«Eine Bundesrätin mit jungen Kindern würde uns freuen»
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Wermuth über Kandidaten:«Eine Bundesrätin mit jungen Kindern würde uns freuen»

SP-Chef Wermuth verteidigt Frauen-Ticket
«Es gibt kein Grundrecht, Bundesrat zu werden»

SP-Co-Präsident Cédric Wermuth verteidigt den Entscheid eines Frauen-Tickets. Und verlangt, das Amt des Bundesrats familienfreundlich auszugestalten.
Publiziert: 06.11.2022 um 00:44 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2022 um 14:45 Uhr
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Die Parteispitze um SP-Co-Präsident Cédric Wermuth will zwei Frauen für die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga nominieren.
Foto: keystone-sda.ch
Interview: Camilla Alabor

SonntagsBlick: Die SP-Spitze will für die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga zwei Frauen aufstellen. Das sorgt – auch parteiintern – für Kritik.
Cédric Wermuth: Die SP hatte fast immer eine Frau und einen Mann im Bundesrat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir davon abrücken. Aber klar, wir werden diesen Vorschlag parteiintern noch diskutieren. Ohne Frauen-Ticket besteht das Risiko, nur noch zwei Frauen in der Landesregierung zu haben. Das würde die Bevölkerung nicht verstehen.

Dennoch schliessen Sie mit Ihrem Vorgehen alle fähigen Männer aus.
Wir vom Fraktions- und Parteipräsidium haben eine klare Präferenz. Es wäre unehrlich gewesen, das nicht klar auf den Tisch zu legen. Es gibt kein Grundrecht darauf, Bundesrat zu werden.

Für die SP darf es auch eine Frau aus der Romandie sein. Damit wären vier von sieben Sitzen von Lateinern besetzt – und die Deutschschweiz deutlich untervertreten.
Das wäre gar kein Problem. Es gab übrigens schon einmal eine lateinische Mehrheit. Von 1917 bis 1920 zählte der Bundesrat zwei Romands, einen Tessiner und einen Rätoromanen. Ich verstehe nicht, wovor die Deutschschweizer Angst haben, wenn drei Romands im Bundesrat sind.

Viele potenzielle Kandidatinnen haben bereits wieder abgesagt. Ist das Amt der Bundesrätin so unattraktiv?
Es ist ein spannendes Amt, aber auch ein unglaublicher Verschleissjob. Als Co-Parteipräsident sehe ich, wie viel die Bundesräte leisten. Ein solches Amt mit dem Familienleben unter einen Hut zu bringen, ist hart. Es ist praktisch ein 24/7-Job.

Unter den potenziellen Kandidatinnen sind auch mehrere, die Kinder im schulpflichtigen Alter haben. Kann man Bundesrat und für seine Familie da sein? Oder muss man sich entscheiden?
Es ist leider eine Realität, dass es schwierig ist, ein solches Amt mit einem intakten Familienleben zu vereinbaren. In anderen Ländern ist das viel besser organisiert. Die finnische Premierministerin Sanna Marin hat eine vierjährige Tochter; die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern wurde im Amt Mutter. Dort ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Frauen im Amt weiterhin Mutter sein können.

Dann raten Sie Frauen mit kleinen Kindern davon ab, Bundesrätin zu werden?
Im Gegenteil! Wir müssen darüber reden, wie man das Amt so gestalten kann, dass neben dem Beruf ein Privatleben möglich ist – egal, ob man Kinder hat oder nicht. Etwa, indem man die Anzahl der Bundesräte auf neun erhöht oder grosse Departemente neu aufteilt. Die fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist in der Schweiz generell ein Problem, das müssen wir dringend ändern.

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Bundesrätin Sommaruga ist von der SVP oft hart angegangen worden. Tragen solche Angriffe zur Zurückhaltung potenzieller Kandidatinnen bei?
Ja. Seit Simonetta Sommaruga ihren Rücktritt angekündigte, haben uns mehrere potenzielle Kandidatinnen gefragt, wie wir das erlebt haben. Frau Sommaruga hat solche Angriffe mit bewundernswerter Gelassenheit an sich abperlen lassen. Aber es ist kein Geheimnis, dass Frauen direkter und in sexistischer Form angegangen werden, gerade vonseiten der SVP. Solche Angriffe halten Frauen davon ab, in die Politik einzusteigen.

Wie meinen Sie das?
Wir sehen das bei Kandidaturen für den Nationalrat. Die Leute zögern, ob sie sich dem aussetzen wollen. Selbst auf Gemeinde- und Kantonsebene besteht heute dieses Problem. So ist die Zürcher Kantonsrätin Sarah Akanji wegen Angriffen auf ihre Person zurückgetreten. Man versucht so, gezielt Menschen und ihre Anliegen mundtot zu machen. Das dürfen wir als Demokraten nicht akzeptieren.

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