Auf einen Blick
- Berufsschüler erhält Verwarnung für rechtsextremes T-Shirt und Laptop-Sticker
- Der Lehrling fühlt sich ungerecht behandelt und macht der Schule Vorwürfe
- Schulleiter Georg Berger wehrt sich dagegen
Am Berufsbildungszentrum in Olten SO hängt der Haussegen schief. Grund: Ein Schüler, der laut Schulleitung mit fragwürdigen politischen Aktionen seinen Mitschülern das Leben schwer macht.
Der betroffene Schüler Damian O.* (18) soll nicht nur mit rechtsextremen T-Shirts gesichtet worden sein, er steht auch unter Verdacht, seine Schule mit rechtsradikalen Klebern zugepflastert zu haben. Der Lehrling bestreitet dies jedoch.
Konkret geht es um ein T-Shirt der rechtsextremen Gruppierung «Junge Tat». Darauf zu sehen: die Tyr-Rune. Dieses Symbol tragen Anhänger der Jungen Tat auf T-Shirts, auf Schals – sowie ihren Sturmmasken. Das Zeichen ist in Deutschland verboten. Die Tyr-Rune ist das Treueabzeichen für Absolventen der Reichsführer-Schulen im Dritten Reich.
«Habe meine Heimatliebe zum Ausdruck gebracht»
Der Schüler kassierte also eine Verwarnung – und machte seinen Fall im Netz publik. Der Newsfluencer «DeWinterthurer» hat den Fall aufgegriffen. Unter seinen Videos wird auf verschiedenen Plattformen rege über die T-Shirts diskutiert.
Das Berufsbildungszentrum Olten hielt im Schreiben vom 7. Februar fest, dass die Verwarnung wegen seines «rücksichtslosen und provokativen» Verhaltens erfolgte. Er soll nicht nur das Tyr-Shirt getragen, sondern auch seinen Laptop mit fragwürdigen Botschaften beklebt haben.
Gegenüber Blick bestätigt Damian O.: «Ich habe zweimal in der Schule ein Shirt der rechten Bewegung Junge Tat und eines mit der Aufschrift The Swiss Boys getragen.» Auf seinem Laptop waren neben Kampagnen-Klebern der SVP auch das Tyr-Zeichen der Jungen Tat angebracht.
Über die Verwarnung der Schule zeigt sich der Lehrling enttäuscht: «Ich bin mir keines Fehlverhaltens bewusst. Ich habe durch das Tragen dieser T-Shirts lediglich meine Heimatliebe zum Ausdruck gebracht.»
Dies sei unter Schülern und Lehrern auf Kritik gestossen. «Die haben sich dann bei der Schulleitung beschwert.»
Angstfreies Schulumfeld
Wie die Berufsschule in der schriftlichen Verwarnung festhält, führte das «propagandistische und öffentlichkeitswirksame Zurschaustellung rechtsextremer Symbolik in der Schüler- und Lehrerschaft zu Verunsicherung und zu einer generellen Verschlechterung des Schulklimas.» Weiter heisst es in dem Schreiben: «Lehrende und Schüler fühlen sich dadurch in ihrer Sicherheit und ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt.»
Mit der Verwarnung will die Schule ein angstfreies Schulumfeld sicherstellen. Die Aufforderung: Damian O. soll die Sticker sofort entfernen und Kleidung mit politischen Emblemen unterlassen. Schulleiter Georg Berger (61) sagt zu Blick: «Die Schule legt grossen Wert auf ein friedliches, wertschätzendes und rücksichtsvolles Verhalten. Wir untersagen Sticker oder Kleider mit extremistischer, sexistischer oder rassistischer Symbolik.»
Erstarken des Rechtsextremismus
Extremismus-Forscher Dirk Baier (48) befürwortet das Handeln der Schule: «Das Tyr-Zeichen hat durch den eindeutigen Bezug zum Rechtsextremismus nichts in der Schule verloren! Schön, hat sie dies nicht einfach geduldet.»
Laut Baier sind die Grundlagen für ein Erstarken des Rechtsextremismus gegeben: «Ich höre immer häufiger – insbesondere aus ländlichen Gebieten, dass rechte Szenen entstehen und auch in der Schule eine gewisse Sichtbarkeit und Dominanz erreichen.» Auch habe eine Studie aus dem vergangenen Jahr gezeigt, dass gerade unter jüngeren Jugendlichen (unter 17 Jahren) fremdenfeindliche, homophobe, antisemitische Einstellungen zunehmen.
Damian O. gibt gegenüber Blick an, die Sticker von seinem Laptop entfernt zu haben – auch die T-Shirts will er nicht mehr tragen.
*Name geändert
Korrektur-Hinweis: In einer früheren Version des Textes wurde Damian O. so zitiert, dass er die Gruppierung Junge Tat selbst als «rechtsextrem» bezeichnet. Der Schüler bezeichnete die Gruppe allerdings als «rechts». Die Redaktion entschuldigt sich für den Fehler.