Auch Menschen mit wenig Geld sollen sich Ferien leisten können. Mit dieser Überzeugung rief Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler im April 1935 Hotelplan ins Leben. Eine Woche Lugano kostete, alles inbegriffen, 65 Franken. «Dutti», wie der Gründervater liebevoll genannt wird, liegt seit mehr als 61 Jahren im Grab. Der jüngsten Generation ist er kein Begriff mehr, obwohl sein Geist in der Migros weiterlebte – bis zum heutigen Freitag.
Nun trennt sich die neue Führung von seinem Erbe, die Reisetochter wird verkauft. Chef Mario Irminger spricht von einer «Zäsur». Schluss mit der Dutti-Nostalgie. Öffentlich würde er es nie zugeben, aber ihn nervt das Beschwören von Dutti und die damit verbundene Migros-Nostalgie.
Die heutige Migros verliert Marktanteile, Umsätze und Profitabilität. Gewinne braucht es aber, um ein sozialer Arbeitgeber mit überdurchschnittlichen Leistungen an die Angestellten bleiben zu können. Und um übers Kulturprozent auch künftig einen Beitrag an die Gesellschaft leisten zu können.
Die Bevölkerung vertraut der Migros. Mit der orangen Marke identifizieren sich Schweizerinnen und Schweizer am meisten, zeigte eben erst eine grosse Befragung. Diesen Trumpf darf die neue Migros-Führung nicht verspielen. Das heisst: keine Lippenbekenntnisse machen, Preis-Versprechen einhalten, die einfachen Leute nicht aus den Augen verlieren.
Die Migros trägt nun das Erbe Duttis zu Grabe. Die soziale Verantwortung kann auch ohne den Geist des Gründervaters weiterleben.