Die Migros ist kein Sanierungsfall, sie stehe auf finanziell gesunden Standbeinen. Das sagte Migros-Chef Mario Irminger (58) im vergangenen November zu Blick. Zwar legt der orange Riese seine Gewinnzahlen erst Ende März offen. Doch die Umsatzzahlen des vergangenen Geschäftsjahres sind jetzt veröffentlich worden. Und die können sich sehen lassen. Die Migros-Gruppe fuhr mit 31,9 Milliarden Franken (plus 5,9 Prozent) einen Umsatzrekord ein. Gut 24 Milliarden Umsatz (plus 4,1 Prozent) entfällt auf den Detailhandel in der Schweiz.
«Es gelang uns, im Supermarkt-Geschäft, also im Herzstück der Migros, deutlich Marktanteile zu gewinnen», lässt sich Migros-Chef Irminger in der Mitteilung zitieren. Er mahnt gleichzeitig: «Wir müssen unsere Wirtschaftlichkeit zwingend steigern.» Effizienz soll die Supermarkt AG bringen, die Anfang Jahr in Betrieb gegangen ist. Ein Vorgeschmack hat Irminger für seine Kundschaft. Er kündigt Preissenkungen ab kommender Woche bei rund 450 Produkten an.
Zum Beispiel: Preissenkungen gibt es bei Artikeln des täglichen Bedarfs wie Käse, Brot, Tee und Fleisch. Auch Körperpflege und Hygieneprodukte sollen günstiger werden. Bis zu 20 Prozent betragen die Senkungen laut Migros. Himbeersirup wird etwa 75 Rappen günstiger. Weitere Preissenkungen stellt der Migros-Chef im Verlauf des Jahres in Aussicht.
Umbau bei den Fachmärkten im laufenden Jahr
Grosses Sorgenkind: Die Fachmärkte der Migros. Formate wie Bike World, Do it + Garden, Melectronics, Micasa, SportX und die im Franchise betriebenen Schweizer Läden des Heimwerkermarkts Obi stecken in der Krise. Deren Umsatz ging um 7,7 Prozent auf 1,5 Milliarden Franken zurück gegenüber dem Vorjahr. Schon in der Vorwoche vermeldete die Migros Zürich – umsatzstärkste Genossenschaft innerhalb der Migros-Gruppe – Probleme bei den Fachmärkten. Die Migros Zürich machte beispielsweise die Obi-Filiale in Affoltern am Albis ZH dicht.
Mehr zu den Grossverteilern
Die Migros-Gruppe schloss auch beim Format Melectronics mehrere Filialen, integrierte deren Heimelektroniksortimente teilweise in Supermarkt-Filialen in der Nähe. Ein weiterer Abbau steht im laufenden Jahr bevor. Dessen Grössenordnung? Noch unbekannt. Irminger wird sich wohl im zweiten Quartal näher äussern, welche Folgen das «herausfordernde stationäre Umfeld der Migros-Fachmärkte» für die Formate hat. Von einer Verkleinerung der Flächen, einem Verkauf oder Schliessung gewisser Händler und Fachformate – alles ist für Irminger möglich. Ohne Jobabbau geht es nicht.
Vergleichbar erst, wenn Gewinne auf dem Tisch liegen
Verantwortlich für die Umwälzungen sei der «grosse Erfolg des Non-Food-Online-Handels», heisst es in der Migros-Mitteilung. Hier ist die Migros mit dem Online-Riesen Digitec-Galaxus Schweizer Spitze. So wuchs der gesamte Migros Online-Umsatz um 10,3 Prozent auf 4,1 Milliarden Franken. Mit 2,5 Milliarden mehr als die Hälfte davon stammt bereits von Digitec-Galaxus.
Der Basler Grossverteiler Coop legte bereits vor ein paar Tagen den Gesamtumsatz vor: 34,7 Milliarden Franken im Geschäftsjahr 2023. Der Detailhandelsumsatz, zu dem Coop die Verkäufe in allen Supermärkten, Fachmärkten und Onlineläden zählt, stagnierte bei 19,9 Milliarden Schweizer Franken. Die Migros bezeichnet sich darum als «klare Nummer 1» im Schweizer Detailhandel. Richtig abgerechnet kann aber erst, wenn beide Grossverteiler auch ihre Gewinnzahlen offengelegt haben.