Fünf Kandidierende stehen bei der SVP für den Sitz von Bundesrat Ueli Maurer (71) parat. Bei der SP hingegen hat sich noch niemand auf die Äste hinausgewagt und seinen Hut für die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga (62) in den Ring geworfen.
Die SVP will aber genau hinschauen, welche Kandidatinnen die SP vorschlägt, kündigte Nationalrat Thomas Matter (56, ZH) im Polit-Talk auf Blick TV an. «Wenn das Linksextreme sind, sieht unser Ticket vielleicht anders aus», hielt er fest. Würde etwa Nationalrätin und Ex-Juso-Chefin Tamara Funiciello (32, BE) aufgestellt, könne die SVP ihr Ticket mit jemandem besetzen, der ebenso polarisiere, tönte er an. Dann sehe ein SVP-Ticket wohl anders aus, als wenn beispielsweise SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen (43, BE) zur Wahl stehe.
Bloss, die Matter-Taktik hat einen Haken. Die SVP nominiert ihre Kandidaten mehr als eine Woche vor der SP. Am 18. November entscheidet die SVP-Fraktion, ob sie mit einem Zweier- oder Dreierticket ins Rennen steigt – und wen sie darauf setzt. Die SP-Fraktion befindet erst am 26. November über ihre Wahlvorschläge.
Verschiebung möglich
Trotzdem, rein theoretisch könnte die SVP-Fraktion den Fahrplan ändern und die Nomination nach hinten verschieben, bestätigt Fraktionschef Thomas Aeschi (43) gegenüber Blick. «Wenn ein Fraktionsmitglied einen entsprechenden Antrag stellt, ist das möglich – praktisch halte ich es aber für unwahrscheinlich, dass dies jemand tut», so der Zuger Nationalrat. Er sieht auch keinen Grund, den Anwärterkreis noch zu erweitern. «Ich bin sehr zufrieden mit unserem Kandidatenfeld.»
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Aeschi sieht persönlich denn auch keinen Grund, am Fahrplan etwas zu ändern – schon gar nicht wegen der SP. «Wir agieren aus einer Position der Stärke und haben es gar nicht nötig, unsere Nomination von jener der Linken abhängig zu machen.»
Aeschi würde Funiciello anhören
Wie man hingegen auf ein Ticket mit «linksextremen» SP-Kandidatinnen reagieren würde, will Aeschi nicht vorwegnehmen. «Dann muss die Fraktion entscheiden, wie sie damit umgehen will.» Einschränkungen würde er persönlich der SP keine machen. «Die Fraktion muss selber entscheiden, wer das SP-Gedankengut im Bundesrat vertreten soll – so funktioniert unser Konkordanzsystem», sagt er.
Selbst an einer Nomination von Funiciello würde er sich nicht stören. «Für mich ist sie nicht per se zum Vornherein unwählbar. Wir würden sie sicher anhören, um ihre Standpunkte und Beweggründe zu erfahren, und dann über eine Wahlempfehlung entscheiden.»
Es zeichnet sich aber ab, dass die SVP gar nicht in eine derartige Zwickmühle kommt. Als Favoritinnen für die Sommaruga-Nachfolge gelten etwa die Basler Ständerätin Eva Herzog (60) oder die Berner Nationalrätin Flavia Wasserfallen (43), wenn sie antreten. Keine von ihnen gilt bei den Bürgerlichen als rotes Tuch.
Und SVP-Mann Matter kann beruhigt schlafen, denn Funiciello selbst gibt Entwarnung: «Ich bin zufrieden, wo ich im Moment bin», sagt sie zu Blick. «Eine Bundesratskandidatur kommt für mich derzeit nicht infrage.»