BLICK macht die Kosten-Nutzen-Analyse
Was Ausländer dem Sozialsystem bringen – und wo sie es belasten

Die Sozialhilfequote unter den Ausländern ist dreimal höher als bei den Schweizern. Ausländische Staatsangehörige beziehen auch überdurchschnittlich oft Arbeitslosengeld. Dafür entlasten sie IV und AHV stark – zumindest mittelfristig.
Publiziert: 23.07.2017 um 23:52 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:50 Uhr
Harte Arbeit: 80 Prozent der Beschäftigten im Baugewerbe sind Ausländer.
Foto: STEFFEN SCHMIDT
Nico Menzato

Es ist eine emotionale Debatte, die immer wieder geführt wird – am Stammtisch, in sozialen Netzwerken und auch im Parlament: Sitzen Ausländer den Schweizern auf dem Portemonnaie und profitieren von üppigen Sozialleistungen? Oder sorgen sie im Gegenteil mit ihren Leistungen dafür, dass die Schweizer Sozialsysteme nicht zusammenbrechen?

Jeder vierte IV-Franken zahlt ein Ausländer

BLICK macht im Rahmen der Serie «Ausländer in der Schweiz» die nüchterne Kosten-Nutzen-Analyse. Resultat: Bei gewissen Sozialleistungen profitieren die Ausländer, bei anderen leben die Schweizer auf Kosten der Zugezogenen.

Letzteres trifft vor allem bei der Invalidenversicherung (IV) zu. Jeder vierte Franken, der in die IV fliesst, bezahlt ein Ausländer aus dem EU-Raum. Diese Gruppe bezieht allerdings nur 14,5 Prozent aller IV-Leistungen. Die Schweizer hingegen bekommen einiges mehr an Unterstützung, als sie bezahlen. Das zeigen die aktuellsten Zahlen des Bundesamts für Sozialversicherungen.

EU-Einwanderer bezahlen in AHV-Topf

Auch bei der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) profitieren die Schweizer von den Zuwanderern – zumindest mittelfristig. Denn auch hier sorgen insbesondere Personen aus dem EU-Raum dafür, dass das älteste Sozialwerk nicht noch in schlimmere finanzielle Schieflage gerät. Weil sie im Schnitt jünger sind, zahlen sie mehr in den AHV-Topf, als sie beziehen.

«Ohne die EU-Zuwanderung wäre das AHV-Umlageergebnis bereits 2009 negativ geworden – und es wäre 2015 auf über drei Milliarden Franken angestiegen, während es effektiv bei minus 579 Millionen lag», heisst es im kürzlich veröffentlichten Bericht «15 Jahre Personenfreizügigkeit» des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco).

Seco-Experten mahnen vor künftigen Rentenansprüchen

Allerdings profitiert die AHV nur mittelfristig von diesem Migrationseffekt, was die positive Bilanz als trügerisch entlarvt. So mahnen auch die Seco-Experten, dass die Zuwanderung zu künftigen Rentenansprüchen führen werde, welche die AHV in 30 oder 40 Jahren belasteten. 

Die anderen bedeutenden Sozialwerke werden von den Ausländern schon heute überdurchschnittlich belastet. Insbesondere die Arbeitslosenversicherung (ALV). So bezahlen EU-Ausländer 24 Prozent in den ALV-Topf ein, beziehen daraus aber 30,1 Prozent der Leistungen. Noch deutlicher Netto-Bezüger sind Personen von ausserhalb Europas. Ihr Anteil an den Einnahmen aus ALV-Beiträgen beläuft sich auf 5,6 Prozent, während die Ausgaben 14,9 Prozent ausmachen. 

Schweizer subventionieren Ausländer quer

Die ALV funktioniert also nur deshalb, weil die Schweizer die Ausländer quasi subventionieren. Doch nicht alle fremden Nationalitäten profitieren. So zahlen Deutsche und Franzosen mehr ein, als sie beziehen. Bei der grössten Ausländergruppe, den Italienern, ist es umgekehrt. Das schlechteste Verhältnis aller EU-Bürger weisen die Portugiesen auf.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei der Sozialhilfe, die von den Gemeinden entrichtet werden. Jeder 45. Schweizer ist auf dieses letzte soziale Auffangnetz angewiesen. Bei den Ausländern ist es jeder 16. Allerdings hinterlassen hier die steigenden Flüchtlingszahlen deutliche Spuren, sind doch rund vier von fünf anerkannten Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen auf finanzielle Hilfe angewiesen.

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