Mitpatient über Raphael M.
«Er war ruhig und zurückgezogen»

Der mutmassliche Basler Mörder soll in der forensischen Klinik zurückgezogen gelebt und starke Medikamente erhalten haben. Mitpatienten hätten ihn gemieden.
Publiziert: 18.08.2024 um 18:04 Uhr
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Dringend tatverdächtig: Der 32-jährige Raphael M. soll auf unbegleitetem Freigang in Basel erneut getötet haben.
Foto: Stawa

Wer ist Raphael M.*? Blick hat mit einem Mitpatienten der forensischen Klinik in Basel (UPK) geredet. Dort hat er mit M. mehrere Jahre verbracht. Er beschreibt den 32-Jährigen als ruhig, zurückgezogen und friedlich. «Er war viel im Zimmer.» Bedrohlich hätte er ihn nie erlebt, Zwischenfälle habe es keine gegeben. M. hätte wenig geraucht, aber viel gearbeitet.

Der 32-jährige M. steht in dringendem Verdacht, Donnerstag vergangener Woche im Basler Breitequartier eine ältere Frau getötet zu haben. Der 32-Jährige befand sich seit 2015 in der Klinik, weil er 2014 im schizophrenen Wahn zwei Menschen ermordet und einen weiteren schwer verletzt hatte – ausgerechnet in derselben Nachbarschaft.

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Schon 2017 Lockerungen

Die forensische Klinik in Basel ist eine geschlossene Abteilung für psychisch kranke Straftäter, die sich in einer stationären Massnahme befinden. Diese wird ausgesprochen, wenn die Krankheit mit dem Delikt zusammenhängt und der Täter als therapierbar eingestuft wird. M.s Massnahme wurde für fünf Jahre angesetzt und 2020 um weitere fünf Jahre verlängert.

Offenbar verhielt sich Raphael M. stets gut, denn schon 2017 soll er Lockerungen erhalten haben und sogar in einem Arbeitsexternat gewesen sein. Das bedeutet, dass er regelmässig – meist für einige Stunden – ausserhalb der Klinik einer Arbeit nachging. Dort soll er jeweils per Bus hin- und wieder zurückgekehrt sein, wie ein weiterer ehemaliger UPK-Patient erzählt.

Wie die «Basler Zeitung» schreibt, galt M. auch am geschützten Arbeitsplatz als sehr zurückgezogen, aber ansonsten unauffällig und freundlich: «M. bewährte sich und hantierte am Arbeitsplatz unter anderem in der Küche mit Messern, ohne dass es zu Problemen kam.»

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Von Mitpatienten gemieden

In der forensischen Klinik hätten ihn andere Massnahmenpatienten gemieden, sagt der Mitpatient – nicht wegen seines Verhaltens, sondern wegen seines Delikts: Mörder sind in der «Knasthierarchie» nur wenig besser gestellt als Pädophile. «Immerhin war er immer ehrlich und hat es zugegeben», sagt der Mitpatient. Viele würden das Delikt verschweigen oder lügen.

Seine Freizeit habe Raphael M. oft mit Gamen verbracht – mit einem Action-Rollenspiel namens Diablo, in dem es ironischerweise darum geht, eine fiktive Welt von einem mächtigen Dämon zu befreien. Raphael M. habe – wie die anderen Patienten auch – an gemeinsamen Aktivitäten wie Pokerrunden oder Fussballspielen in der UPK-Sporthalle teilgenommen.

Unter starken Medikamenten

Auf dem Areal sei er in Begleitung einer älteren, kleinen Frau angetroffen worden. Das hat insbesondere Patienten aus anderen Abteilungen verunsichert: «Ich war entsetzt», sagt einer, der auf einer anderen Abteilung der Klinik behandelt wurde und Raphael M. angetroffen hat. Man habe ihm dann jedoch versichert, dass er derart viele Medikamente einnehme, dass von ihm keine Gefahr ausgehe.

Wie sein Mitpatient erzählt, habe er ein starkes Neuroleptikum mit dem Wirkstoff Clozapin erhalten. Dieser wird bei Patienten mit Schizophrenie angewendet, bei denen klassische Antipsychotika nicht oder nur unzureichend gewirkt haben.

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