SP zofft sich wegen der Frauenfrage bei den Bundesratswahlen
Genossinnen stellen sich hinter Jositsch

Der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch bekommt Unterstützung in seinem Kampf gegen die SP-Spitze. Zwei Fraktionskolleginnen finden, es sei falsch, Männer von der Nachfolge für Bundesrätin Simonetta Sommaruga auszuschliessen.
Publiziert: 06.11.2022 um 11:35 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2022 um 12:26 Uhr
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Der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch will Bundesrat werden.
Foto: Keystone

Der Entscheid der SP-Spitze, nur mit Frauen für die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga (62) anzutreten, sorgt in der SP für Ärger. Nicht nur beim Zürcher Ständerat Daniel Jositsch (57), der gern selbst antreten will und seinen Ausschluss als «diskriminierend» bezeichnet hatte.

Quatsch, bescheidet ihm zwar SP-Co-Chefin Mattea Meyer (34): «Von Diskriminierung kann keine Rede sein», sagte sie in der «Sonntagszeitung». Im gleichen Blatt bekommt Jositsch aber Unterstützung von zwei SP-Frauen. Sowohl die Solothurner Nationalrätin Franziska Roth (56) als auch die Aargauer Nationalrätin Gabriela Suter (49) finden es falsch, Männer für die Nachfolge von Sommaruga im Vornherein auszuschliessen.

SP-Spitze bleibt hart

«Ich finde die Fixierung auf ein reines Frauenticket demokratisch und strategisch ungeschickt», sagt Roth. Die SP habe fähige Frauen, die im Wettstreit mit Männern überzeugen könnten. «Jetzt werden wir aber auf unser Geschlecht reduziert. Das stört mich als Feministin.» Mit einer internen Ausmarchung zwischen Frauen und Männern sei der Sache der Gleichstellung mehr gedient, ist sie überzeugt.

«Eine Bundesrätin mit jungen Kindern würde uns freuen»
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Wermuth über Kandidaten:«Eine Bundesrätin mit jungen Kindern würde uns freuen»

Die SP-Spitze hingegen hält am Frauenticket fest. Auch wenn letztlich die Fraktion entscheiden würde: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir davon abrücken», sagt Cédric Wermuth (36) im SonntagsBlick. Man habe immer eine Frau und einen Mann im Bundesrat gehabt, so der SP-Co-Präsident. Alles andere würde die Bevölkerung nicht verstehen.

Nationalrätin Suter kann sich hingegen durchaus vorstellen, dass die Partei für eine gewisse Übergangszeit mit zwei Männern oder zwei Frauen im Bundesrat vertreten ist – wobei Stand heute niemand sagen kann, wie lange diese Zeit dauern würde. Co-Präsidentin Meyer geht jedenfalls davon aus, dass Alain Berset (50) noch einige Jahre in der Landesregierung verbleibe.

Darum kämpft Jositsch so

Auch darum kämpft Jositsch jetzt so sehr für eine Kandidatur: Es ist wahrscheinlich seine letzte Chance. Nachdem sich mit den Waadtländer Staatsrätinnen Nuria Gorrite (52) und Rebecca Ruiz (40) zwei welsche Favoritinnen aus dem Rennen genommen haben, wird der Sommaruga-Sitz wohl mit jemandem aus der Deutschschweiz besetzt.

Bei einem Rücktritt von Berset könnte Jositsch nicht kandidieren – denn dass ein Sitz an die Westschweiz geht, ist noch sicherer, als dass es jetzt eine Frau sein muss.

Das letzte Wort noch nicht gesprochen

Dennoch gehen weitere Exponentinnen wie die Ostschweizer Nationalrätinnen Barbara Gysi (58) und Edith Graf-Litscher (58) davon aus, dass die Frauenfrage in der SP-Fraktion noch zu reden geben wird – und der Entscheid noch nicht gefällt sei.

Anders der abtretende Ständerat Hans Stöckli (70): Es sei natürlich das Recht von Jositsch, diese Debatte um seine Kandidatur anzustossen, sagt dieser: «Aber ändern wird sich nichts.» Stöckli stärkt der Parteileitung den Rücken: Es sei richtig gewesen, die Einschränkung auf ein Frauen-Ticket «sofort und absolut» zu machen. Die Partei habe viele gute Kandidatinnen, und nach dem überraschenden Rücktritt von Sommaruga müsse es mit der Nominierung schnell gehen. «Da kann sich die Partei keine Umwege leisten.» (sf)


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