sollen erst öffnen, wenn mehr Impfstoff zur Verfügung steht. (gf/SDA)