«Schon fast ein Kriegsverbrechen, wenn man sich nicht daran hält»
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Jositsch mit massiver Kritik:«Schon fast ein Kriegsverbrechen, wenn man sich nicht daran hält»

Bundesratsrennen in der SP
Yvonne Feri verzichtet auf Kandidatur

Wer folgt auf Simonetta Sommaruga in den Bundesrat? Vier Personen haben ihre Kandidatur bisher angekündigt. Schon mehrere SP-Frauen haben abgesagt. Die wichtigsten Namen im Überblick.
Publiziert: 14.11.2022 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2022 um 08:51 Uhr
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Das Kandidatinnen-Feld lichtet sich: Die Badener Nationalrätin Yvonne Feri verzichtet auf eine Bundesratskandidatur.
Foto: keystone-sda.ch
Sara Belgeri

Wer kandidiert für das Amt von SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga (62)? Viel Zeit bleibt der SP nicht: Am 26. November nominiert die Fraktion und am 7. Dezember wird bereits ihre Nachfolge gewählt. Geht es nach dem Willen der Parteileitung, ist klar: Eine Frau soll Sommaruga beerben, egal, aus welchem Landesteil. Und es soll ein Zweierticket geben.

Nachdem sich lange niemand auf die Äste hinauswagen wollte, lichtet sich das Kandidatinnenfeld nach und nach. Offiziell haben bisher drei Frauen und ein Mann ihren Hut in den Ring geworfen.

Sie wollen

  • Evi Allemann (44): Die Berner Regierungsrätin wurde von Beginn weg als aussichtsreiche Kandidatin gehandelt – und am Mittwochabend gab sie dann ihren Entscheid bekannt. «Ich bin parat», so Allemann. Und befähigt: Sie könne auf 15 Jahre im Nationalrat und vier Jahre in der Berner Kantonsregierung verweisen, so die Politikerin in einem Interview mit Tamedia. Mit 25 Jahren wurde Allemann 2003 als jüngste Nationalrätin gewählt. Seit 2018 steht die Juristin der Berner Justizdirektion vor.
  • Eva Herzog (60): Auch die Basler Ständerätin hat am Donnerstag ihre Kandidatur bekannt gegeben. Herzog gehörte bereits 2010 zu den Bundesratsanwärterinnen, schaffte es damals aber nicht aufs SP-Zweierticket. Dieses Mal dürften die Chancen deutlich besser stehen. Herzog war während 15 Jahren Finanzdirektorin von Basel-Stadt und gilt als Pragmatikerin, dank ihrer wirtschaftsfreundlichen Positionen ist sie auch im bürgerlichen Lager beliebt.

  • Elisabeth Baume-Schneider (58): Die jurassische Ständerätin und frühere Staatsrätin Elisabeth Baume-Schneider hat ihre Kandidatur am Freitag verkündet. Ihr wird ebenfalls das Format einer Bundesrätin zugeschrieben. 2002 wurde sie in die Regierung des Kantons Jura gewählt. Sie leitete dort das Erziehungs-, Sport- und Kulturdepartement. 2006 und 2008 präsidierte sie den Regierungsrat. Seit 2019 ist Baume-Schneider Ständerätin. In der kleinen Kammer vertritt sie als Präsidentin der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie wichtige Dossiers.

  • Daniel Jositsch (57): Der Zürcher SP-Ständerat will für die Nachfolge der zurücktretenden Bundesrätin Sommaruga kandidieren, wie er am Dienstag bekannt gab. Er stellt sich damit gegen die Parteileitung, die ein reines Frauen-Ticket will. Laut Jositsch ist das Amt des Bundesrats spannend und herausfordernd. Er sei überzeugt, dass er es gut machen würde. «Jedoch bin ich nicht verzweifelt und kann sehr gut ohne Bundesratsamt leben.»

Sie haben abgesagt

  • Yvonne Feri (56): Die Aargauer Nationalrätin hat sich lange Zeit gelassen, gab nun aber im «Sonntalk» auf Tele M1 ihren Verzicht bekannt. Das Amt hätte sie zwar durchaus gereizt, sagt sie zu Blick. Doch ihre «Herzensprojekte» seien die Präsidien der Stiftung Kinderschutz Schweiz und von Pro Raris (seltene Krankheiten) sowie die Geschäftsführung des Verbandes für Einelternfamilien. «Ich wurde als junge alleinerziehende Mutter in den Grossen Rat gewählt, vertrete nun die jungen Grossmütter im Nationalrat – was noch kommen wird, ist offen», sagt sie. Klar ist aber: Nächstes Jahr wird sie bei den Nationalratswahlen nicht mehr antreten.
  • Heidi Hanselmann (61): Die ehemalige St. Galler Regierungsrätin Heidi Hanselmann (SP) verzichtet auf eine Bundesratskandidatur. Sie wolle sich auf ihre Präsidien bei der Eidgenössischen Nationalparkkommission (ENPK) und der Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS) konzentrieren. Seit der Rücktrittsankündigung von Sommaruga sei sie immer wieder auf eine mögliche Bundesratskandidatur angesprochen. Für eine Kandidatur stehe sie aber nicht zur Verfügung.
  • Flavia Wasserfallen (43): Die Berner SP-Nationalrätin hat sich gegen eine Kandidatur für den Bundesrat entschieden. Nach sorgfältiger Abwägung sei sie zum Schluss gekommen, dass der Schritt zu einer Kandidatur zum jetzigen Zeitpunkt für sie nicht stimme. Bekanntlich sei sie von der SP Kanton Bern kürzlich als Ständeratskandidatin nominiert worden, um im Herbst 2023 den Sitz des abtretenden Hans Stöckli (70) zu verteidigen.

