Maillard oder Jositsch
Wem verbauen die Genossen die Wahl in den Bundesrat?

Der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch und der Waadtländer Gewerkschaftsboss Pierre-Yves Maillard wollen in den Bundesrat. Wer von ihnen seinen Traum begraben muss, entscheidet sich am 7. Dezember.
Publiziert: 05.11.2022 um 12:48 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2022 um 14:28 Uhr
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Pierre-Yves Maillard oder ...
Foto: Keystone
Sermîn Faki

Kaum jemand fiebert der Bundesratswahl vom 7. Dezember mehr entgegen als zwei SP-Männer: Daniel Jositsch (57) und Pierre-Yves Maillard (54). An diesem Tag wird zwar zuerst ein SVP-Bundesrat gewählt, wahrscheinlich heisst er Albert Rösti (55).

Doch später an diesem Tag entscheidet sich auch die Karriere der beiden SP-Alphamänner. Denn wenn die Nachfolgerin von Simonetta Sommaruga (62) feststeht, muss einer der beiden seine Bundesratsambitionen begraben.

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Zwei Männer mit Hoffnungen

Dass Jositsch Bundesrat werden will, verbirgt er nicht – der Zürcher Ständerat liebäugelt gar damit, sich auch dann wählen zu lassen, wenn er nicht offizieller Kandidat ist. Und Gewerkschaftsboss Maillard hat bereits einmal kandidiert. Er unterlag 2011 aber gegen Alain Berset (50). Diesen nun wenigstens zu beerben, ist Maillards grosses Ziel.

Doch mit SP-Bundesräten ist es wie mit dem Highlander: Es kann nur einen geben.

Der Landesteil entscheidet

Wählt die Bundesversammlung für die Sommaruga-Nachfolge eine Frau aus der Deutschschweiz, muss Jositsch sich ein neues Ziel suchen. Der Nachfolger für Berset muss dann zwingend aus der Westschweiz kommen. So haben es die Sozialdemokraten immer gehandhabt.

Jositsch wird daher hoffen, dass eine welsche Frau Sommaruga beerbt. Offenbar weibelt der Strafrechtsprofessor auch schon für Kandidatinnen aus der Romandie. Genau andersherum sieht es für Maillard aus: Er muss jetzt auf eine Deutschschweizerin hoffen, damit seine Chancen für die Berset-Nachfolge intakt bleiben.

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Es muss jetzt eine Frau her

Aktuell ist beiden, Jositsch wie Maillard, der Zugang zum Bundesratszimmer verwehrt. Die SP-Spitze hat mehr als deutlich gemacht, dass nur ein Frauen-Ticket infrage kommt. Dass die Fraktion dem widerspricht, ist kaum vorstellbar: Vier Jahre nach dem grossen Frauenstreik mit zwei männlichen Bundesräten in den Wahlkampf zu ziehen, kann sich die Gleichstellungspartei nicht leisten.

Und wenn Jositsch sich als Wilder in den Bundesrat hieven lassen würde, wäre er ab dann für die Linke weniger als bloss ein halber Bundesrat. Und als Magistrat von SVP-Gnaden hätte er es als Genosse sehr schwierig in der Landesregierung.

Neues Ungemach für Maillard

So muss eine Frau her. Momentan deutet alles darauf hin, dass diese aus der Deutschschweiz kommt. Ständerätin Eva Herzog (60) und Nationalrätin Flavia Wasserfallen (43) sind die Favoritinnen. Aus der Romandie sind denn auch schon Stimmen zu hören, dass sie diesmal leer ausgehen werde.

Doch selbst dann ist Maillard als Berset-Nachfolger nicht einfach gesetzt. Jenseits des Röstigrabens kursiert für diesen Fall bereits ein anderer Name. Jener von Fraktionschef Roger Nordmann (49). Der, der sich gerade mit viel Leidenschaft für eine reine Frauenwahl einsetzt.

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