Ratgeber für SP-Kandidaten
So klappts auch mit dem Bundesrat

Die SP schickt Beat Jans und Jon Pult ins Bundesratsrennen als Nachfolge von Alain Berset. Doch nur einer kann den Schweizer Polit-Olymp erklimmen. Blick verrät im Guide to Bundesrat, was es dazu braucht.
Publiziert: 27.11.2023 um 20:04 Uhr
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Aktualisiert: 04.12.2023 um 10:28 Uhr
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Strahlende Sieger: Jon Pult (links) und Beat Jans wurden von der SP-Fraktion als Bundesratskandidaten nominiert.
Foto: keystone-sda.ch

Da warens nur noch zwei. Nach schier endloser Ausmarchung mit 18 Wahlgängen hat die SP am Samstag ihre beiden Kandidaten für die Nachfolge von Alain Berset (51) auf den Schild gehoben: den Basler Regierungspräsidenten Beat Jans (59) und den Bündner Nationalrat Jon Pult (39). Für beide sind die Schalthebel der Macht schon zum Greifen nah.

Doch nur einer kann bei den Bundesratswahlen vom 13. Dezember den Polit-Olymp erklimmen. Und der Weg bis dahin bleibt mit Fallstricken und Fettnäpfchen gespickt. Der Blick-Ratgeber hilft dabei, das Gros der Fettnäpfchen zu umdribbeln. Denn nun gilt es, neben der eigenen Fraktion auch die anderen Parteien von sich zu überzeugen.

Grüssen Sie freundlich

Auch in der Öffentlichkeit gilt es zu punkten. Klar, die Bevölkerung kann die beiden zwar nicht wählen, aber ein überzeugender Aussenauftritt hilft auch im Parlament. Zentral aber sind die Kolleginnen und Kollegen in den beiden Räten.

Darum, lieber Bundesratskandidat: Grüssen Sie lieber einmal zu viel und seien Sie stets freundlich, auch zu den politischen Gegnerinnen und Gegnern. Ansonsten droht Ihnen ein ähnliches Schicksal wie der Basler SP-Ständerätin Eva Herzog (61), die vor einem Jahr Simonetta Sommaruga (63) im Bundesrat beerben wollte – und gegen die heutige Justizministerin Elisabeth Baume-Schneider (59) unterlag. Auch, weil sie als «unnahbar» und «sperrig» gilt.

Zeigen Sie Demut

Tun Sie weiterhin nicht so, als wären Sie bereits gewählt. Das hätten Sie, lieber Beat Jans (59), auch ihrem Kanton sagen sollen. Bereits jetzt das Datum bekannt zu machen, an dem Ihr Nachfolger gewählt würde, wie das Basel-Stadt am Montag gemacht hat, ist schon recht forsch. Das kann Ihnen als arrogant ausgelegt werden.

Sehen Sie, Herr Pult und Herr Jans, auch von Whatsapp-Nachrichten an Weggefährten ab, in denen Sie ankündigen, sich nach der Wahl nicht mehr für so viele Dinge engagieren zu können. Das geschah bei der Kandidatur des ehemaligen Zuger Finanzdirektors und heutigen Mitte-Ständerats Peter Hegglin (62). Der Mitte-Mann schaffte es danach nicht einmal mehr aufs offizielle Ticket seiner Partei.

Verzichten Sie auf Massanzüge

Dann die öffentlichen Auftritte. Vermeiden Sie es, auswendig gelernte Parteiparolen herunterzubeten. Und achten Sie auf Ihre Erscheinung. Aber verbiegen Sie sich nicht, bleiben Sie authentisch. Wer plötzlich, wie Jon Pult (39), als Genosse Anzug und Krawatte trägt, wirft Fragen auf.

Grundsätzlich gilt: Zu grosse oder enge Anzüge kommen nicht gut. Schlimmer aber noch ist es, als SPler im Massanzug daherzukommen. Diese Anbiederung an die FDP könnte Mitte-Links vergraulen. Halten Sie sich darum am besten an ein einfaches Hemd, ein klassisches Sakko und eine unauffällige Anzughose. Damit machen Sie auf jedem Podium und bei jedem Apéro eine gute Figur.

Pflegen Sie gute Beziehungen

Aber Obacht: Auf dem Podium können Sie zwar mit Schlagfertigkeit und Pointen punkten. Verbale Entgleisungen wie «Dä isch en Depp» – das passierte Heidi Z’graggen (57) im Jahr 2018 – sollten Sie hingegen dringend vermeiden. Passen Sie also stets auf, ob das Mikrofon wirklich ausgeschaltet ist oder nicht.

Denn: Selbst wenn Sie gewählt werden sollten, sind gute Beziehungen zu politischen Verantwortungsträgerinnen das A und O. Betonen Sie stets «die konstruktive Zusammenarbeit», die Sie anstreben. Und «die besten Lösungen für die Herausforderungen unseres Landes», die Sie gemeinsam finden wollen.

Vor allem aber überlegen Sie sich auch, ob Sie eine PR-Firma engagieren wollen. Es könnte sich lohnen. Das zeigt die gut orchestrierte Bundesratskampagne von Baume-Schneider. Ihr Bild mit dem Schwarznasenschaf darf heute zu Recht als PR-Coup des vergangenen Jahres betitelt werden.

Zu guter Letzt: Spielen Sie stets mit offenen Karten – nicht wie 2011 der SVP-Bundesratskandidat Bruno Zuppiger (1952–2016). Es wurden Unregelmässigkeiten bei der Verwaltung einer Erbschaft einer früheren Mitarbeiterin aufgedeckt, worauf die Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich ein Strafverfahren gegen ihn einleitete. Die SVP nahm ihn als Bundesratskandidat aus dem Rennen. Er war politisch erledigt.

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