Darum gehts
- Gabriel Lüchinger: SVP-Politiker und Sondergesandter für USA-Zollfragen
- Rasante Diplomatenkarriere: Vom Militärattaché zum Chef internationaler Sicherheit
- Bundeskanzler wurde er aber nicht
Im Gemeinderat von Herzogenbuchsee BE kümmert sich Gabriel Lüchinger (48) um die Sicherheit und den Sport in der rund 7400 Einwohner zählenden Gemeinde. Als Sondergesandter des Bundesrates für die USA soll Lüchinger nun die offenen Fragen nach dem Zollhammer von Donald Trump (78) klären.
Weltpolitik – wieder einmal. Gabriel Lüchinger kennt auch das diplomatische Parkett. Als die Bundesratsmitglieder Viola Amherd (62, Mitte) und Ignazio Cassis (63, FDP) an der Bürgenstock-Konferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (47) verhandeln, steht er daneben. Im Saal sitzt er in der zweiten Reihe, gleich hinter dem Aussenminister. Lüchinger hatte die Konferenz mitorganisiert. Zuvor reiste dafür um die Welt, um für den Ukraine-Gipfel zu weibeln.
Ein SVPler mit internationaler Karriere
Er, der SVP-Politiker, hat eine Führungsrolle bei einem Anlass, den seine Partei immer wieder kritisiert hat. Anmerken tut man ihm das nicht. Der Bürgenstock-Gipfel war die bisherige Krönung einer rasanten Diplomatenkarriere, die der gelernte Jurist beim Verteidigungsdepartement begann. Als Militärattaché arbeitete Lüchinger auf den Schweizer Botschaften in Kairo und Abu Dhabi.
2016 wurde er Generalsekretär der SVP unter dem damaligen Parteipräsidenten und heutigen Umweltminister Albert Rösti (57, SVP). Lange blieb er nicht. 2018 wurde er persönlicher Mitarbeiter von Bundesrat Guy Parmelin (65) und absolvierte den diplomatischen Concours. Nur vier Jahre später wechselte Lüchinger ins Aussendepartement, als Chef der Abteilung internationale Sicherheit. Andere brauchen für eine solche Karriere Jahrzehnte.
Zollhammer dürfte auch Schweizer Firmen treffen
Es könnte gar noch höher gehen. Lüchinger wurde von verschiedenen Medien als Nachfolger des zurückgetretenen Nachrichtendienstchefs Christian Dussey (60) gehandelt. Die «NZZ» schrieb von einem Kandidaten, der «Politiker ins Schwärmen bringt».
Doch die Gegenwart heisst Trump und USA. Der Zollhammer dürfte auch Schweizer Unternehmen treffen. «Wir arbeiten daran, wir versuchen alles, um zu verhindern, dass dies so bleibt», sagte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61, FDP) am Mittwoch vor den Medien.
Auch Lüchinger wird seinen Teil dazu beitragen müssen. Misserfolge sind selten – doch es gibt sie. 2023 nominiert ihn die SVP als Nachfolger von Bundeskanzler Walter Thurnheer (61). Schon im zweiten Wahlgang heisst es aber: «Gewählt ist mit 135 Stimmen Viktor Rossi.» Applaus im Saal und auf der Tribüne. Lüchinger schafft immerhin 103 Stimmen. Am gleichen Abend ist Gemeindeversammlung in Herzogenbuchsee. Wie der «Bund» berichtete, war Lüchinger pünktlich dort.