Es droht der Bruch mit der eigenen Partei
Macht Daniel Jositsch den Mario Fehr?

SP-Ständerat Daniel Jositsch will Bundesrat werden. Unbedingt. Dafür könnte er sogar den Bruch mit der eigenen Partei riskieren. Am Dienstag will er über seine Pläne informieren. Eine wilde Kandidatur wäre im Parlament aber wohl chancenlos.
Publiziert: 07.11.2022 um 12:47 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2022 um 17:09 Uhr
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Der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch lässt keine Zweifel offen: Er will Bundesrat werden. Unbedingt.
Foto: Keystone
Pascal Tischhauser und Daniel Ballmer

Wer politisch etwas erreichen will, braucht Mehrheiten. Das ist im Bundesrat nicht anders als im Parlament. Gefragt ist das Geschick, Allianzen über die Parteigrenzen hinweg zu schmieden – ohne die eigenen Leute zu vergrämen.

Das ist dem Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch (57) nicht immer gut gelungen – und gelingt ihm jetzt grad ganz und gar nicht. «Jositsch ist auf dem Egotrip», heisst es aus der eigenen Fraktion.

Nach dem angekündigten Rücktritt von Simonetta Sommaruga (62) will Jositsch den Sprung in den Bundesrat schaffen. Unbedingt. Die eigene Parteileitung aber steht ihm im Weg und will auf ein reines Frauen-Ticket setzen. Doch Jositsch gibt die Hoffnung nicht auf.

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Gerechnet wird mit einer Kandidatur – so oder so

Ein Antrag für einen Mann auf dem SP-Zweierticket sei chancenlos, sagen die Genossen. Bislang liegt ein solcher Antrag noch nicht vor, das hat noch Zeit bis zur Fraktionssitzung vom 18. November.

Am Wochenende haben sich zwar in der «SonntagsZeitung» vereinzelte Frauen für einen Mann auf dem SP-Ticket ausgesprochen, doch grossmehrheitlich will nicht nur die Frauenmehrheit in der SP-Fraktion zwei Kandidatinnen auf dem Ticket, auch die männlichen Fraktionsmitglieder plädierten mehrheitlich dafür, versichern Parteikenner.

Jositsch behält sich jedoch notfalls gar eine wilde Kandidatur vor – ohne Support seiner Sozialdemokraten. Am Dienstag will er in Bern vor die Medien treten und seinen Entscheid verkünden. Wie dieser aussieht, wollte er auf Anfrage noch nicht verraten. Allgemein aber wird davon ausgegangen, dass er seine Kandidatur ankündigen wird, alles andere würde kaum eine Medienkonferenz rechtfertigen.

«Jositsch überschätzt sich völlig»

Doch macht eine wilde Kandidatur Sinn? «Jositsch überschätzt sich völlig», heisst es dazu von einer Führungsperson einer bürgerlichen Partei. Eine wilde Kandidatur wäre eine «Harakiri-Aktion», mit der sich der Zürcher nachhaltig selbst schaden würde.

Schliesslich sind sich die Parteien einig, dass man jemandem vom offiziellen SP-Ticket wählen wird. So hat sich SVP-Parteipräsident Marco Chiesa (48) beispielsweise in der SRF-TV-«Arena» geäussert. Und das signalisieren auch die anderen Parteileitungen. Heisst konkret: Jositsch wird im Parlament klar scheitern.

An dieser Sicht zweifelt auch Mitte-Präsident Gerhard Pfister (60) nicht. Auf Twitter betont er, dass er eine inoffizielle Kandidatur von Jositsch für absolut chancenlos hält.

Auf den Spuren von Mario Fehr

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Kommt hinzu: Wenn Jositsch als Wilder antreten würde, wäre das ein Bruch mit seiner eigenen Partei. Sie könnte ihn dann kaum mehr als Ständerat aufstellen, sagt ein bürgerlicher Parteistratege. Damit bestünde die Gefahr, dass er künftig, wie schon der Zürcher Regierungsrat Mario Fehr (64), ohne Support der SP kandidieren muss. Fehr ist heute parteilos, gehörte aber bis Juni 2021 der SP an.

Zwischen den beiden Juristen Jositsch und Fehr lassen sich weitere Parallelen ziehen: Beide wurden stets eher dem rechten Rand der Partei zugerechnet. Und bei beiden war – wohl genau auch deshalb – die Wiederwahl stets eine klare Sache. Zudem beerbte Jositsch Fehr als Präsident von KV Schweiz.

Zwar kritisierte Jositsch Fehr auch immer mal wieder, um sich von diesem abzugrenzen, wie beispielsweise nach dessen Parteiaustritt in einem Interview mit der «NZZ» oder bei der Frontex-Abstimmung, aber oft politisierten die beiden auf ähnlicher Linie.

Angesprochen auf den drohenden Bruch mit seiner eigenen Partei, will Jositsch nichts sagen. Er verweist lediglich auf den angekündigten Antrag, Kandidaturen beider Geschlechter zuzulassen. Bei seiner Pressekonferenz vom Dienstag wird er jedoch endgültig Farbe bekennen müssen. Und dabei wohl alles auf eine Karte setzen.

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