Mega-Entscheide stehen im Jahr 2024 an
Was du zum grossen Umbau der Migros wissen musst

Es wird rumpeln und es wird entrümpelt bei der Migros. Die neue Supermarkt AG geht nun in den Betrieb, die M-Industrie muss über die Bücher, weil die Zahlen nicht mehr stimmen. Auf die Mitarbeitenden und Kundinnen der Migros kommt 2024 einiges zu.
Publiziert: 01.01.2024 um 00:33 Uhr
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Aktualisiert: 01.01.2024 um 13:20 Uhr
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Migros Hauptsitz in Zürich am Limmatplatz: Sitz auch der neuen Supermarkt AG.
Foto: Sven Thomann
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Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Grünes Licht für den einschneidendsten Umbau der Migros-Firmengeschichte. «Wir gehen mit der Supermarkt AG definitiv am 1. Januar in den Betrieb», bestätigt Migros-Sprecher Marcel Schlatter.

Der Rat der zehn regionalen Genossenschaften hat auf seiner letzten Sitzung des Jahres 2023 die noch notwendigen Weichen für die neue Migros Supermarkt AG gestellt und wie schon zuvor die Delegiertenversammlung des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB) das Go für den Konzernumbau gegeben.

Zu harten Einschnitten gezwungen

Die Gründung der Supermarkt AG – seit 18. Dezember 2023 auch im Handelsregisteramt des Kantons Zürich offiziell registriert – zwingt die Beteiligten zu schnelleren Entscheidungen und effizienterer Zusammenarbeit. Während die Migros-Kundschaft beim Einkauf im Laden ab Januar zunächst wenig merken wird, schüttelt der Umbau um die Supermarkt AG die Grundfesten der Migros im Jahr 2024 kräftig durch.

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«Neu aufstellen», Leistungen und Sortimente «vereinheitlichen», Doppelspurigkeit «beseitigen»
Migros-Chef Mario Irminger (58)
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Fürs Personal und die Organisation werden einschneidende Entscheide gefällt: Man müsse die Super- und Fachmärkte «neu aufstellen», Leistungen und Sortimente «vereinheitlichen», Doppelspurigkeit «beseitigen». Darauf stimmte Mario Irminger (58) die Belegschaft im Interview ein, das Blick im Herbst mit dem Migros-Chef führte.

Welche Arbeitsplätze wegfallen, wo Stellen gestrichen und Kündigungen ausgesprochen werden müssen, erfahren die ersten Betroffenen frühestens im ersten Quartal. Ein No-Go für den Dutti-Konzern, vor den Festtagen damit die Beschäftigten zu belasten, weiss auch Neo-Chef Irminger.

Viel Zeit damit lassen kann sich die Migros nicht leisten, denn sie verliere «substanziell Marktanteile» gegenüber Rivalin Coop, den beiden deutschen Discountern Aldi und Lidl sowie auch Denner, dem hauseigenen Vorzeigeunternehmen.

Ohne Jobabbau geht es nicht: Intern werden bereits Zahlen von 1800 bis 2200 Stellen herumgereicht, die mit der neuen Organisation um die Supermarkt AG wegfallen könnten. «Wir müssen davon ausgehen, dass es in diesem Jahr in bestimmten Bereichen zu einem Stellenabbau kommen wird», sagt Migros-Sprecher Schlatter. Er betont allerdings, dass es kein «Sparziel» oder eine festgelegte Zielgrösse gibt. Gleichzeitig suche man im Verkauf händeringend Personal.

Am 16. Januar wird die Migros mit den Umsatzzahlen fürs Geschäftsjahr 2023 an die Öffentlichkeit gehen. «Bahnbrechende Informationen über die Zahlen hinaus wird es dann noch keine geben», weiss ein Insider aus dem MGB, der namentlich nicht genannt werden möchte. «Spätestens im Frühsommer sollten wir mehr wissen», sagt Sprecher Schlatter zu den anstehenden Entscheiden. Mehr ist ihm nicht zu entlocken.

