Verrückt, wie viele Schweizer in diesen Tagen Ausländer sind! Kaum haben wir das Flugzeug bestiegen oder den Grenzposten hinter uns gelassen – schon sind wir es. Das Meer sieht ein Schweizer nur als Ausländer. Viele Ausländer in der Schweiz wiederum fahren in der Ferienzeit zurück in ihre Heimat, wo sie für ein paar Wochen Inländer sind.
Ausländer, Inländer. Es ist ein Etikett, das man trägt, oft zeitlich begrenzt. Keine naturgegebene Eigenschaft, sondern eine Definition der Lebensumstände. Mal frei gewählt, mal durch das Schicksal aufgezwungen.
Obschon das Etikett Ausländer relativ ist und oft willkürlich: Kein Thema beschäftigt uns so sehr wie dieses. Im Credit-Suisse-Sorgenbarometer ist es seit Jahren der Spitzenreiter. Und das ist nur die wissenschaftliche Bestätigung dafür, was täglich an Stammtischen, in Internetkommentaren und in der Politik diskutiert wird.
BLICK widmet den Ausländern in der Schweiz diese Woche eine Serie mit Zahlen, Recherchen, Hintergründen. Das geht von der nüchternen Kosten-Nutzen-Analyse im Sozial-system bis zur Frage, welche Nationalitäten in der Liebe bevorzugt werden, warum manche Portugiesen Rätoromanisch sprechen oder ob Ausländer wirklich krimineller sind als Schweizer.
Am 1. August feiert die Schweiz ihren Nationalfeiertag. Mit Schweizer Würsten, chinesischem Feuerwerk und patriotischen Reden, die auf amerikanischen Computern getippt wurden. Dankbar sollte sein, wer in diesem wunderschönen, privilegierten Land leben darf. Stolz dürfen wir sein auf unsere Errungenschaften. Nicht vergessen sollten wir den Beitrag, den Ausländer dazu leisten. Wenn «wir» die Schweiz feiern, feiern «sie» mit.
Es gibt Schweizer, die am liebsten ohne Ausländer leben möchten. Ohne dieses diffuse Fremde, das ihnen Angst macht. Eine solche Schweiz hat es nie gegeben und wird es zum Glück nie geben. Es wäre ein Land, in dem wir uns fremd fühlen würden.