«Es ist eine Zäsur für die Migros»
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Migros-Chef Irminger erklärt:«Der Radikal-Umbau ist eine Zäsur»

Arbeitsmarkt-Experte zum massiven Stellenabbau bei der Migros
Für diese Betroffenen wird die Jobsuche schwierig

Die Migros setzt im Zuge des Konzernumbaus zum Kahlschlag an. Sie verteidigt sich damit, es herrsche überall Fachkräftemangel. Doch das ist Augenwischerei: Viele der Betroffenen werden es nicht leicht haben, eine neue Stelle zu finden.
Publiziert: 03.02.2024 um 10:20 Uhr
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Aktualisiert: 03.02.2024 um 14:13 Uhr
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Die Migros baut um.
Foto: imago images/Geisser
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Die Migros ist die grösste private Arbeitgeberin der Schweiz – und der Abbau von 1500 Stellen für den Schweizer Arbeitsmarkt alles andere als ein Zuckerschlecken. Dass eine Firma ein paar Hundert Arbeitsplätze abbaut, kommt hin und wieder vor, jüngst etwa der Industriebetrieb Rieter aus Winterthur ZH. Aber mehr als tausend? Das hat Seltenheitswert in der Schweiz und kommt nur alle paar Jahre vor. Im Zuge des CS-Untergangs etwa. Oder im Rahmen einer massiven Restrukturierung beim Pharmaschwergewicht Novartis über die letzten Jahre.

«Bei der Migros könnte der effektive Stellenabbau am Ende sogar noch deutlich höher ausfallen», warnt Pascal Scheiwiller (50). Er ist CEO der Outplacement-Firma von Rundstedt, die Arbeitnehmenden nach der Kündigung bei der Stellensuche hilft. Massenentlassungen sind sein Spezialgebiet.

«Restrukturieren und optimieren»

Die 1500 Stellen fallen im Überbau der Migros weg. Bei IT- oder Logistik-Dienstleistungen etwa, die der Konzern nicht mehr braucht, wenn Melectronics, Hotelplan, SportX und Mibelle erst einmal abgestossen sind. Wie viele Stellen zusätzlich bei den zu verkaufenden Geschäftsbereichen draufgehen, weiss bislang niemand. Klar ist: «Es wird auch dort nicht ohne Restrukturierung gehen», prophezeit Scheiwiller. «Wenn ich eine Firma aufkaufe und in mein bestehendes Geschäft integriere, gibt es Überschneidungen, ich muss restrukturieren und optimieren.»

Bei den vier zum Verkauf stehenden Unternehmenseinheiten arbeiten 6500 Leute, auch sie stehen vor einer ungewissen Zukunft. Da hilft es auch nicht, dass – trotz konjunktureller Abkühlung – Fachkräftemangel herrscht. «Wer ein allgemeines kaufmännisches Profil hat sowie allgemein Führungsprofile haben es bei der Jobsuche schwierig», so Scheiwiller. Spezialistinnen und Spezialisten in den Bereichen IT, Controlling und Finanzen haben bessere Karten.

Die Besten gehen freiwillig

Viele Angestellte werden ob der Unsicherheit bereits jetzt damit anfangen, Jobportale zu durchforsten. Wer ein gesuchtes Profil hat, wagt den Absprung schon bald. Von Entlassungen betroffen sind am Ende jene, die es auf dem Arbeitsmarkt schwerer haben.

Die Migros verspricht, den Betroffenen bei der Stellensuche unter die Arme zu greifen. Und erwähnt dabei, sie habe aktuell 1400 Stellen ausgeschrieben, «Arbeits- und Fachkräfte sind überall sehr gesucht». Ein fadenscheiniges Argument, das ein Nullsummenspiel zwischen den 1500 abzubauenden und den 1400 ausgeschriebenen Jobs nahelegt. «Erfahrungsgemäss funktioniert die interne Mobilität bei strukturellem Stellenabbau nicht gut, das sind allerhöchstens Einzelfälle», stellt Scheiwiller klar.

Die Gewerkschaft Unia ist über den angekündigten Abbau denn auch empört. Es handelt sich laut Unia um die «grösste Kündigungswelle in der Geschichte der Migros».

Scheiwiller nimmt den orangen Riesen allerdings in Schutz. «Die Migros tut strategisch das Richtige und ist als sozialer Arbeitgeber bekannt und lässt die Leute bei Entlassungen nicht im Stich.» Für die Betroffenen werden die kommenden Monate dennoch eine Zeit voller Hoffen und Bangen.

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