Am 13. Dezember fällt die finale Entscheidung: Dann wählt das Parlament den Bundesrat neu. Dabei geht es nicht nur um den freien Sitz des abtretenden SP-Bundesrats Alain Berset (51), sondern auch um die Attacke auf den FDP-Sitz von Ignazio Cassis (62). Die Grünen haben den Angriff offiziell angekündigt. Und die FDP befürchtet, dass auch aus der Mitte ein «Geheimplan gegen Cassis» gestartet wird.
Doch egal, wer gewählt wird: Jemand profitiert davon, weil anderswo ein Mandat frei wird.
Basler Kampf um Jans-Sitz
Zum Beispiel in Basel. Das werden bereits die Messer gewetzt! Regierungspräsident Beat Jans (59) startet aus der Pole-Position ins Bundesratsrennen. Der Kanton hat vorsorglich bereits das Datum für eine Ersatzwahl angesetzt. Am 3. März 2024 würde die Basler Stimmbevölkerung entscheiden, wer neu für Jans in die Kantonsregierung einziehen würde.
Schon jetzt ist klar, dass es im Ernstfall zu einer harten Auseinandersetzung kommen wird. Aktuell hält die SP in der siebenköpfigen Regierung drei Sitze, die Liberal-Demokratische Partei zwei Mandate sowie Mitte und GLP je einen Sitz.
Logisch, dass die SP den Sitz verteidigen will. Bereits werden erste Namen herumgereicht. Als potenzielle Anwärter kommen etwa Nationalrätin Sarah Wyss (35), alt Nationalrat Mustafa Atici (54) oder Parteichefin Lisa Mathys (45) infrage. Auch einige Grossräte dürften sich entsprechende Gedanken machen, falls Jans die Wahl schafft.
Auf sicher haben die Genossinnen und Genossen den Sitz aber nicht. Die Bürgerlichen werden bestimmt einen Angriff starten, allen voran die FDP. Aber auch die SVP gibt sich kämpferisch.
Denkbar ist zudem, dass auch das grüne Lager ein Regierungs-Comeback versucht. So werden Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan (43), die in Basel der lokalen Partei Basta angehört, durchaus Ambitionen nachgesagt. Mit ihr wäre auch die Bevölkerung mit Migrationshintergrund in der Regierung abgebildet. Allerdings wird schon im Herbst 2024 die ganze Basler Regierung neu gewählt. Gut möglich also, dass sich das grüne Lager bis dahin geduldet, um die Bündnispartnerin SP nicht zu verprellen.
Nachrutsch-Hoffungen in Graubünden
Weniger spektakulär wird es im Kanton Graubünden, sollte Jon Pult den Sprung in den Bundesrat schaffen. Profitieren würde Franzsika Preisig (50). Auf der Bünder SP-Liste schaffte sie es bei den Nationalratswahlen auf den ersten Ersatzplatz und könnte daher nachrücken. Die freischaffende Juristin und Dozentin ist vierfache Mutter und lebt in Samedan.
Zu ihren Kernthemen zählt sie etwa die Wohnungsnot samt Zweitwohnungspolitik, Verkehrs- und Energiepolitik oder Familien- und Bildungspolitik. Da Pult intakte Chancen auf das Bundesratsamt hat, darf sich Preisig die grössten Nachrutsch-Hoffnungen machen.
Kaum Chancen für Grüne
Minim hingegen sind die Chancen für Margot Chauderna (28). Bei einem überraschenden Erfolg des grünen Herausforderers Gerhard Andrey (47) bei der Bundesratswahl, würde die Freiburgerin nachrücken. Sie ist Co-Präsidentin der Jungen Grünen sowie Vizepräsidentin der Grünen und politisiert seit 2022 im Freiburger Stadtparlament.
Und sollte doch noch ein von der FDP befürchteter Geheimplan Durchschlagskraft entfalten und beispielsweise Mitte-Präsident Gerhard Pfister (61) in die Landesregierung gewählt werden, würde auf den Zuger Nationalrat mit Peter Rust (49) der Mitte-Kantonalpräsident in die grosse Kammer einziehen.