«Es ist eine Zäsur für die Migros»
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Migros-Chef Irminger erklärt:«Der Radikal-Umbau ist eine Zäsur»

Knall bei der Migros – das sind die möglichen Käufer
Geht das Dutti-Erbe ins Ausland?

Mit der heutigen Ankündigung startet der Verkaufsprozess für gleich mehrere Migros-Tochterunternehmen. Doch wer hätte überhaupt Interesse? Gerade für Hotelplan und Mibelle gibt es kaum inländische Anwärter.
Publiziert: 02.02.2024 um 18:31 Uhr
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Aktualisiert: 03.02.2024 um 07:53 Uhr
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Die Fachmärkte von Melectronics kommen ebenso unter den Hammer ...
Foto: keystone-sda.ch
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Da schafft sich die Migros gleich mehrere Baustellen gleichzeitig: Ab heute stehen vier Tochterunternehmen zum Verkauf. Hotelplan und Mibelle gehören zum «Dutti-Erbe», also zur langjährigen DNA des Unternehmens, mit dem der seit neun Monaten im Amt stehende Migros-Chef Mario Irminger (58) nun aufräumt.

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Hotelplan

Zur Firma: Die Hotelplan Group zählt knapp 2500 Mitarbeitende und erzielte 2023 einen Umsatz von 1,73 Milliarden Franken. Nebst der Kernmarke Hotelplan (Reiseveranstalter und Reisebüros) gehören die Interhome Group (Interhome & Interchalet), Hotelplan UK (Nischen-Reiseveranstalter in Grossbritannien) sowie eine Geschäftsreisesparte zum Konzern.

Potenzielle Käufer: Nach dem Topergebnis gleich ein Verkauf, der offenbar auch CEO Laura Meyer (42) überraschte: «Die Entscheidung zur Suche nach einer neuen Eigentümerschaft von Hotelplan Group wurde durch die Verwaltung MGB getroffen.» Nur: Ein Verkauf als Ganzes dürfte kaum machbar sein, schon gar nicht innerhalb der Schweiz. Zum einen gibt es Kartellbedenken: Die deutschen Riesen DER Touristik (Inhaber von Kuoni) und TUI besetzen die Positionen 2 und 3 in der Schweiz. Für «kulturell weiter entfernte» Unternehmen ist der Beitrag von Hotelplan an ein globales Badeferien-Volumengeschäft zu bescheiden, für mittelständische Unternehmen ist Hotelplan zu gross. Für Interhome gäbe es sicher einen guten Preis, auch die britischen Nischenveranstalter liessen sich einzeln verkaufen. Ein Verkauf in Einzelstücken erbringt in der Summe meist weniger als ein Komplettverkauf, ist aber nicht ausgeschlossen. Ein Fall für ein Private-Equity-Unternehmen?

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Mibelle

Zur Firma: Die Mibelle Group entwickelt Produkte in den Bereichen Körperpflege und Schönheit, Haushaltspflege und Ernährung. Sie verfügt über rund 1600 Mitarbeitende an neun Standorten in fünf Ländern. Der Hauptsitz liegt in Buchs AG, eine weitere Schweizer Produktionsstätte gibt es in Frenkendorf BL. 2022 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 622 Millionen Franken.

Potenzielle Käufer: Mibelle ist ein Schwergewicht unter den europäischen Eigenmarkenherstellern. Das erschwert den Verkauf an Mitbewerber. Denkbar ist auch hier ein Verkauf der «attraktiven Braut» an eine Private-Equity-Firma, die im Nachgang die Firma in Einzelstücken weiterverkaufen könnte. Ein Verkauf in der Schweiz? Unwahrscheinlich.

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SportX

Zur Firma: Migros kommuniziert zu einzelnen Fachmärkten keine Kennzahlen. Ende November 2023 gab es 61 SportX-Filialen. 2018 betrug der Umsatz 309 Millionen Franken, dieser dürfte seither aber deutlich gesunken sein.

Potenzielle Käufer: SportX ist wegen des wachsenden Onlinehandels unter Druck. Und im stationären Verkauf kam mit Decathlon vor wenigen Jahren ein Schwergewicht in den Markt. Denkbar sind Verkäufe einzelner Standorte von SportX an Mitbewerber wie Ochsner oder Decathlon – oder ein Kauf des Gesamtunternehmens mit dem Ziel, dieses aus dem Markt zu nehmen.

4

Melectronics

Zur Firma: Der 1969 gegründete Elektronikhändler bietet in seinen Filialen ein komplettes Sortiment an. Aktuell ist bereits eine Reduktion der Filialen in Gang. Wie bei SportX sind keine offiziellen Umsatzzahlen bekannt. 

Potenzielle Käufer: Auch Melectronics ächzt unter der Onlinekonkurrenz. Wegen der Integration einzelner Filialen in den Supermarkt (Shop-in-Shop) reduziert sich deren Anzahl von fast 100 auf 74. Ein Komplettkauf durch Konkurrenten wie Fust ist kartellrechtlich kaum möglich. Ein Onlinehändler wäre allenfalls an einzelnen Filialen für stationären Verkauf interessiert. In der Summe ist das Filialnetz aber wohl zu gross und zu wenig rentabel. 

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