Grünen-Chef Balthasar Glättli (51) zieht die Konsequenzen aus dem grünen Wahldebakel und tritt im Frühling 2024 von seinem Posten ab. Wer könnte auf ihn folgen? Gerade bei den Frauen und den Jungen sei seine Partei überproportional stark, sagte Glättli selbst. «Ich hoffe natürlich, dass es auch Frauen gibt, die sich für dieses Amt zur Verfügung stellen», erklärte er Radio SRF.
Dass nun wieder mindestens eine Frau an die Spitze muss, ist in der Öko-Partei unbestritten. Dabei könnte es auch ein Co-Präsidium mit zwei Frauen oder einem gemischten Team mit einer Frau und einem Mann kommen.
Die Bewerbungsfrist für das Grünen-Parteipräsidium endet am 4. Februar. Den Entscheid über die neue Parteileitung fällen die Delegierten an ihrer Versammlung vom 6. April. Einige signalisierten Interesse für den Job. Die meisten sagen bereits ab. Die Übersicht.
Sie will
Lisa Mazzone (35): Die Abwahl der grünen Genfer Ständerätin Lisa Mazzone war für die Partei ein Schock. Bereits wurden Überlegungen angestellt, ob sie der Partei nicht als Präsidentin erhalten bleiben könne. Dem «Tages-Anzeiger» hatte sie derartigen Überlegungen zuerst eine Absage erteilt – doch sie überlegte es sich anders. Mitte Januar gab die Westschweizerin ihre Kandidatur bekannt. Als Präsidentin könnte die einstige Hoffnungsträgerin Mazzone weiterhin ihr Netzwerk in der Partei pflegen – für ein späteres Comeback im Parlament. Mazzone gilt als Favoritin – auch weil sich das Konkurrentenfeld lichtet.
Er überlegt es sich
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Bastien Girod (43): Es ist fast schon eine Absage, aber nur fast. «Ich schliesse es sicher nicht aus und werde es mir gründlich überlegen», sagt der Zürcher Nationalrat Bastien Girod im «Tages-Anzeiger». Um gleich anzufügen: «Ich sehe mich selber eher nicht im Vordergrund.» Primär sehe er nun «eher» eine Frau an der Spitze der Partei.
Sie sagen ab
Irène Kälin (36): Die Aargauer Nationalrätin Irène Kälin hat im vergangenen Jahr als Nationalratspräsidentin geglänzt. So hat sie auch locker ihren Sitz in der grossen Kammer verteidigt. Sie hat schon früh nach dem grünen Wahldebakel die Parteiführung hinterfragt. Am Mittwoch nahm sie sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA aus dem Rennen. «Wir haben eine geeignete Kandidatin. Ich bin sehr optimistisch, dass Lisa Mazzone bestens geeignet ist uns in die Zukunft zu führen», sagte Kälin weiter.
Sibel Arslan (43): Die Basler Nationalrätin Sibel Arslan wurde 2015 zum ersten Mal in den Nationalrat gewählt – damals für «Basels starke Alternative (Basta)». Mittlerweile ist sie Vizepräsidentin der Grünen Schweiz. Auch sie will nun nicht antreten für die Wahl ins Präsidium.
Nicolas Walder (57): Der Genfer Nationalrat Nicolas Walder sitzt bereits im Vizepräsidium der Partei. Und steht auch für mehr bereit für das Amt.
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Raphaël Mahaim (40): Gehandelt für ein Co-Präsidium wurde auch der Waadtländer Nationalrat Raphaël Mahaim. Nun will auch er nicht. Gegenüber Blick sagt er: «Lisa Mazzone wird eine ausgezeichnete Präsidentin der Grünen sein.»