  • Pascale Bruderer (45): Die Aargauer Ex-Ständerätin kandidiert nicht für den Bundesrat. Auf LinkedIn gab sie bekannt, dass ihr klar geworden sei in den letzten Tagen, «wie sehr mir das unternehmerische Engagement am Herzen liegt». Sie werde deshalb nicht mehr zurück in die Politik gehen. 2019 hatte sie sich aus der Politik zurückgezogen. Die Aargauerin politisierte eher am rechten Flügel der SP.
  • Nuria Gorrite (52): Keine Bundesratsambitionen hat die Waadtländer Staatsrätin Nuria Gorrite. Die Waadtländerinnen und Waadtländer könnten weiterhin auf ihr Engagement im Staatsrat zählen, teilte Gorrite in einer Mitteilung mit. Sie fühle sich geehrt, dass eine Bundesratskandidatur von ihr von anderen in Betracht gezogen worden sei. Sie sehe dies als Anerkennung für ihre Arbeit, die sie während zehn Jahren im Waadtländer Staatsrat geleistet habe. Sie habe sich aber entschieden, auf eine Kandidatur zu verzichten.
  • Rebecca Ruiz (40): Die Waadtländer Gesundheitsdirektorin Rebecca Ruiz will nicht für die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga kandidieren. Sie möchte sich auf ihr Amt als Gesundheitsdirektorin konzentrieren, teilte Ruiz via Twitter mit. Sie fühle sich geehrt, als mögliche Kandidatin für die Nachfolge von Sommaruga in Betracht gezogen worden zu sein, teilte die 40-jährige Ruiz mit. Aber nach einiger Bedenkzeit habe sie sich gegen eine Kandidatur entschieden, obwohl die Funktion als Bundesratsmitglied zweifellos spannend sei.
  • Jacqueline Fehr (59): Die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr kann sich nicht vorstellen, nochmals ins Rennen um einen Bundesratssitz zu steigen. Sie kandidiere nicht, teilte sie am Tag nach Sommarugas Rücktrittsankündigung auf Twitter mit. Die vielen Ermunterungen hätten sie gefreut, doch ihr Ziel sei die Wiederwahl am 12. Februar 2022 in die Zürcher Regierung. «Die starke Rolle des Kantons Zürich und seine Pionierfunktion in vielen Bereichen machen den Zürcher Regierungsrat zum bestmöglichen Ort, um politisch zu gestalten. Dies zu tun, ist und bleibt meine grosse Leidenschaft», twitterte sie. Fehr hatte 2010 für den Bundesrat kandidiert, war damals aber gegen Sommaruga unterlegen.
  • Nadine Masshardt (38): Die Berner Nationalrätin nahm sich bereits am Tag von Simonetta Sommarugas Rücktritt aus dem Rennen. Gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte sie auf Anfrage, dass sie ein Exekutivamt zwar irgendwann einmal reizen würde. «Doch das Amt der Bundesrätin mit der dafür nötigen Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.»
  • Barbara Gysi (58): Die St. Galler Nationalrätin wurde als mögliche Kandidatin gehandelt. Auch die Sozialpädagogin und Gewerkschafterin, die seit 2011 im Parlament sitzt, steht nicht für das Bundesratsamt zur Verfügung. Als Grund gibt sie an, dass sie für den frei werdenden Ständeratssitz von Paul Rechsteiner kandidieren wird.
  • Priska Seiler Graf (54): Die Zürcher Sicherheitspolitikerin, die seit 2015 im Nationalrat sitzt, sagte nach Sommarugas Rücktritt zu Blick, dass sie sich eine Kandidatur in Ruhe überlegen müsse. Einen Tag nach dem Rücktritt teilte sie aber mit, dass sie auf eine Kandidatur verzichte. Sie wolle sich, wie Jacqueline Fehr, auf den Zürcher Regierungsrat konzentrieren, schrieb sie auf Twitter.
  • Marina Carobbio Guscetti (56): Die Ständerätin kandidiert für den Tessiner Staatsrat, der im April neu gewählt wird. Für ihre Kantonalpartei ist sie die Hoffnungsträgerin. Sie wolle sich auf diese Aufgabe konzentrieren, liess sie am Tag nach Sommarugas Rücktrittsankündigung ausrichten. Ihre Wahlchancen als Bundesrätin wären sowieso nur gering gewesen, denn mit Ignazio Cassis (61) sitzt bereits ein Tessiner im Bundesrat.

  • Edith Graf-Litscher (58): Die Thurgauer SP-Nationalrätin hat ebenfalls entschieden, dass sie nicht ins Rennen um den frei werdenden Sitz in der Landesregierung steigt. Das erklärte sie gegenüber «CH Media»: «Ich habe mich nach reiflicher Überlegung entschieden, nicht zu kandidieren», sagt sie. Es für sie nicht der richtige Lebensabschnitt. Auch wolle sich Graf-Litscher künftig mehr ausserhalb der Politik mit gewissen Dossiers beschäftigen.
  • Céline Widmer (44): Auch die Zürcher Nationalrätin Céline Widmer schliesst eine Kandidatur aus. Gegenüber dem «Tagesanzeiger» sagte sie, dass sie den Fokus im Moment auf den Nationalrat legen möchte.

  • Min Li Marti (48): Gegenüber der «NZZ» sagte auch die Zürcher Nationalrätin ab. Man müsse dieses Amt «wirklich, wirklich» wollen. «Denn es macht einen letztlich unfrei, unter konstanter Beobachtung zu stehen.» Das sei nicht, was sie suche. Auch der Umstand, dass sie eine kleine Tochter hat, habe eine Rolle gespielt. Marti denkt zwar, dass das Amt mit einem Kind vereinbar wäre. «Die Frage ist: Will man den Preis bezahlen, den eine solche Pionierrolle mit sich brächte?»

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