Duttweiler-Stiftung kritisiert Migros-Umbau
«Bei Mibelle wären wir mutiger gewesen»

Die Duttweiler-Stiftung versteht sich als moralisches Gewissen der Migros. Sie begrüsst den Fokus auf die Supermärkte – hat aber Bedenken beim Mibelle-Verkauf.
Publiziert: 04.02.2024 um 13:43 Uhr
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Aktualisiert: 11.02.2024 um 20:04 Uhr
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David Bosshart lobt die Fokussierung auf die Supermärkte – findet aber den Entscheid zum Verkauf von Mibelle mutlos.
Foto: Keystone
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Lino SchaerenRedaktor

Die Migros ist unter Druck: Der orange Riese hat am Freitag den folgenreichsten Umbau seiner Geschichte verkündet. Die Tochterfirmen Hotelplan, SportX und Melectronics sollen verkauft werden, ebenso die Kosmetikfirma Mibelle. 8000 Stellen sind betroffen, 1500 werden voraussichtlich bei der Migros abgebaut. Der Detailhändler begründet die Zäsur mit der Konzentration auf das Kerngeschäft mit Supermärkten, Finanzdienstleistungen und Gesundheit. Die anderen, zum Verkauf stehenden Sparten passen nicht mehr zur Strategie.

Die radikalen Pläne des mit knapp 100'000 Angestellten grössten privaten Arbeitgebers der Schweiz werfen hohe Wellen, auch bei den Kundinnen und Kunden. Nicht öffentlich zum Umbau geäussert hatte sich bisher die Duttweiler-Stiftung, die Wächterin über das Erbe des Migros-Gründers Gottlieb «Dutti» Duttweiler (1888–1962). Sie versteht sich als moralisches Gewissen des Konzerns.

«Die Stiftung begrüsst die Fokussierung auf und die Stärkung der Supermärkte», teilt Stiftungspräsident David Bosshart auf Anfrage von Blick mit. Ob die getroffenen Entscheidungen die richtigen seien, werde sich weisen. «Die rationale und die emotionale Seite sind schwer zu trennen.» In einem Fall ist die Stiftung aber nicht glücklich über den Verkaufsentscheid der Migros-Chefs: «Bei Mibelle wären wir mutiger gewesen», so Bosshart. Mit anderen Worten: Den Abstoss der Kosmetiksparte findet Bosshart mutlos.

Dass die Stiftung den Mibelle-Entscheid hinterfragt, passt ins Bild: Dass sich die Migros von den Industriebetrieben trennen will, kam für viele Beobachter unerwartet. Während der Verkauf der Fachmärkte SportX und Melectronics mit Blick auf das serbelnde Geschäft verständlich scheint, hat kaum jemand damit gerechnet, dass die Migros auch Mibelle und Hotelplan abstossen könnte.

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Grösster Eigenmarken-Produzent Europas

Hotelplan wurde 1935 von Migros-Vater Gottlieb Duttweiler persönlich gegründet und erst kürzlich hat das grösste Schweizer Reiseunternehmen einen Rekordumsatz von 1,7 Milliarden Franken vermeldet.

Und Mibelle ist fest mit dem Migros-Wert, auf Eigenmarken zu setzen, verbunden: Der Betrieb steht als einer der grössten Produzenten von Eigenmarken Europas beispielhaft für die Identität des Detailhändlers («Handy»-Spülmittel, «I am»-Linie). Zumindest bei Mibelle ist daher nicht nur das «Dutti»-Erbe ein (emotionaler) Faktor, sondern auch der direkte Bezug zum Supermarkt-Kerngeschäft offensichtlich – auch wenn laut Migros inzwischen 70 Prozent der Mibelle-Produkte in den Export gehen.

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