Zentrale Einheit Supermarkt AG

Kein Geheimnis ist: Per Jahresbeginn wechseln zunächst 700 Personen der Abteilung Marketing vom MBG in die zentrale Supermarkt-Einheit. Diese soll alles übernehmen, was sich standardisieren lässt und wo Grössenvorteile ausgenutzt werden können. Einkauf und Sortimentsplanung gehören ebenfalls dazu. Zentralisierung heisst aber auch, dass es gewisse Stellen in Vermarktung und Verkauf nicht mehr zigfach braucht.

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«Wir prüfen alle Optionen»
Migros-Sprecher Marcel Schlatter
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Gleiches gilt bei den Fachmärkten: Braucht es noch zwei Bau- und Heimwerker-Ketten mit Do it + Garden und Obi Schweiz? Machen Migros-Händler wie SportX und Micasa mit ihren riesigen Verkaufsflächen noch Sinn, wenn Kundinnen und Kunde Mode und Möbel mehr und mehr im Internet einkaufen? Mit der Aufgabe vieler Melectronics-Läden und deren Integration in Migros-Supermarktflächen zeigte Irminger schon auf, wo es mit den anderen Formaten langgehen könnte. Von einer Verkleinerung der Flächen, einem Verkauf oder Schliessung gewisser Händler und Fachformate – alles ist möglich. «Wir prüfen alle Optionen», wiederholt Sprecher Schlatter, was sein Chef Mario Irminger bereits im Blick-Interview sagte.

Migros-Industrie kommt ebenfalls dran

Neuorganisation und ein Umbau stehen auch in Bereichen der Migros-Industrie an. Firmen wie Micarna, Delica und Mibelle sorgen für die Belieferung der Läden mit klassischen Eigenmarken, die bei Preis und Qualität den Markenartikel-Herstellern in nichts nachstehen sollen.

Eine Personalie, die am 1. Dezember 2023 kommuniziert wurde, lässt aufhorchen. Matthias Wunderlin (50), Ex-Marketing-Chef der Migros, übernimmt die Führung der M-Industrie. Interessant: Seit August ist er gruppenweit verantwortlich für die Transformation des Supermarktgeschäfts in die Organisation der Supermarkt AG. Wird Wunderlin zusammen mit Migros-Chef Irminger auch das Milliarden-Geschäft der eigenen Industrie entrümpeln und Schritt für Schritt unter das Dach der Supermarkt AG stellen?

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«Müssen uns von Aktivitäten, die wild gewachsen sind, auch wieder trennen»
Migros-Chef Mario Irminger (58)
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Es wird in diese Richtung gehen, aber wohl nicht vor 2028 passieren, liess Irminger im Interview durchblicken. «Wenn wir die Industrie nun neu aufstellen, müssen wir uns von Aktivitäten, die wild gewachsen sind, auch wieder trennen», kündigte der Migros-Chef bereits an. Hierzu ergänzt Sprecher Schlatter: «Mit Fokus auf relevante Eigenmarken mit hohem Differenzierungsgrad und attraktiven Preisen» sollen die Migros-eigenen Produktionsstätten ihre «Wirtschaftlichkeit künftig verbessern». Es wird folglich auch bei den Industrie-Betrieben rumpeln und entrümpelt.

Gross-Umbau noch vor dem Migros-Jubiläum

Mitten in den Konzernumbau fällt 2025 ein grosses Ereignis der Migros: Das 100-Jahr-Jubiläum. Am 25. August 1925 liess Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler zum ersten Mal einen Verkaufs-Wagen durch Zürich rollen – die Migros war geboren.

Am 1. und 2. September 2025 richtet die Migros zum Geburtstag mit grosser Kelle eine Mega-Party an für die Mitarbeitenden auf dem Festgelände des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests in Mollis GL. Auch die Kundinnen und Kunden sollen in die Jubiläumsfeierlichkeiten einbezogen werden.

Nebengeräusche und Negativschlagzeilen will die Migros im Jubiläumsjahr vermeiden. Ein Grund mehr, die einschneidenden Entscheide und einen Jobabbau bereits im Jahr 2024 vorzunehmen oder zumindest anzukündigen. Das grosse Rumpeln und Aufräumen um die Supermarkt AG in einem ersten Schritt nimmt nun Fahrt auf.

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