Dank «i-Tree» soll die Stadt Zürich grüner werden
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Software hilft Stadtklima:Dank «i-Tree» soll die Stadt Zürich grüner werden

Vielzahl von Massnahmen
Das tun Städte und Gemeinden gegen den Klimawandel

Am 18. Juni stimmt die Schweiz über das Klimaschutzgesetz ab. Bis 2050 soll die Schweiz klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es eine Vielzahl von Massnahmen. Schweizer Städte und Gemeinden zeigen, wie es gehen könnte.
Publiziert: 21.05.2023 um 15:43 Uhr
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Aktualisiert: 22.05.2023 um 14:37 Uhr
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Andrea Gion Saluz (35), Leiter Koordination Stadtbäume bei Grün Stadt Zürich, kümmert sich um das Wohlergehen der Bäume.
Foto: Rebecca Spring

Eine Stadt ohne Bäume? Kaum vorstellbar. Bäume verschönern nicht nur urbane Räume, sie haben auch grossen Einfluss auf das Stadtklima. Durch Schattenwurf, durch Verdunstungskühlung. Kurzum: Sie machen unsere Städte lebenswerter – gerade in heissen Sommern.

Einer, der sich in der Stadt Zürich um die Bäume kümmert, ist Andrea Gion Saluz (35), Leiter Koordination Stadtbäume bei Grün Stadt Zürich. Sein Job: Schauen, dass es den Bäumen in der Stadt gut geht.

Saluz tut dies unter anderem mit dem in den USA entwickelten Software-Programm «i-Tree». Es ermöglicht die quantitative Aufnahme und monetäre Umrechnung von Ökosystemleistungen von Stadtbäumen und Wäldern.

Schweiz besonders stark vom Klimawandel betroffen

Mit «i-Tree» kann Saluz etwa feststellen, welche Menge Feinstaub ein Baum aus der Luft filtert, oder die Menge Regenwasser bestimmen, die im Wurzelraum zurückgehalten wird. Und wie viel es kosten würde, diese Wassermenge anderweitig schadlos abzuleiten oder die Luft zu reinigen. Solche Massnahmen werden immer wichtiger.

Denn die Schweiz ist besonders stark vom Klimawandel betroffen. Hierzulande ist die Jahresdurchschnittstemperatur gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter bereits um ungefähr 2,5 Grad gestiegen. Das ist deutlich mehr als der Anstieg der mittleren globalen Temperatur von rund 1,2 Grad.

Der Sommer 2022 hat es deutlich gezeigt: Die Folgen des Klimawandels sind in der ganzen Schweiz spürbar. In den Städten wurden Rekordtemperaturen gemessen. Weiden und Äcker trockneten aus. Flüsse führten wenig und – wenn überhaupt – nur sehr warmes Wasser. Die Folge: Viele Fische verendeten.

50 Projekte zur Anpassung an den Klimawandel

Hitze- und Trockenperioden, wie wir sie im vergangenen Sommer erlebt haben, nehmen zu. Aber auch Risiken wie Starkniederschläge, Hochwasser, Trockenheit und Murgänge. Gleichzeitig werden kalte Winter mit Schneefällen in tiefen und mittleren Höhenlagen immer seltener.

Der Bund hat darum 2013 unter Federführung des Bundesamts für Umwelt (Bafu) das Pilotprogramm «Anpassung an den Klimawandel» gestartet. Es unterstützte dabei innovative Projekte der Kantone, Städte und Gemeinden. Sie sollen aufzeigen, wie die Schweiz sich konkret an den Klimawandel anpassen kann.

Diese Woche wurde das Projekt nach zehnjähriger Laufzeit mit einer Fachtagung in Bern beendet. Dabei wurden 50 Projekte vorgestellt, die dabei helfen sollen, unser Land an den Klimawandel anzupassen. Darunter ist auch das Programm «i-Tree», das mittlerweile in verschiedenen Schweizer Städten zum Einsatz kommt.

«Grünste Gasse der Schweiz» in Bern

Es gibt zahlreiche weitere Beispiele. Etwa neuartige Strassenbeläge, die zu kühleren Städten beitragen. Dabei handelt es sich um Beläge mit hellerer Oberfläche, die in den Städten Bern und Sitten getestet wurden. Sie reflektieren einen grösseren Teil der Sonnenenergie und heizen sich dadurch weniger auf. Messungen ergaben, dass die Maximaltemperaturen solcher Beläge im besten Fall sechs Grad tiefer lagen als bei herkömmlichen Oberflächen.

Auch das Leben im Wasser ist vom Klimawandel betroffen. Deshalb untersuchte das Kompetenzzentrum Fischerei (SKF) in den Kantonen Aargau, Basel-Landschaft, Bern und Freiburg, wie man kälteliebende Fische im Sommer besser schützen kann. Das SKF kam zum Schluss: Es braucht wasserbauliche Massnahmen, die Kaltwasserzonen, Beschattung und die Vernetzung unterschiedlicher Gewässer, damit die Fischwanderung gefördert werden kann.

Und in der Stadt Bern soll – für Forschungszwecke – die «grünste Gasse» der Schweiz entstehen. Anwohnerinnen und Anwohner können die Postgassse in der Berner Altstadt nach eigenem Ermessen begrünen. Die Pflege der Pflanzen sollen die Anwohnenden selbst übernehmen. Ein Forschungsteam der Universität Bern will die Effekte der Begrünung auf Temperatur, Biodiversität, Wasserhaushalt und Lebensqualität messen.


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