Aline Trede (40): Die Berner Nationalrätin Aline Trede ist seit drei Jahren Fraktionschefin der Grünen. Damals übernahm sie das Amt von Balthasar Glättli. Sie hat sich lange überlegt, ob sie einen derartigen Wechsel von der Fraktions- an die Parteispitze ebenfalls anstreben soll. Die Antwort ist nun klar: Nein. «Ich werde nicht als Parteipräsidentin kandidieren», sagte sie der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Greta Gysin (40): Mit Greta Gysin holten die Tessiner Grünen vor vier Jahren erstmals einen Sitz im Bundeshaus. Und mit ihren Baselbieter Wurzeln ist sie perfekt mehrsprachig. Aber auch sie will nicht Parteipräsidentin werden. Im Moment liege es schlicht nicht drin, sagte sie gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Sie habe ihre politischen Prioritäten für die nächsten Jahre gesetzt, etwa als Präsidentin der Staatspolitischen Kommission (SPK) des Nationalrats.
Gerhard Andrey (47): Für den Freiburger Nationalrat Gerhard Andrey stand vorerst seine Bundesratskandidatur im Zentrum. Nach der Niederlage sagt er auch für das Präsidium ab. Er wolle sich lieber auf sein Amt als Nationalrat und auf seine Softwarefirma fokussieren.
Marionna Schlatter (43): Die Zürcher Nationalrätin Marionna Schlatter hat nach Bekanntwerden der Kandidatur von Lisa Mazzone mitgeteilt, dass sie nicht als Nachfolgerin Glättlis zur Verfügung steht. Sie war als valable Kandidatin gehandelt worden. Schlatter bewirbt sich aber als Vizepräsidentin. «Bravo, Lisa, zu Deiner Kandidatur. Gerne möchte ich Dich als Vizepräsidentin unterstützen», schrieb sie auf X.
Matthias Zopfi (40): Der Glarner Ständerat Matthias Zopfi schaffte seine Wiederwahl locker. Er gilt als Vertreter des gemässigten Flügels und wurde immer wieder als möglicher Kandidat gehandelt, da er auch Leute in der politischen Mitte ansprechen könnte. Er selbst sah sich allerdings nicht im Vordergrund. Nun folgt die definitive Absage. «Ich vertrete als Ständerat den Kanton Glarus, was für mich oberste Priorität hat», erklärt er gegenüber Blick. Er glaubt, dass es im Moment einige und deutlich geeignetere Personen gebe, mit denen er sehr gerne zusammenarbeiten würde. Er macht klar: «Ich stehe deshalb jetzt nicht zur Verfügung.»
Florence Brenzikofer (48): Die Baselbieter Nationalrätin Florence Brenzikofer hat sich eine Kandidatur zwar überlegt, sagt nun aber ab. «Ich kandidiere nicht fürs Präsidium der Grünen», schreibt sie auf X. Brenzikofer sitzt seit 2019 im Bundeshaus und amtet seit sechs Jahren als Vizepräsidentin. Nun will sie sich auf ihr Nationalratsmandat – insbesondere in den Bereichen Energie, Verkehr und Mietpolitik – sowie auf ihr Amt als Präsidentin des Naturparks Baselbiet und der Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr (IGöV) konzentrieren.
Manuela Weichelt (56): Die Zuger Nationalrätin Manuela Weichelt hat immer wieder Interesse an einer Bundesratskandidatur gezeigt, dann aber verzichtet. Jetzt wurde sie auch als mögliche Parteichefin gehandelt. Sie hat als frühere Regierungsrätin viel Führungserfahrung. Jetzt setzt sie den Spekulationen ein Ende und macht auf Blick-Anfrage klar: «Ich stehe nicht für das Parteipräsidium zur Verfügung.»
Franziska Ryser (32): Die St. Gallerin Franziska Ryser wurde vor vier Jahren in den Nationalrat gewählt und hat ihren Sitz bei den Wahlen verteidigt. Mit einem sehr guten Resultat: So erhielt sie zum Beispiel nur 500 Stimmen weniger als Bauernpräsident Markus Ritter (56). In den wenigen Jahren in Bern hat sie es nicht nur zur Vizepräsidentin der Grünen gebracht, sie amtet auch in der PUK zur Credit Suisse als Vizechefin. Sie erwartet derzeit ihr erstes Kind. Sie verzichtet denn auch, weil sie derzeit andere Prioritäten habe, wie sie gegenüber Blick erklärt: «Ich möchte mich im Moment auf meine Arbeit im Nationalrat und in der PUK fokussieren, und mich danach neuen beruflichen Herausforderungen widmen.»