Sagenhafte 18 Wahlgänge waren nötig. Dann, um kurz nach 15 Uhr, öffnete sich die Tür von Zimmer 286 im Bundeshaus – und es war klar, wen die SP für die Bundesratswahlen nominiert: Beat Jans (59) und Jon Pult (39) traten aus dem Zimmer. Pult mit einem breiten Grinsen, Jans sichtlich überwältigt.
Der Basler Regierungspräsident Jans zeigte sich gerührt über die Nomination. Er fühle gerade eine Mischung aus Unglauben und grossem Respekt, sagte er. Die Nomination sei für ihn eine «grosse Ehre». «Ich stamme aus einfachen Verhältnissen und hätte in meinem Leben nie geglaubt, das ich einmal als Bundesratskandidat hier sitzen würde.» Der Bündner Nationalrat Jon Pult brachte derweil das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht. Auch er sei zutiefst geehrt über das Vertrauen der Fraktion. «Ich bin mir der Verantwortung bewusst.»
Co-Fraktionschefin Samira Marti (29) sagte, dass beide Kandidaten der Fraktion überzeugend hätten aufzeigen können, «wie sie die Schweiz sozialer gestalten und unser Land in die Zukunft führen wollen». Pult und Jans seien «passionierte Politiker mit einem eindrücklichen Leistungsausweis» und der nötigen Erfahrung für das Amt.
Nordmann und Allemann stark
Den 49 anwesenden Mitgliedern der SP-Fraktion war die Entscheidung schwergefallen. Sechs Kandidierende standen für die zwei Ticket-Plätze zur Auswahl. Zehn Wahlgänge brauchte es, bis mit Beat Jans der erste Kandidat auf dem SP-Ticket das absolute Mehr holte. Jon Pult wurde daraufhin in acht Wahlgängen zum zweiten Nominierten gewählt. Angesichts des langwierigen Wahlprozederes konnte man heilfroh sein, dass sich die Partei gegen ein Dreierticket entschiedet hatte.
Im ersten wie auch im zweiten Anlauf schied der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch (58) jeweils als erster aus, gefolgt vom Berner Nationalrat Matthias Aebischer (56). Beat Jans setzte sich schliesslich mit 29 zu 20 Stimmen gegen die Berner Regierungsrätin Evi Allemann (45) durch. Und Jon Pult mit 27 zu 20 Stimmen gegen den Waadtländer Nationalrat Roger Nordmann (50).
Bauernschreck vs. Ex-Juso
Den beiden Kandidaten stehen als Nächstes die Hearings in den anderen Fraktionen bevor, die übernächste Woche stattfinden. Diese werden entscheidend sein. Mit dem jetzigen Ticket ist nämlich – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch –völlig offen, wer am 13. Dezember zum Nachfolger von Alain Berset (51) gewählt wird.
Jans wie auch Pult sind nicht die Lieblingskandidaten der Bürgerlichen. Pults grösste Handicaps sind seine Juso-Vergangenheit – er gilt nach wie vor als sehr links – und die fehlende Regierungserfahrung. Gleichzeitig ist er weit über die SP hinaus angesehen als dossierfester und rhetorisch starker Politiker. «Er würde dem Gremium guttun», sagt ein FDP-Parlamentsmitglied. Jans könnte derweil die mächtige bürgerliche Bauernlobby im Parlament zum Verhängnis werden. Diese macht keinen Hehl daraus, dass sie den gelernten Landwirt unbedingt verhindern will, weil er im Parlament zu oft gegen ihre Interessen gestimmt hatte. Abgesehen davon spricht aber wenig gegen einen Bundesrat Jans.
Die beiden Kandidaten werden in den nächsten Tagen nicht nur auf jedes Wort achten müssen. Auch wie sie sich verhalten, wird mit Argusaugen beobachtet. Im Bundeshaus ist bereits zu hören, dass Pult in letzter Zeit auffällig gut gekleidet sei. Der Verdacht des Anbiederns kommt auf – was die Parlamentarier gar nicht goutieren. «Wer Bundesrat werden will, darf sich nicht zu fest verbiegen», sagt ein Mitte-Politiker. Zumindest Pult lässt die Krawatte also lieber daheim, wenn er bald zum Hearing antrabt.