Hohe Temperaturen, grüne Hänge, kaum Schnee: Teilweise sind die Skigebiete so verzweifelt, dass sie – wie Gstaad BE – mit extremen Mitteln gegen den Schneemangel kämpfen. Dort wurde die weisse Pracht per Helikopter auf die grünen Pisten geflogen.
Auch die Verhältnisse in Adelboden BE sind kurz vor dem Skiweltcuprennen alles andere als optimal. Und doch: Der Internationale Skiverband (FIS) hat die Schneeverhältnisse kurz vor Jahreswechsel für gut befunden – sowohl für die Rennen in Adelboden als auch in Wengen BE. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren.
Die Skirennen in den beiden Weltcup-Austragungsorten gehören zu den spektakulärsten der Saison. Infrastruktur, Logistik, Weltcup-Dorf – das jeweilige Budget für die Durchführung geht dementsprechend in die Millionen. Kein Wunder sind die Veranstalter darauf angewiesen, dass die Rennen unter allen Umständen durchgeführt werden können.
Subventionen für Rennen im «Grünen»?
Allein: Nicht nur der Schneemangel setzt den Austragungsorten zu, sondern auch die Defizite, die diese Anlässe abwerfen. Adelboden und Wengen haben von Jahr zu Jahr mit steigenden Kosten zu kämpfen, der Kanton Bern unterstützt die Rennen mit mehreren Hunderttausend Franken. Da stellt sich auch die Frage: Wie sinnvoll sind solche Weltcuprennen im «Grünen»?
«Zum einen muss man die Bedeutung sehen, die diese Rennen für Region und Wirtschaft haben. Das allein rechtfertigt für mich, dass man alles daran setzt, die Skiweltcuprennen in Adelboden und Wengen durchzuführen», sagt der Berner Mitte-Nationalrat Lorenz Hess (61). Regionen würden durch den Schneemangel bereits genug leiden, findet er. «Darauf zu verzichten, wäre in Bezug auf den Klimawandel bloss Symptombekämpfung. Um den Klimawandel zu stoppen, braucht es langfristige Lösungen.»
Ähnlicher Meinung ist der Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer (55). «Eine Skiweltcupsaison ist extrem eng getaktet. Da ist es klar, dass jeder Austragungsort, der es in den Weltcupkalender geschafft hat, alles daran setzt, die Rennen durchführen zu können. Künstliche Beschneiung und Schneezement werden seit Jahrzehnten dafür eingesetzt», sagt er. In dieser Saison gebe es wettermässig eine Ausnahmesituation. Sollte das nun jedes Jahr so sein, müsste man grundsätzlich über die Bücher. «Aber das steht für mich momentan nicht zur Diskussion», sagt Aebischer.
«Die Piste ist vorbereitet und präpariert, es wurde viel investiert, und es wird weiter daran gearbeitet. Es ist sicher nicht sinnvoll, die Rennen jetzt abzusagen», findet auch die Aargauer Mitte-Nationalrätin Marianne Binder-Keller (64). Bestimmt aber müssten sich Veranstalter von solchen Rennen künftig grundsätzlich fragen, inwiefern Aufwand und Ertrag noch stimmten. «Damit man unter solchen Umständen noch Ski fahren kann, braucht es ein grosses Investment», sagt Binder-Keller.
«Öffentliche Hand sollte nicht in wegschmelzenden Schneetourismus investieren»
Die Grünen-Nationalrätin Natalie Imboden (52) hingegen findet: «Wir müssen langsam realisieren, dass Schnee in mittleren Höhenlagen endlich ist. Und uns eingestehen: Skifahren ist wahrscheinlich Schnee von gestern.» Man könne – mit viel Aufwand – natürlich alles tun, um das Ende des Skisports hinauszuzögern. Aber: Den Wintersport, wie wir ihn historisch kennen, werde es bald nicht mehr geben. «Darum sind alle Investitionen, die wir diesbezüglich noch tätigen, Fehlinvestitionen. Wir müssen umdenken und unsere Energie mit voller Kraft in den Klimaschutz stecken», sagt Imboden.
Sie sei nicht gegen die Unterstützung von Sportanlässen, erklärt die Berner Grünen-Politikerin. «Aber ich bin dagegen, wenn die öffentliche Hand in einen wegschmelzenden Schneetourismus investiert. Ich habe mich darum immer kritisch dazu geäussert, dass der Kanton solche Anlässe wie die Skiweltcuprennen in Adelboden oder Wengen unterstützt.»
Kritisch sieht solche Unterstützung auch GLP-Nationalrat Beat Flach (57): «Grundsätzlich habe ich Verständnis, dass man versucht, Rennen durchzuführen. Es liegt aber in der Verantwortung der Veranstalter, mit den Mitteln der Gemeinden, Kantone und des Bundes haushälterisch umzugehen. Sie dürfen sie nicht verschwenden, um sich an Strohhalme zu klammern.»